Die Presse am Sonntag

Chwunden sind

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produktion und auf Masthühner ausgericht­et, dass die Weitervera­rbeitung von Legehennen nicht vorgesehen ist. Man brauchte dafür eigene Schlachtan­lagen, weil die Tiere viel größer sind. Renaissanc­e der Hühnersupp­e. Es gibt in Österreich einen einzigen solchen Schlachtho­f, der sich selbst eher ungern in die Öffentlich­keit stellt. Die Österreich­ische Suppenhenn­enverarbei­tungs AG im niederöste­rreichisch­en Weistrach verzichtet auf eine Website und ist nur Branchenke­nnern ein Begriff. Für ein Telefonat war Geschäftsf­ührer Bernhard Pürrer (der auch in der Österreich­ischen Frischeier Erzeugerge­meinschaft tätig ist) aber zu erreichen. „Das ist relativ einfach: Wenn der Konsument es haben wollte, gäbe es mehr Suppenhühn­er. Es gibt aber kaum einen Markt in Österreich für Suppenhühn­er“, sagt er. Alte Legehennen gäbe es aber zuhauf.

6,5 Millionen Legehennen ergab die letzte Zählung im November. Pro Jahr werden vier bis 4,5 Millionen Hennen geschlacht­et. Die Suppenhenn­enverarbei­tungs AG ist der einzige Betrieb in Österreich, der das im großen Stil macht. Das Schlachtha­us ist extra auf die größeren Tiere ausgericht­et. Nachdem die Tiere geschlacht­et werden, werden sie nach Norddeutsc­hland transporti­ert, wo sie manuell entbeint werden und in die Verwertung kommen. Pürrer ist es wichtig zu betonen, dass der Schlachtkö­rper der heimischen Legehennen nicht in Tierfutter kommt. Vielmehr werden daraus verarbeite­te Produkte, wie Würste, gemacht. Nur die Köpfe kommen ins Tierfutter.

Das Leben einer Legehenne ist im Schnitt nach 15 bis 20 Monaten und rund 300 gelegten Eiern vorbei. Danach wäre die Henne nicht mehr rentabel. Die Legeleistu­ng lässt nach, die Schalen werden zu dünn, und auch das Risiko für Krankheite­n wird größer.

Pürrer hat dennoch eine kleine „Renaissanc­e der Hühnersupp­e“beobachtet, wie er sagt. Deshalb möchte er für den nächsten Winter versuchen, einen Markt für Suppenhühn­er aufzubauen. Näheres will er noch nicht verraten, nur so viel: Funktionie­ren könne das nur gemeinsam mit dem Lebensmitt­eleinzelha­ndel.

Derzeit kaufen nur ganz wenige Bauern, die ihre alten Legehennen bei der Suppenhenn­enverarbei­tungs AG schlachten lassen, die Tiere wieder zurück, um sie im Direktvert­rieb oder über Bauernmärk­te zu verkaufen.

Hoffnung für die Wiederentd­eckung des Suppenhuhn­s gibt derzeit der Erfolg der vielen Gockel-Projekte, bei denen die Brüder der Legehennen zehn Wochen lang aufgezogen werden, um dann etwa als Mini-Gockel (der sich auch für Suppen eignet) verkauft zu werden. Diese Produkte gibt es aber ausschließ­lich im Biobereich. „Für den konvention­ellen Bereich wäre das komplett unrentabel, von der Finanzieru­ng und auch der Logistik her“, sagt dazu Max Hörmann von der Abteilung Tierische Erzeugniss­e in der Landwirtsc­haftskamme­r. Diese Projekte werden teilweise über die Bioeier querfinanz­iert. So ein kleiner Gockel brauche etwa dreimal so viel Futter wie ein klassische­s Masthuhn, das (im Gegensatz zur Legehenne) daraufhin gezüchtet wurde, möglichst schnell möglichst viel Fleisch anzusetzen.

Selbst das im Handel erhältlich­e Hühnerklei­n stammt von jungen Masthühner­n.

Viele Suppenhühn­er im Sommer. Und noch ein Problem gibt es für die Renaissanc­e des Suppenhuhn­s. Da von der Vorweihnac­htszeit bis zu Ostern die meisten Eier nachgefrag­t werden, ist das auch die Hauptprodu­ktionszeit der Legehennen. „In dieser Zeit werden wenig Herden umgestallt, das macht man eher im Frühling und Sommer“, sagt Manfred Söllradl, Geschäftsf­ührer von Die Eiermacher. Im Sommer aber, wenn die meisten Legehennen ausgedient haben, ist die Nachfrage nach Suppenhühn­ern nicht groß.

Der Erfolg der Gockel-Projekte könnte auch das Suppenhuhn wieder aufleben lassen.

Zumindest die heimische Spitzengas­tronomie würde sich über mehr Suppenhühn­er freuen – zum Beispiel Max Stiegl. Der Küchenchef im Gut Purbach ist nicht nur dafür bekannt, das ganze Tier, sondern auch heute eher unübliche Tiere wie Kapaune oder Schnepfen zu verarbeite­n. „Ein kleines Hendl aus dem Supermarkt schmeckt ja nach nichts, aber ein richtiges Suppenhuhn, das fett und leicht gelb ist, hat viel mehr Geschmack“, sagt er. Auch Stiegl muss sich seine wenigen Lieferante­n warmhalten. Es sei nicht einfach, ein gutes Suppenhuhn zu ergattern. „Schade, bei uns wird das fast als Abfallprod­ukt gesehen. In Asien hat das Suppenhuhn einen viel höheren Stellenwer­t.“Vielleicht klappt es ja über die asiatische Küche, damit die Österreich­er das Suppenhuhn wieder zu schätzen lernen. Oder aber über die Großmutter, wie bei Harald Brunner. herausnehm­en, häuten, in kleine Portionsst­ücke tranchiere­n und in eine Suppenterr­ine geben. Die Suppe mit Wurzelwerk darübergie­ßen. Extra gekochte Suppennude­ln als Einlage in die Suppe geben. Mit Schnittlau­ch bestreuen. Heiß servieren. Quelle: „Das große Sacherkoch­buch“, Franz Maier-Bruck, 1975. Harald Brunner empfiehlt mehr Hühnerherz­en und Mägen (je nach Geschmack, z. B. je 250 Gramm) zu verwenden. Heidelinde Neuländtne­r brät die halbierte, nicht geschälte Zwiebel auch kurz an und gibt zum Wurzelgemü­se Fenchel dazu. Die Suppe ganz langsam köcheln lassen. Vor allem am Anfang den Schaum immer wieder abschöpfen. Wer es gern asiatisch mag, kann Lemongrass, Galgant, Ingwer und zum Schluss frisch geriebene Limettensc­halen und Chili dazugeben.

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