Gstisch verdient hat
Schlott. Im 14. und 15. Jahrhundert gab es eine regelrechte Blütezeit, damals wurden die meisten Teiche angelegt. Im 19. Jahrhundert hingegen wurden viele davon wieder aufgelassen. Schuld daran war der gestiegene Getreidepreis, der viele Teichwirte dazu veranlasste, auf Getreide umzusatteln. Damals gab es übrigens nicht nur im Waldviertel und in der Steiermark viele Karpfenteiche, sondern auch im Weinviertel. Herr Schlott hat dazu eine lustige Geschichte parat: Ausgerechnet die Winzer waren es nämlich, die aufgeschrien haben, als im Weinviertel Karpfenteiche stillgelegt wurden. „Weil die Teiche einen Einfluss auf das Klima haben. Die Fröste kommen später, und der Wein konnte länger reifen.“Viel geholfen hat der Protest allerdings nicht. Die meisten Karpfenteiche gibt es heute nach wie vor im Waldviertel und in der Steiermark. Das Waldviertel kommt auf 1775 Teiche mit einer Wasserfläche von insgesamt 1700 Hektar. Rund 400 Tonnen Karpfen werden hier jährlich gefischt. Zum Vergleich: In Tschechien gibt es 48.000 Teiche. Auch das ist ein Grund, warum die Marke Waldviertler Karpfen gegründet wurde. In der Steiermark werden auf einer Wasserfläche von insgesamt rund 1000 Hektar Karpfen gehalten, allerdings in kleineren Teichen als im Waldviertel. Dort kommt den Fischen das wärmere Klima zu Gute, weshalb ein Karpfen im Waldviertel meist vier Jahre braucht, bis er die passende Speisefischgröße hat, in der Steiermark nur drei Jahre. „Im Waldviertel haben sie ja ein sibirisches Klima, wir haben ein toskanisches“, sagt dazu Helfried Reimoser vom Teichwirteverband Steiermark. Winterruhe. Wachsen kann der Karpfen nämlich nur im Sommer. Bei 13 bis 15 Grad Wassertemperatur kann er nicht mehr verdauen und hält deshalb Winterruhe, während der er sich in tiefere Bereiche verkriecht. Bevor es aber soweit ist, sorgen die Teichwirte für einen Ausgleich mit tierischem Plankton und zugefüttertem Getreide. „Wenn er nur Naturnahrung, also Plankton, frisst, wächst er nicht schnell genug. Und wenn er nur Getreide frisst, wird er fett“, erklärt Schlott, der sich intensiv mit der Nahrung des Karpfens befasst hat. Deshalb wird heute das Wasser der Teiche genau überprüft. Auch wenn der Schlamm und die Trübung für den Menschen unappetitlich wirken, es ist genau die ideale Umgebung für den Karpfen. Die Proteine holt sich der Fisch über Plankton wie Bodenorganismen, Insektenlarven, Würmer und den Wasserfloh, der zu den Krebstieren gehört. Zugefüttert werden vor allem Roggen, Gerste und Weizen. Mais, der dem Fisch eine gelbliche Farbe gibt, wird hingegen kaum mehr gefüttert.
Im Oktober findet das große Abfischen statt, bei dem das Wasser aus den Teichen abgelassen wird. Anschließend kommen die Fische in Hälterteiche, aus denen sie je nach Bedarf gefischt werden können. „Zwölf bis 13 Tonnen Karpfen haben wir allein in diesem Schupfen“, sagt Hafellner und führt in eine große Holzhütte, die aus dem Jahr 1930 stammt. Drinnen scheint es nicht viel wärmer als draußen zu sein. Das Wasser hat dennoch die ideale Temperatur für die Fische. Das Dach sei aber nicht nur wegen der Kälte notwendig. Der Fischotter habe nämlich längst die Vorzüge des Karpfens für sich entdeckt. Drei bis vier Jahre braucht ein heimischer Karpfen, bis er die richtige Speisefischgröße hat. Im Oktober wird in den Teichen abgefischt, die Tiere werden dann in Hälterungsanlagen gehalten. Hat das Wasser unter 13 Grad, zieht sich der Karpfen für die Winterruhe in tiefere Gebiete zurück. Vermarktet werden die Karpfen u. a. über die Marken Waldviertler Karpfen und Steirischer Teichland-Karpfen.
Wegen dem hohen Getreidepreis wurden früher viele Teichwirte lieber Bauern.
Kinsky’sches Forstamt: Der BioBetrieb produziert in 30 Teichen rund 40 Tonnen Karpfen pro Jahr. Schremserstraße 1, 3860 Heidenreichstein, www.kinsky-heidenreichstein.at