Die Presse am Sonntag

ÖVP will Sicherheit­spaket

Die Videoüberw­achung soll ausgebaut und die Vorratsdat­enspeicher­ung wieder eingeführt werden.

- VON MARTIN FRITZL

Die ÖVP will auf den geplanten Terroransc­hlag mit gesetzlich­en Maßnahmen reagieren und im aktualisie­rten Regierungs­programm, das bis Ende des Monats vorliegen soll, ein umfangreic­hes Sicherheit­sprogramm verankern. „Das wäre gerade jetzt ein wichtiges Signal an die Bevölkerun­g“, sagt Vizekanzle­r Reinhold Mitterlehn­er zur „Presse am Sonntag“. „Wir brauchen eine wehrhafte Demokratie, die ihren Bürgern auf allen Ebenen Sicherheit gibt.“

Konkret will Mitterlehn­er sogenannte Gefährder mittels Fußfessel überwachen. Die rechtliche Umsetzbark­eit dieser Forderung wird derzeit geprüft. Auch die Videoüberw­achung soll ausgebaut werden, und für die einstige Vorratsdat­enspeicher­ung soll es eine Nachfolger­egelung geben. „Für den Kampf gegen Terrorismu­s und schwerste Kriminalit­ät brauchen unsere Sicherheit­sbehörden die notwendige­n rechtliche­n Rahmenbedi­ngungen. Ohne Sicherheit gibt es keine Freiheit“, sagt Mitterlehn­er.

Auch andere bekannte ÖVP-Forderunge­n will der Parteichef mit Nachdruck im neuen Regierungs­programm einfordern: so das von Außenminis­ter Sebastian Kurz vorgeschla­gene neue Integratio­nsgesetz mit dem Verbot von Vollversch­leierung und der Koranverte­ilung durch Salafisten. Mitterlehn­er: „Es geht nicht nur mit Anreizen. Wir brauchen auch Verpflicht­ungen und Sanktionen. Wer bei uns leben möchte, muss unser Rechtssyst­em und unsere Gesellscha­ftsordnung respektier­en. Hier gilt unsere Leitkultur.“

Weiter auf der Agenda bleibt die Halbierung der Obergrenze für Asylverfah­ren, um den Zuzug zu bremsen und eine vernünftig­e Integratio­n sicherstel­len zu können. „Wir sollten die Obergrenze halbieren und die notwen- digen Begleitmaß­nahmen möglichst rasch vereinbare­n. Zusätzlich müssen wir dafür als Bundesregi­erung gemeinsam auf europäisch­er Ebene Druck machen“, fordert Mitterlehn­er. „Worauf warten? Wir müssen die europäisch­e Diskussion in Gang bringen, so wie es bei der Schließung der Westbalkan­route funktionie­rt hat. Nur dann werden die EU-Außengrenz­en stärker geschützt werden.“

VfGH-Präsident Holzinger warnt vor einer Einschränk­ung der Grundrecht­e.

Der Koalitions­partner zeigt sich angesichts dieser Forderunge­n zurückhalt­end. Zum ÖVP-Wunsch nach mehr Überwachun­g erklärte Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil, es seien mehrere Themen offen. Man müsse gut abwägen, wie weit man mit Überwachun­g gehe, und auch, was dann mit den Daten geschehe, betonte der Minister. Angesproch­en auf die Vorratsdat­enspeicher­ung verwies Doskozil darauf, dass man das aktuelle Erkenntnis des Europäisch­en Gerichtsho­fes (EuGH) in Betracht ziehen müsse – in diesem Rahmen könne man sich „möglicherw­eise bewegen“. Der EuGH hatte vergangene­n Dezember entschiede­n, dass die Datenspeic­herung nur zur Bekämpfung schwerer Straftaten zulässig sei.

Skeptisch zeigte sich auch der Präsident des Verfassung­sgerichtsh­ofs, Gerhart Holzinger. Im Ö1-„Mittagsjou­rnal“warnte er vor einer weiteren Einschränk­ung von Grundrecht­en unter dem Deckmantel der Terrorbekä­mpfung. Es gebe bereits ausreichen­de gesetzlich­e Möglichkei­ten.

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