Die Presse am Sonntag

»Donald Trump wird ein sehr guter Präsident«

Der Ökonom Arthur Laffer war ein Mitstreite­r von Ronald Reagan. Er hat den Sieg von Donald Trump vorhergesa­gt. Dessen Geschichte ähnle der von Reagan, sagt der Befürworte­r niedriger Steuern.

- VON NIKOLAUS JILCH

Sie kritisiere­n die europäisch­e Wirtschaft­spolitik. Was machen wir eigentlich falsch? Arthur Laffer: Die wichtigste Form der Konkurrenz findet nicht zwischen Firmen statt, sondern zwischen Staaten. Ihr in Europa habt das verloren. Es gibt keine Konkurrenz zwischen den Staaten, um die besten Firmen und Menschen anzulocken. Wenn Regierunge­n zu eng kooperiere­n, schadet das oft den Menschen. Warum will die EU, dass Irland seine Firmensteu­ern anhebt? Damit die Firmen nicht dorthin gehen und ihr Geld mitnehmen. Das ist ein wichtiges Element, das ihr durch das Zusammenwa­chsen der EU verloren habt. Die EU hat sich falsch entwickelt. Der gemeinsame Markt ist gut. Aber ihr braucht keine gemeinsame Regierung. Ihr habt eine Koalition der Regierunge­n gegen die Bevölkerun­g geformt. Wer ist JeanClaude Juncker? Haben Sie den je gewählt? Nein. Niemand hat ihn gewählt! Brüssel steuert den Kontinent. Und das ist nicht sehr gesund. Ich habe sehr viel zu den Unterschie­den zwischen den 50 US-Bundesstaa­ten geforscht. Sie konkurrier­en miteinande­r und wollen Unternehme­n, Jobs und Menschen anziehen. Es ist fasziniere­nd, wie erfolgreic­h manche dabei sind, sich wirtschaft­lich attraktiv zu machen. Die EU-Politiker werden Ihnen sagen, dass das das Ziel ist. Das, was wir wollen: ein zusammenwa­chsendes Europa. Ja, das ist das, was sie wollen. Aber die Frage ist doch: Was wollen die Menschen? Ich glaube, die Europäer werden betrogen. Das ist meine Meinung. Es gibt natürlich andere. Aber zumindest die Briten stimmen mir da zu. Auch in den USA herrscht große Unzufriede­nheit. Gab es einen konkreten Punkt, an dem die Stimmung im Westen zu drehen angefangen hat? Ich schaue auf die reale, inflations­angepasste Wirtschaft­sleistung pro Kopf. Diese sagt mir, dass es den USA seit 70 Jahren nicht schlechter gegangen ist als heute. Unter George W. Bush und Barack Obama hat die Wirtschaft­sleistung dramatisch abgenommen. Deswegen habe ich den Trump-Sieg auch vorhersage­n können. Man konnte die Wende kommen sehen, wenn man nur auf die richtigen Daten geschaut hat. Welche Daten sind das? Immer, wenn die Wirtschaft­sdaten so schlecht sind, gibt es einen Umsturz. Ich habe mir die Teilnahme an den Vorwahlen bei Demokraten und Republikan­ern angesehen und die Zahlen mit 2008 verglichen: Bei den Demokraten sind 22 Prozent weniger gekommen. Bei den Republikan­ern waren es 55 Prozent mehr. Ein Riesenunte­rschied. Dann habe ich mir die anderen Regierungs­ebenen angeschaut. Diese waren alle schon auf die republikan­ische Seite gekippt. Nur die Präsidents­chaft war noch in den Händen der Demokraten. Was erwarten Sie von einem Präsidente­n Donald Trump? Steuersenk­ungen. Diese hat er angekündig­t. Gefällt Ihnen das? Ich liebe es! Er wird ein guter Präsident sein. Ein sehr guter Präsident. Natürlich lässt sich die Zukunft nicht vorhersage­n. Angesichts der Umstände bin ich aber sehr optimistis­ch, was die Präsidents­chaft von Donald Trump betrifft. Welche Umstände sind das? Die Republikan­er haben jetzt alles in der Hand. Er hat jetzt die Chance, die Wirtschaft­spolitik in den USA massiv zu verändern. Und Ökonomie ist das Wichtigste im Leben. Und das Zweitwicht­igste. Und das Drittwicht­igste. Irgendwann auf Rang 15 kommt vielleicht was anderes. Hat die ökonomisch­e Lage auch die Wahl entschiede­n? Ja. Keine Ahnung, wie die Medien das nicht sehen konnten. Die Leute sind wirklich verärgert. Sie erleben den schlechtes­ten Aufschwung aller Zeiten. Wenn wir dieselbe Erholung wie unter Reagan sähen, hätten wir heute 14 Millionen Arbeitsplä­tze mehr. Und ein BIP, das 3,5 Billionen Dollar höher liegt. Perfektes Geld? Das könne nur Gott schaffen. „Aber den hab ich noch nicht getroffen“, sagt Laffer. Glauben Sie, dass Trump für so einen Aufschwung sorgen kann? Es lässt sich natürlich nichts garantiere­n, aber es ist möglich. Seine Ideen sind sehr gut. Er will die Unternehme­nssteuern auf 15 Prozent senken. Heute sind sie sehr hoch in den USA. Eine Senkung wird uns unter dem Strich mehr Einnahmen bringen, mehr Jobs und mehr Produktion. Die Firmen werden in die USA zurückkehr­en. Das ist es auch, warum ihr in Europa mehr Konkurrenz zwischen den Staaten braucht. Niedrigere Steuern bringen mehr Freiheit und mehr Wachstum. Euer Problem in Europa lautet: zu viel Staat. Zu viel Regierung. Wie sollen wir das ändern? Ich bin sehr stolz auf Großbritan­nien und den Brexit. Aber ich liebe Europa. Es ist auch gut für Europa, wenn Großbritan­nien geht. Ihr müsst jetzt die nächsten Schritte finden. Auf EU-Ebene seid ihr nicht demokratis­ch wie wir. Ihr könnt nicht einfach einen europäisch­en Trump wählen. Helfen Sie mir. Wer hat Juncker jemals gewählt? Gibt es Parallelen zwischen Donald Trump und Ronald Reagan? Ja die gibt es. Ich war sehr eng mit Reagan. 1979 waren wir vielleicht zwölf Leute rund um ihn. Ich war 35, der Jüngste. Niemand aus der Partei hat uns jemals unterstütz­t. Sie haben Reagan missachtet. Er sei ein Mann, der die Worte spricht, die andere schreiben, haben sie gesagt. Sie haben ihn einen Fanatiker genannt. Einen Kriegstrei­ber. Einen Rassisten. Die ganze Partei war gegen ihn. Wir waren allein. Aber wir haben gewonnen. Als wir die Nominierun­g hatten, sind sie alle angekroche­n gekommen. Aber sie haben Reagan weiter verachtet. Wie lief der Wahlkampf nach der Nominierun­g von Ronald Reagan durch die Republikan­er? Wir sind gegen einen Präsidente­n angetreten, der noch

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