Klassisches Design trifft neue Technik
Statt Goldgräberstimmung herrscht auf dem Wearable-Markt Resignation. Das Feld hat sich auf zwei Konkurrenten reduziert. Aktuell auf die Gear S3 von Samsung und die Apple Watch 2.
Motorola zieht sich vorerst aus dem Smartwatch-Geschäft zurück. Das Feld hat sich ausgedünnt. Viele große Hersteller sind nicht übrig geblieben. Neue Modelle haben lediglich Samsung und Apple auf den Markt gebracht. Von den Funktionen unterscheiden sich die Apple Watch 2 und die Gear S3 nicht sehr. Punkten kann Samsung aber definitiv bei der AkkuAusdauer. Muss die Apple-Watch täglich an die Steckdose, schreit die Gear S3 erst nach drei Tagen nach einer Verschnaufpause. Dafür dauert diese dann aber auch etwas länger.
Samsung hat sich bei der Gear S3 für ein klassisches Uhrendesign entschieden, dessen Aussehen durch eine große Auswahl an kostenlosen und kostenpflichtigen Zifferblätter variiert werden kann. Für zierliche Armgelenke ist das neue Smartwatch-Modell der Koreaner nicht zwingend. Einerseits ist die Uhr mit einem Gehäusedurchmesser von 46 Millimetern nicht gerade klein und mit 62 Gramm bringt sie auch deutlich mehr Gewicht auf die Waage als zum Beispiel der Vorgänger, die Gear S2. Groß, männlich, sportlich. Die Uhr ist mit reichlich technischem Firlefanz ausgestattet. Manches ist sinnvoll, manches eben nur nette Spielerei. GPS ist wie auch beim Apple-Produkt mit an Bord. Für Hobbysportler eine praktische Erweiterung, denn Laufstrecken können jetzt ordentlich erfasst werden, ohne das Smartphone mitnehmen zu müssen. Auf sportliche Präzision darf man sich aber nicht verlassen, denn Ungenauigkeiten ließen sich während des Sports feststellen. Auch bei der Anzeige der geleisteten Schritte haben zuweilen holprige Straßen dazu geführt, dass Schritte dazugezählt wurden.
Beim Aussehen hat sich Samsung klar auf Männer als Zielgruppe eingeschossen. Die auffällige Lünette, die Größe. Die Uhr erinnert an klassische Sportchronometer. Das ist nicht negativ zu bewerten, denn die Gear S2 aus dem Vorjahr war deutlich graziler und femininer im Design. Zudem veröffentlichte Samsung vor Kurzem ein Update, das nahezu alle Funktionen der Gear S3 auf das Vorgängermodell bringt. K.I.T.T.–Gefühle. David Hasselhoff machte die Serie „Knight Rider“in den 1980er-Jahren zu einem Welthit. Das sprechende Auto K.I.T.T war stets an seiner Seite und wenn nicht, konnte David Hasselhoff als Michael Knight über den Comlink um Hilfe rufen. Das ist im Prinzip auch mit der S3 möglich, nur sind, wie auch schon bei der Apple Watch 2, die verbauten Lautsprecher für ein Gespräch in einer leisen Umgebung in Ordnung. Als Freisprecheinrichtung während des Autofahrens ist die Klanqualität nicht ausreichend. Der Gesprächspartner wird kaum bis nicht verstanden.
Für die Samsung-Uhr werden 399 Euro fällig. Die Apple Watch 2 ist bereits ab 319 Euro, abhängig von der Ausstattung, erhältlich. Eine große Gemeinsamkeit. Smartwatches stecken aber nach wie vor in den Kinderschuhen. Für all jene, deren Smartphone zum Uhren-, Kamera-, Kalenderersatz geworden ist, haben Hersteller kaum Argumente für eine Rückkehr zum Armschmuck. Eine Schwäche haben die Uhren nämlich immer noch: Sie müssen an den Strom. Zwar sind drei bis vier Tage, wie es bei der Gear S3 der Fall ist, bereits eine beachtliche Steigerung, aber sobald die Uhr an den Strom musste, hat die Testerin vergessen, dass sie die Uhr eigentlich wieder anlegen könnte.