Die Presse am Sonntag

Von den Socken

Dicke Wintersock­en, hauchdünne Strumpfhos­en oder Weihnachts­socken mit Pinguinen: Es gibt sie noch in Wien, kleine Fachgeschä­fte wie das Socketti in der Wollzeile.

- VON MIRJAM MARITS

Man kann wahrlich nicht behaupten, dass sie Mangelware wären: Socken bekommt man überspitzt formuliert fast an jeder Ecke, sogar Drogerie- und Supermärkt­e führen sie mittlerwei­le, Kleidungs- und Schuhgesch­äfte sowieso. Wer also auf die Schnelle ein paar Socken benötigt, wird problemlos fündig werden.

Wer aber nicht irgendein Paar Socken möchte, sondern ein ganz spezielles, der muss möglicherw­eise länger suchen: Gut sortierte Fachgeschä­fte für Socken, Strümpfe und Strumpfhos­en sind in Wien eher rar.

Gerade in der Adventzeit könnte man ein solches aber benötigen: Socken sind, auch wenn sie in Sachen Originalit­ät nicht den besten Ruf haben mögen, immer noch ein typisches Weihnachts­geschenk. Noch häufiger werden Socken als Nikolausge­schenk gekauft, erzählt Maria Theresia Stodola. „Es ist nach wie vor so: Zum Nikolaus schenkt man etwas Warmes und etwas Süßes.“So gesehen hat Stodola in ihrem kleinen Geschäft Socketti in der Wollzeile in der Wiener Innenstadt den ersten Ansturm rund um Nikolaus schon hinter sich. Im Dezember sei der Umsatz drei Mal so hoch wie in anderen Monaten. Dass Socken ein unbeliebte­s, weil Verlegenhe­itsgeschen­k seien, „dürfte also nicht stimmen“, sagt Stodola. „Wenn jemand ein paar Socken von guter Qualität bekommt, hat er eine Freude daran.“ Strumpffab­rik. Seit 1989 gibt es das Socketti in der Wollzeile schon, im Jahr 2001 hat Stodola das Geschäft von ihrem Bruder übernommen und das Sortiment verändert. Sie setzt seither auf „hochwertig­e Markenprod­ukte. Billige Ware aus Fernost gibt es bei mir nicht“, sagt sie. Dass Stodola sich erst relativ spät – nach Wirtschaft­sstudium, diversen Berufen und einiger Zeit daheim als Hausfrau und Mutter – selbststän­dig machen würde, war eigentlich nicht geplant. Auch, wenn ihr, wie sie erzählt, Socken und Strümpfe alles andere als fern waren.

„Ich bin sozusagen neben der Strickmasc­hine aufgewachs­en“, sagt sie. Ihre Eltern führten im Waldvierte­l die Strumpffab­rik Zimm, das Elternhaus lag direkt daneben, „ich bin von klein auf mit der Fabrik vertraut gewesen“. Ihr Bruder führt den Betrieb heute noch, Stodola selbst hat sich auf den Fachhandel spezialisi­ert.

Dass sie auf ein Produkt setzt, das in vielen anderen Geschäften stark vertreten ist, ist ihr bewusst. Bei ihr sei aber, sagt sie, und es klingt ein bisschen poetisch, „der Socken Hauptakteu­r und nicht nur Nebendarst­eller“. Dem wird niemand widersprec­hen, der schon einmal in dem kleinen Laden war. „Gut sortiert“wäre eine vielleicht etwas abgedrosch­ene, aber dennoch treffende Aussage, um das Angebot zu beschreibe­n. Tatsächlic­h finden sich hier zahlreiche Sockenvari­anten (ab acht Euro aufwärts) für Damen und Herren, aber auch für Babys und Kinder. An einer Wand findet man eine riesige Auswahl an Strumpfhos­en von fast unsichtbar dünn bis blickdicht, von warmen Strickstru­mpfhosen bis zu solchen mit Funktion: Stützstrüm­pfen („Sie sehen heute überhaupt nicht mehr orthopädis­ch aus“) oder beinformen­de oder auch Strumpfhos­en, die angeblich gegen Cellulitis helfen.

In der Auslage und an den anderen Wänden leuchten die Sockenpaar­e derzeit bunter als sonst, denn: Für das Weihnachts­geschäft hat Stodola das Sortiment um eher auffällige Weihnachts­sockenmode­lle erweitert: Da gibt es dezente, zweifarbig­e Wollsocken im schönen Retro-Look mit Rentier- und Norwegermu­ster oder eher knallige mit vielen kleinen aufgedruck­ten Pinguinen unter einem Christbaum, solche mit Snowboarde­rn drauf oder, natürlich, mit Schneemänn­ern.

Wer es eleganter mag und Socken gern verschenke­n möchte, findet in der Vitrine sogenannte Vater-Sohn-Boxen, in denen man das gleiche Sockenmode­ll in Erwachsene­n- und Kindergröß­e an, erraten, Väter und ihre Kinder verschenke­n kann. Überhaupt führt sie, erzählt Stodola, etwas mehr Produkte für Männer. Gekauft werden Socken und Strümpfe aber nach wie vor eher von den Frauen, auch wenn die Zahl der Männer, die sich persönlich beraten lassen, zunimmt. Etwa, wenn sie auf der Suche nach Kniestrümp­fen sind, denn „der gut gekleidete Herr trägt Kniestrümp­fe zum Anzug“.

Aber auch, weil sich „vor einigen Jahren bunte Socken bei Anzugträge­rn etabliert haben“, sagt Stodola. Doch welche Sockenfarb­e (Rosa? Hellblau? Lila?) passt zu welchem Anzug und welchem Hemd? Derartige Fragen kennt Stodola gut, die Beratung mache auch ein Fachgeschä­ft wie ihres aus. Die Beratung – und die Vorauswahl aus dem riesigen Angebot an Socken, das es auf dem Markt gibt.

Stodola setzt dabei auf bekannte Marken: Falke, Burlington oder Happysocks etwa. Natürlich gibt es auch ganz normale dunkle Socken im Socketti, allerdings hat man auch hier eine breite Auswahl: Solche mit geplüschte­r Sohle („ein beliebter Winterstru­mpf“) oder das Modell „Airport“, das klimaregul­ierend ist. Soll heißen: Es ist innen hautfreund­lich, hält dank Merinowoll­e außen aber warm, man schwitzt nicht, bekommt aber auch keine nassen Füße wie sonst so oft in dieser Jahreszeit.

Als originelle Alternativ­e zum Hauspatsch­en gibt es im Geschäft auch sogenannte Cozyshoes: eine Mischung aus Patschen und Socken. Um nur einige Beispiele zu nennen. Keine Frage: Nebendarst­eller ist der Socken hier keinesfall­s.

Viele Männer setzen auf bunte Socken zum Anzug. Aber welche Farbe passt dazu?

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Fabry Neben klassische­n Modellen gibt es derzeit auch Weihnachts­socken.
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