EINE NACHBARIN
Sie wohnt seit Jahren im gleichen Haus wie der Verdächtige. Anfang 2016 geschlossen wurde. Sie war zuvor vom Verfassungsschutz beobachtet worden. In dieser Moschee hatte Mirsad O. unter dem Namen Ebu Tejma gepredigt. Der mutmaßliche Jihadist wurde im Juli 2016 im Grazer Straflandesgericht (nichts rechtskräftig) zu 20 Jahren Haft verurteilt.
Nach der Schließung der AltunAlem-Moschee soll zunehmend die sogenannte Tewhid-Moschee in Wien Meidling zu einem Treffpunkt für radikale Islamisten geworden sein, insbesondere für jüngere Menschen – aber auch in anderen Bezirken tun sich neue Hotspots auf. „Wir müssen zu einer Hinschau-Gesellschaft werden“, sagte Innenminister Wolfgang Sobotka bei der Pressekonferenz am Freitagabend. „Ein 18-Jähriger radikalisiert sich nicht von heute auf morgen.“ Ruf zur Aufmerksamkeit. Doch worauf soll man schauen, wenn alles normal wirkt? „Ich kenn das von meiner früheren Arbeit“, sagt die ältere Bewohnerin in der Rotenhofgasse 79. „Da kommen sie im Anzug, und dann sind es Radikale.“Sie und ihr Nachbar, mit dem sie auf dem Gang redet, sind sich einig, dass es bisher keine Probleme in dem Haus gegeben habe. „Am liebsten möchte ich jetzt wegziehen. Aber wer kauft mir die Wohnung jetzt noch ab?“Auch der Mann ist verärgert. „Ehrlich, ich hab mir schon auch gedacht, jetzt ist die Wohnung wieder 20 Prozent weniger wert“, sagt er. Waren früher noch lauter Eigentümer in dem Haus, sind es jetzt viele Mieter. Die Leute sterben weg, und dann vermieten die Nachkommen.
Man wisse ja, wie das sei, erzählt die Frau. Mittlerweile sei die Hälfte der Bewohner Ausländer. So wie überall in Favoriten. „Fahren Sie einmal mit der Straßenbahn 6, dann sehen Sie das.“Wenig später öffnet ein Mann mit Migrationshintergrund die Tür. „Wissen Sie, was passiert ist?“, fragt er. „Manchmal fragt man sich schon, wer da alles einziehen darf. Man muss die Leute überprüfen. Ich wurde auch überprüft, mit Lohnzettel und so.“