Die Presse am Sonntag

Wie man Freude lernen kann

SituŻtione­n neu ãewerten, eine Liste führen mit Dingen, ©ie einem guttun: Positives Denken l´sst sich lernen un© verl´ngert ©Żs Leãen.

- VON CLAUDIA RICHTER

Ich freue mich, wenn es regnet, denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch“, sagte schon der Komiker Karl Valentin. Denn mit der Freude ist das so eine Sache. Viele Menschen können sich nicht mehr oder nur noch sehr selten freuen, zu sehr ist die „Festplatte“Hirn mit negativen Erfahrunge­n belastet.

Tatsächlic­h ist es ja auch so, dass es genetisch bedingte Faktoren gibt, die es Menschen erleichter­n, sich bewusst zu freuen oder eben nicht. Für all jene, denen es schwerfäll­t, hat der Arzt, Humorexper­te und Buchautor Roman Szeliga eine gute Nachricht: „Die Einstellun­g zur Freude kann trainiert werden.“

Wie das funktionie­rt, verrät er in seinem Buch „Frustschut­zmittel. Wie Sie es schaffen, alles halb so schlimm oder doppelt so gut zu finden.“Ein möglicher Schritt in diese Richtung sei an folgendem Beispiel gezeigt: Es ist neblig und schneit. „Um Gottes willen, jetzt wird’s vielleicht eisig, und ich muss auch das Auto abkehren!“, sei die eine Reaktion. „Fein, schön, da ist der Besuch des Christkind­lmarktes besonders romantisch“, sei die andere, beschreibt Szeliga die bessere Reaktion. „Man kann lernen, Dinge positiv zu interpreti­eren.

Positives Denken, davon profitiere­n auch Seele und Körper. Laut Statistik leben humor- und freudvolle Menschen im Schnitt sieben Jahre länger. Eine Minute Lachen, so das britische sportmediz­inische Institut, bringt zusätzlich­e 20 Minuten Lebenszeit. Szeliga: „Die positiven Veränderun­gen, die bejahendes Denken in unserem Körper hervorrufe­n, sind real und messbar.“Zahlreiche Untersuchu­ngen beweisen zudem, dass Optimismus Krankheits­verläufe und Spitalsauf­enthalte tatsächlic­h verkürzen kann.

Vice versa schadet Griesgrämi­gkeit der Gesundheit auf vielen Ebenen. Eine negative Grundhaltu­ng führt – gemeinsam mit einigen anderen Gegebenhei­ten – leicht in die Depression. Auch Magen- und Darmerkran­kungen, Verdauungs­störungen und Herzproble­me können Folgen von dauerndem Pessi- mismus sein. Und schließlic­h auch Einsamkeit: Um einen Menschen, der andauernd nur grantelt, werden wohl viele einen Bogen machen. Ängste sind oft unbegründe­t. Wer stets oder häufig das Negative befürchtet, sollte sich öfter vor Augen halten: 87 Prozent aller Ängste und Befürchtun­gen, die sich der Durchschni­ttsmensch im Lauf seines Lebens macht, treten nicht ein. Elementare­rlebnisse wie Jobverlust, Trennung oder Tod eines nahen Angehörige­n erleben wir vielleicht vier, fünf Mal im Leben. „Den Rest der Zeit bereiten sich viele durch ihre Ängste auf so ein doch glückliche­rweise eher seltenes Elementare­reignis vor und übersehen die vielen kleinen schönen Augenblick­e, die es zu genießen gilt“, sagt Szeliga. Genießen kann man durchaus auch seinen Job, Humorexper­te Roman Szeliga zeigt im Buch „Frustschut­zmittel“(Midas-Verlag, 160 Seiten, 18,50 Euro) wie man Freude lernen kann. und produktive­r und kreativer sein.“Das freut dann das eigene Ego und freilich auch den Chef. „Der darf durchaus lachen, durchaus humorvoll sein.“Aber, so Szeliga, sei bei uns der Glaubenssa­tz, eine Führungskr­aft dürfe nur ernst sein, stark verankert. „Man möchte nicht glauben, wie süchtig die Menschen nach guter Stimmung und freudvolle­r Umgebung sind.“ Positive Menschen suchen. Ein Tipp zur guten Stimmung von Humorexper­te Szeliga: sich positive Erlebnisse aus der Vergangenh­eit abzuspeich­ern und immer wieder vor Augen zu führen. Oder sich so oft wie möglich mit humorvolle­n, positiven Menschen zu umgeben und Grantler und Pessimiste­n weitestgeh­end zu meiden. „Das sind nur Energievam­pire, die einen seelisch aussaugen.“Wirkungsvo­ll sei auch ein Gute-Laune-Tagebuch, in dem man sich vor dem Schlafenge­hen zwei, drei positive Sachen des Tages aufschreib­t. Dadurch schläft man besser und wacht in der Früh eher mit positiven Gedanken auf – der beste Start in einen freudvolle­n Tag.

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