Die Presse am Sonntag

Über Design und Mühlviertl­er Arbeitseif­er

Ulrike Eckerstorf­er wollte zwŻr nicht immer Unternehme­rin wer©en, ©och ©ie Begeisteru­ng für ©Żs N´hen mŻchte sie schließlic­h mutig. Bei Mein Design verkŻuft sie ihre hŻn©gefertigte­n Pro©ukte un© för©ert Żuch Żn©ere Designerin­nen.

- VON ELISABETH HOFER

Sie werde sich ganz sicher nie selbststän­dig machen, versichert­e Ulrike Eckerstorf­er ihren Studienkol­legen noch vor einigen Jahren. Heute leitet sie ihr eigenes Textilunte­rnehmen und ist Inhaberin von Mein Design, einem Shop für Jungdesign­erinnen, im vierten Bezirk.

Das berufliche Umdenken der 43-Jährigen hat eine lange Vorgeschic­hte, die in Haslach an der Mühl beginnt. Eckerstorf­er und ihre beiden Schwestern wuchsen in der 2500-EinwohnerG­emeinde in Oberösterr­eich auf. Schon ihre Mutter und die Großmutter waren Schneideri­nnen gewesen. „Ich erinnere mich an das Nähzimmer meiner Mutter in Haslach“, sagt Eckerstorf­er. „Es war bis oben hin voll mit Stoffen, das hat mich schon als Kind beeindruck­t.“Außerdem hätten die drei Kinder von ihrer Mutter gelernt, wie notwendig Nachhaltig­keit in allen Bereichen sei. „Sie hat uns gezeigt, wie wichtig es ist, das wertzuschä­tzen, was bei uns produziert wird“– und das schon lang, bevor der Nachhaltig­keitsgedan­ke modern wurde.

Trotzdem, um aus der ländlichen Umgebung des Mühlvierte­ls wegzukomme­n, nahm Eckerstorf­er als Teenagerin jede Möglichkei­t wahr. Da sie nähen konnte und Linz ihr urban genug vorkam, besuchte sie die Modeschule in der Landeshaup­tstadt. Dass sie dazu ins Internat ziehen musste, war ihr nur allzu recht. „Ich habe es geliebt“, erklärt sie heute.

Mit 23 Jahren bekam Eckerstorf­er ihre Tochter, Sophie. Zwei Jahre später folgte der Umzug nach Wien. Turbulente Zeiten, wie sich die Geschäftsf­ührerin von Mein Design erinnert: „Ich hatte ein Kind und arbeitete trotzdem immer – in ganz verschiede­nen Jobs. Eine Zeit lang habe ich zum Beispiel für eine Freundin gebügelt.“

Schließlic­h begann Eckerstorf­er, im Sekretaria­t der Wiener Grünen zu arbeiten. Nebenbei holte sie mit knapp 30 die Matura nach und begann ein Studium der Unternehme­nsführung an der FH Wien der WKW.

»DŻs wichtigste Kriterium ist, ©Żss ©ie Pro©ukte Żus Österreich stŻmmen.«

Nebenbei n´hte sie. Sie nähte für ihre Tochter, sie nähte für Freundinne­n, sie nähte Geschenke. In der Wohnung häuften sich die handgefert­igten Produkte. Irgendwann reichte es. Zusammen mit ihrer Mutter initiierte sie eine Verkaufspa­rty in ihrer Wohnung, zu der eigentlich nur Bekannte eingeladen waren. Plötzlich standen aber auch vollkommen Fremde in der Wohnung. Sie hätten gehört, hier gäbe es schöne Geschenke zu kaufen, sagten sie. Der Erfolg spornte Eckerstorf­er an. Sie begann, ihre Textilien auf Handwerksm­ärkten zu verkaufen.

Den finalen Anreiz, sich trotz aller Zweifel selbststän­dig zu machen, lieferte schließlic­h ihr Mann. Er kannte ihre Liebe zum Nähen, musste aber feststelle­n, dass die gemeinsame Wohnung vor Stoffen und genähten Produkten beinahe überging. „Entweder du lässt es, oder du machst dich damit selbststän­dig“, sagte er – und seine Frau entschied sich.

Seit 2010 betreibt Eckerstorf­er nun ihr Designunte­rnehmen La Schachtula. Von Stofftiere­n bis Schürzen und Badetücher verkauft sie diverse selbst kreierte Textilien. „Ich bin aber eigentlich eine Geschirrtu­chtante, die gehen nämlich am besten“, sagt die Designerin.

Alle ihre Produkte sind handgefert­igt und bestehen aus Stoffen aus dem Mühl- und Waldvierte­l. Das Unternehme­n läuft sogar so gut, dass die Gründerin Studentinn­en auf geringfügi­ger Basis beschäftig­t, die ihr bei der Herstellun­g helfen. Für mehr Angestellt­e reicht das Geld derzeit noch nicht. „In puncto Mitarbeite­r werden wir Kleinunter­nehmen vom Staat leider wirklich wenig unterstütz­t“, sagt Eckerstorf­er. Allerdings hat sie zumindest die Buchhaltun­g ausgelager­t. „Das habe ich nie leiden können“, sagt sie. „Wenn ich das selbst machen müsste, dann hätte ich es gleich wieder bleiben lassen.“ Bei Mein Design gibt es aber nicht nur die Kreationen von Ulrike Eckerstorf­er zu kaufen, auch zahlreiche andere Designerin­nen bieten ihre Produkte im Geschäft in der Kettenbrüc­kengasse an. Das hat einen simplen Grund: „Ich fand die Räumlichke­iten, wusste aber nicht, wie ich sie finanziere­n sollte“, erzählt Eckerstorf­er. Damals war das Geschäftsl­okal noch eine Bruchbude, die sie unter großer Anstrengun­g renovierte. Wer die Verkaufsfl­äche von Mein Design mitnutzen möchte, kann an die Geschäftsf­ührerin schreiben. Doch nicht jeder passt ins Konzept des Ladens. „Das wichtigste Kriterium ist, dass die Produkte aus Österreich stammen“, sagt Eckerstorf­er. Sie selbst unternimmt immer wieder Ausflüge ins Mühlvierte­l, um bei befreundet­en Webereien einzukaufe­n. „Überhaupt fahre ich gern weg“, sagt die Designerin. „Wenn ich ihn Wien bin, habe ich immer das Gefühl, ich muss arbeiten.“ Bis zu 60 Stun©en steht sie pro Woche im Geschäft oder näht an ihren Produkten. Aber Eckerstorf­er bereut nichts. Zwar werde sie durch den Verkauf ihrer Textilien nicht reich, doch gehe sie jeden Tag gern arbeiten. Am meisten habe sie befürchtet, dass sie die Arbeit nicht ernst genug nehmen würde, wenn sie selbststän­dig sei, dass sie nicht um 8 Uhr im Geschäft stehen würde, erzählt sie. Diese Angst war unbegründe­t. „Ich habe immer gearbeitet, das habe ich so gelernt. Und da fährt der Zug drüber“, sagt sie.

»Ich hŻãe immer geŻrãeitet, ©Żs hŻãe ich so gelernt. DŻ f´hrt ©er Zug ©rüãer.«

 ?? Clemens FŻãry ?? In ihrem Geschäft Mein Design in der Kettenbrüc­kengasse verkauft Ulrike Eckerstorf­er ihre selbst genähten Produkte unter dem Label La Schachtula. In ihrem Laden bietet sie aber auch Verkaufsfl­äche für andere Designer.
Clemens FŻãry In ihrem Geschäft Mein Design in der Kettenbrüc­kengasse verkauft Ulrike Eckerstorf­er ihre selbst genähten Produkte unter dem Label La Schachtula. In ihrem Laden bietet sie aber auch Verkaufsfl­äche für andere Designer.
 ?? Clemens FŻãry ?? Stofftiere, Handtücher, Geschirrtü­cher, Schürzen oder andere Geschenkar­tikel für Kinder und Erwachsene: Alle Produkte von La Schachtula sind handgenäht und werden nicht nur in Österreich produziert, sondern bestehen auch aus österreich­ischen...
Clemens FŻãry Stofftiere, Handtücher, Geschirrtü­cher, Schürzen oder andere Geschenkar­tikel für Kinder und Erwachsene: Alle Produkte von La Schachtula sind handgenäht und werden nicht nur in Österreich produziert, sondern bestehen auch aus österreich­ischen...
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