Die Presse am Sonntag

SOMMELIERS

Im Mai findet erstmals die Sommelier-Europameis­terschaft in Wien statt. Die Sommelieru­nion Austria macht daraus lieber gleich eine kleine Weltmeiste­rschaft und nutzt den hohen Besuch, um Österreich als Weinland zu präsentier­en.

- VON KARIN SCHUH

An Marokko, Mauritius und Südafrika mag man vielleicht nicht gerade denken, wenn von einer Sommelierm­eisterscha­ft die Rede ist. Schon gar nicht, wenn es sich dabei um eine Europameis­terschaft handelt. Dass das aber durchaus zusammenpa­ssen kann, macht die Europameis­terschaft des internatio­nalen Sommelierv­erbandes A.S.I. (Associatio­n de la Sommelleri­e Internatio­nale) deutlich, die heuer erstmals in Österreich stattfinde­t. Annemarie Foidl, die Präsidenti­n der Sommelieru­nion Austria (vormals Sommelierv­erband Österreich), ist daran nicht ganz unbeteilig­t. Sie war es, die sich für Österreich als Austragung­sort starkgemac­ht hat. Und ihr kommt die Erweiterun­g der Europameis­terschaft sehr recht. Die drei afrikanisc­hen Kandidaten nehme man gern mit. Immerhin sind in Afrika noch zu wenige Länder Mitglied des internatio­nalen Verbandes, um daraus eine eigene Meistersch­aft zu machen.

Foidl nimmt das zum Anlass, um aus der Europameis­terschaft auch gleich eine kleine Weltmeiste­rschaft zu machen. „Das ist diesmal eine ganz spezielle Situation. Die besten Sommeliers der Welt kommen von 8. bis 13. Mai nach Österreich“, sagte Foidl vergangene Woche bei der Auftaktpre­ssekonfere­nz. Und mit den insgesamt 41 Kandidaten kommt auch gleich eine Delegation an Sommeliers und Fach- journalist­en für mehrere Tage nach Österreich, um sich das Weinland genauer anzuschaue­n. „Diese Bühne lassen wir uns nicht nehmen“, sagt Foidl.

Es ist zwar auch bei anderen Meistersch­aften der A.S.I. (die Europameis­terschaft findet im Dreijahres­rhythmus statt) üblich, dass pro Land neben dem Kandidaten auch der Präsident des jeweiligen Sommelierv­erbandes sowie je ein Fachjourna­list eingeladen werden. Bei der diesjährig­en Europameis­terschaft in Österreich wird das Ganze aber ein bisschen weiter gefasst, und es werden Delegation­en aus allen 59 Mitgliedsl­ändern des internatio­nalen Sommelierv­erbandes erwartet.

Während die Kandidaten also drei Tage hinsichtli­ch Weinwissen­s und Service, aber auch in puncto Speisebegl­eitung sowie Sake, Kaffee, Tee, Spirituose­n, alkoholfre­ier Getränke und Käse Von 8. bis 13. Mai wird in Wien die Sommelier-Europameis­terschaft abgehalten. 38 Kandidaten aus Europa und drei aus Afrika treten gegeneinan­der an. Dazu werden SommelierD­elegatione­n aus 59 Ländern erwartet. Das Rahmenprog­ramm und Teile des Wettbewerb­s sind öffentlich zugänglich. www.mse2017.at

Diplom-Sommeliers.

Die Sommelieru­nion Austria (vormals Österreich­ischer Sommelierv­erband) ist der Dachverban­d der einzelnen Sommelierv­ereine der neun Bundesländ­er. Sie wurde 1998 gegründet und zählt rund 2000 Mitglieder.

A.S.I.

Der internatio­nale Sommelierv­erband Associatio­n de la Sommelleri­e Internatio­nale (A.S.I.) wurde 1969 in Frankreich gegründet. Seit 1988 führt die A.S.I. SommelierE­uropameist­erschaften durch. Sie finden, ebenso wie die Weltmeiste­rschaften, alle drei Jahre statt.

Arvic Rosengren.

Der Schwede ist nicht nur aktueller Europameis­ter, sondern auch Weltmeiste­r der Sommeliers. geprüft werden, macht sich ein internatio­nales Fachpublik­um in Wien, der Wachau, im Kamptal und Kremstal sowie im Burgenland mit der heimischen Weinwelt vertraut. Viele Veranstalt­ungen, etwa kommentier­te Weinverkos­tungen, sind ebenso wie Teile des Wettbewerb­s öffentlich zugänglich.

Üblich ist solch ein großer Umfang übrigens nicht. Nicht jedes Land, in dem eine Europameis­terschaft ausgetrage­n wird, setzt so viel daran, sich selbst als Weinland zu präsentier­en. „Es gibt viele Länder, die sich das nicht antun, es ist viel Arbeit. Aber das wäre eine verpasste Chance“, sagt Sommeliere` Dagmar Gross, die bei einigen solcher Meistersch­aften dabei war. Die neuen Stars. So eine Veranstalt­ung sei nicht billig, sagt die Sommelier-Präsidenti­n Foidl. Und: „Es ist leider schwer, Sponsoren zu finden. Köche haben es da leichter, bei den Sommeliers geht das noch nicht so gut.“Sie arbeitet immerhin daran, dass sich das bald ändert. Zur richtigen Zeit, denn auch internatio­nal werden – zumindest unter kulinarisc­h interessie­rten Menschen – Sommeliers immer mehr geschätzt. Manch einer spricht gar von den neuen Rockstars – nach den Köchen – in der Gastronomi­e.

Und auch den Winzern ist es nicht unrecht, dass die besten Weinkenner Österreich einen Besuch abstatten. Die Sommelieru­nion arbeitet deshalb mit rund 100 Partnerwin­zern zusammen, die im Zuge der Meistersch­aft ihre Weine präsentier­en können – bei speziellen Verkostung­en oder aber bei einer mobilen Pop-up-Vinothek, die die Weindelega­tionen begleiten wird.

Die EM wurde erweitert: 38 Kandidaten aus Europa und drei aus Afrika nehmen teil.

Zu den Partnerwin­zern gehören bekannte Größen ebenso wie noch unbekannte Weingüter. „Es ist großartig, dass Annemarie Foidl es geschafft hat, die Veranstalt­ung nach Österreich zu bringen“, sagt dazu der Wachauer Winzer Rudi Pichler. Auch sein Kollege Emmerich Knoll ist naturgemäß begeistert, dass so viele Topsommeli­ers nach Österreich kommen. Es sei wichtig, sich dabei nicht als einzelner Winzer zu präsentier­en, sondern die Region in den Vordergrun­d zu stellen – worin die Wachauer ohnehin gut sind. Nur so habe man auch weltweit Bedeutung.

Für den österreich­ischen Kandidaten, Suvad Zlatic, steht in den nächsten Monaten Training auf dem Programm. „Das ist wie Hochleistu­ngssport“, sagt er. Der Tiroler mit bosnischen Wurzeln hat übrigens bei der Sommelier-WM im Vorjahr den 16. Platz gemacht, von 61. Für die EM erhofft er sich bessere Chancen – auch weil es ein Heimspiel ist.

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