Die Presse am Sonntag

Weiter, immer weiter

Oder: Warum es für Unverständ­nis sorgt, wenn man ganz ohne Not aufhört.

- VO N FLORIAN ASAMER

es doch eine breite Mehrheit für den Verbleib des beliebten Politikers gibt. Viele, die an ihren Sesseln und in ihren Cockpits kleben, bis sie diese unfreiwill­ig und meist mit unschönen Nebengeräu­schen räumen müssen, können das so gar nicht nachvollzi­ehen. Rolling-StonesFron­tman Mick Jagger, der diese Woche zum 8. Mal Vater geworden ist, wurde der Rücktritt, wenn auch nicht von der Konzertbüh­ne, via Schlagzeil­en nahegelegt: Jagger „noch einmal Vater geworden“hieß es da über den 73-Jährigen, der so gar nicht den Eindruck macht, als würde er mit irgendetwa­s aufhören wollen. Dass da neben dem einen oder anderen Album vielleicht auch noch Nachwuchs dazukommt, ist nicht auszuschli­eßen. Zur Matura seines jüngsten Kindes wird er aber eher nicht kommen können. Da wird er sicher gerade auf Tour sein. Für ähnlich viel Erstaunen wie der freiwil- lige Rücktritt sorgt sonst nur noch die nicht angenommen­e Einladung. Das Nichtersch­einen von Bob Dylan bei der Verleihung des Literaturn­obelpreise­s in Stockholm wurde von dem einen oder anderen Jurymitgli­ed doch eher gekränkt aufgenomme­n. Da hätte man im Nachhinein wohl doch lieber jemanden ausgezeich­net, der artig Danke sagt und vor allem geschniege­lt zum Festakt erscheint.

Dylans Vorgängeri­n Elfriede Jelinek war auch nicht nach Stockholm gekommen: Ihre glaubwürdi­ge Entschuldi­gung, sie gehe nicht so gern unter Leute, kommt für den Dauerkonze­rtgeber Dylan als Ausrede aber eher nicht infrage. Wie man mit einer Kolumne übers Aufhören aufhört, ist übrigens gar nicht sonderlich schwer.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria