Goldener Drache trifft Postmoderne
Die Kunstmesse Art Stage Singapore will zur Kunstdrehscheibe Südostasiens werden. Das zur Messe gehörende Südostasien-Forum widmet sich heuer dem Thema Kapitalismus in der Kunst.
Das künstlich geschaffene Viertel Marina Bay im Stadtstaat Singapur steht für Reichtum: Futuristische Hochglanzarchitektur, Luxushotels, gläserne Büropaläste und gigantische Einkaufstempel dominieren das Bild. Ein gutes Pflaster für eine Kunstmesse. Die Art Stage Singapore, gegründet vor sieben Jahren von Art-Basel-Messemacher Lorenzo Rudolf, hat sich im Convention Center des schicken neuen Stadtteils angesiedelt.
Rudolf kam mit ehrgeizigen Zielen, wollte er doch Singapur zur Drehscheibe für Kunst Südostasiens machen. Sein Anspruch ist nicht, eine zweite Art Basel Hongkong zu veranstalten, bei der die international renommierten Stars der globalen Kunstwelt neue Käufer finden sollen. Er möchte vielmehr Ost mit West vernetzen. 75 Prozent der Aussteller sind aus Südostasien. Das ist von Rudolf so gewollt. Er hat auch eine perfekte Messe nach westlichen Ansprüchen hingebaut. Die gezeigte Kunst ist eine bunte Mischung, ein Culture Clash verschiedener Traditionen. Hier findet sich westliche, etablierte Kunst, aber auch dekorative, kitschige Arbeiten mit goldenen Drachen, die zumindest für das westliche Auge an billige Hotelzimmerkunst erinnern. Schwächeres Umfeld. Rudolf hat zwar viel erreicht, die Messe schreibt auch schwarze Zahlen, aber bereits im Vorjahr hat sich gezeigt, dass das Umfeld schwächelt. Nach einem ersten Boom, der zu der Entstehung eines Galerienviertels, allen voran dem Art-Cluster Gillman Barracks, und der Eröffnung von insgesamt drei Museen geführt hatte, ist die Entwicklung der lokalen Kunstszene mittlerweile mehr oder weniger zum Stillstand gekommen. In den Gillman Barracks hatten sich viele ausländische Galerien angesiedelt, wie Arndt, Janssen und Koyama oder Pearl Lam. Doch inzwischen sind einige wieder ausgezogen, darunter auch Janssen und Koyama. Die Galerien beklagten eine fehlende Infrastruktur. Doch ohne lokale Kunstszene ist es schwierig, langfristig eine ernst zu nehmende Drehscheibe für eine ganze Region zu sein. So sind heuer auch auf der Messe weniger Aussteller als im Vorjahr.
Rudolf reagierte darauf mit einem stärkeren Fokus auf das SüdostasienForum, das er 2016 ins Leben gerufen hatte. Damit will er mit Vortrags- und Diskussionsreihen der reinen Verkaufsmesse eine Art Kongress beifügen. Das Thema des Südostasien-Forums lautet: „Net Present Value: Art, Capital, Futures“. Es geht um Kapitalismus in der Kunst. Vielleicht sucht Rudolf damit auch Antworten für die Zukunft der eigenen Messe. Hausner, Kriesche in Shanghai. Teil des Forums ist eine von der Kuratorin, einer philippinischen Künstlerin, zusammengestellte Ausstellung rund um dieses Thema. Vertreten sind Künstler wie Martha Atienza, Leslie de Chavez, Kawayan de Guiya, Lee Friedlander, Jenny Holzer, Steve McQueen, Francis Ng sowie der Österreicher Richard Kriesche, vertreten durch die Grazer Galerie Zimmermann Kratochwill. Die Galerie ist auch auf der eigentlichen Messe der einzige österreichische Aussteller, wo sie Arbeiten von Xenia Hausner zeigt. Die Wiener Künstlerin ist Asien eng verbunden und dort auch in einigen Privatsammlungen.
Stark vertreten sind zudem japanische Galerien. Japan versucht sich über Singapur dem globalen Markt zu öffnen. So ist etwa die Galerie Whitestone aus Tokio auf der Messe mit großen Namen wie Yayoi Kusama oder Yoshitomo Nara vertreten. Die Hongkonger Galerie Pearl Lam setzt hingegen auf chinesische Gegenwartskunst und zeigt die „Violence-Serie“von Li Tianbing.