Die mächtigen Bisons aus dem
Familie Egger hält in ihrem Kogelhof im Wienerwald 42 Bisons. Die wilden Tiere bestimmen den gemächlichen Rhythmus auf dem Hof – und übertragen ihre Ruhe auf den Landwirt.
Groß und ruhig. So sind die Tiere, die die Familie Egger in ihrem Kogelhof im Wienerwald hält. Diese Ruhe gibt auch den ganzen Rhythmus der ungewöhnlichen Landwirtschaft vor. Denn wer Bisons hält, wie es Heide und Gerhard Egger tun, der muss in anderen Maßstäben rechnen. Die Tiere brauchen Zeit, drei bis vier Jahre, bis sie geschlachtet werden. Sie brauchen Platz, immerhin können die Bisons, wenn sie wollen, nicht nur lustig springen – aus dem Stand gut 1,5 Meter –, sie können auch ordentlich rennen, bis zu 50 Stundenkilometer, und das mehrere Stunden lang. Auch wenn sie geschlachtet werden, sind die Relationen anders als bei einem gängigen Mastrind. Gut 650 Kilogramm bringt so ein Tier auf die Waage. Gerhard Egger braucht deshalb vier, fünf Gehilfen und einen Kettenbagger, um das getötete Tier von der Weide ins Schlachthaus zu befördern. Das Töten auf der Weide erlaubt ihm eine Sondergenehmigung der EU.
Mit einer ganz normalen Fleischproduktion hat dieser Hof also wenig gemein. Hier gibt es keinen Zeitdruck, es kann nicht kalkuliert werden, und den Preis gibt nicht der Handel vor, sondern der Landwirt selbst, der das Fleisch ausschließlich ab Hof verkauft.
„Wir sind ja beide Quereinsteiger“, sagt Gerhard Egger, während er durch seinen Hof führt. Das Ehepaar hat in St. Johann im Pongau ein Hotel betrieben. Herr Egger hat dort jede Woche in der hauseigenen Metzgerei Fleischteile zerlegt und sie zu Würsten verarbeitet. 2013 haben die beiden der Hotellerie den Rücken gekehrt und auf Landwirt umgesattelt. „Wir haben uns überlegt, in welche Richtung die Landwirtschaft gehen könnte. Mit dem Standardprogramm Milch und Fleisch haben wir nicht gerade große Marktchancen ge- sehen. Wir wollten ein Produkt, das uns taugt und auch ein Alleinstellungsmerkmal hat. Also hat sich der Bison herauskristallisiert“, sagt Egger. Im Gegensatz zu einem klassischen Landwirt muss er nicht um sechs Uhr aufstehen, um die Tiere zu füttern. Er muss sich nicht vom Handel vorschreiben lassen, wann er was produziert. Hingegen holt sich der Kunde das Fleisch selbst ab und bekommt dafür Einblicke in das Leben der Bisons und Wollschweine, die ebenfalls hier leben. Deren Fleisch Heide und Gerhard Egger halten auf dem Kogelhof im niederösterreichischen Laaben 42 Bisons und Freilandschweine. Rund zehnmal im Jahr wird geschlachtet. Das Fleisch ist nur ab Hof und gegen Vorbestellung erhältlich. Klamm 1, 3053 Laaben, Hofladen: Fr und Sa, 10–17 Uhr, Führungen und Workshops (mit Anmeldung),
0664/513 52 80, www.kogelhof.com verarbeitet Egger gemeinsam mit Bisonfleisch nämlich zu einer besonderen Salami.
Kalkulieren geht hier schwer. Drei bis vier Jahre brauchen die Bisons bis zur Schlachtreife.
Hauptsache Futter. Natürlich müssen auch die Bisons gefüttert werden. Im Sommer fressen sie das, was auf den Wiesen wächst. Im Winter bekommen sie Heu und teilweise ganz trockene Silage. „Die ist aber wirklich staubtrocken, das ist eher ein Gärheu als eine Silage. Die mag ich nicht, das stinkt ja wie Sauerkraut“, sagt Egger. Der Futtertrog der Tiere muss immer voll sein. Sonst hat sich der Landwirt nicht viel einzumischen. Auch bei der Zucht nicht und auch nicht, wenn ein Junges geboren wird. „Das machen die Tiere schon selbst.“42 Bisons stehen derzeit auf der Weide. 17 Hektar haben die 14 Mütterkühe, Zuchtbulle Pauli und die Kälber zur Verfügung. Die Kälte macht den Tieren nichts aus. „Das Fell isoliert so gut, dass der Schnee lang oben bleibt.“
Ins Gehege mag Herr Egger für das Foto lieber nicht gehen. „Wir haben zwei Kühe, die sind derzeit ein bisschen gefährlich. Sie verteidigen ihr Terri-