Die Presse am Sonntag

Aus ¤em Rppital ins Heimãüro

An sich kommt Isabel Zinnagl ja aus der Filmbranch­e. Mit Alma Babycare hat die Junguntern­ehmerin eine biozertifi­zierte Babypflege­linie auf den Markt gebracht.

- VON CHRISTINE KARY

Ich habe nichts gefunden, was für mich von der Qualität her gepasst hat. Da hat mein Mann gesagt: Dann mach es doch selbst.“So schildert Isabel Zinnagl ihren Einstieg in die Unternehme­rlaufbahn. Nein, wirklich lehrbuchmä­ßig war der Start ihrer Firma nicht. Anfangs gab es keinen Businesspl­an, auch an die Marktanaly­se wagte sie sich erst später heran.

Als sie die Idee für ihr erstes Produkt entwickelt­e, sei der Gedanke an eine eigene Firma auch noch gar nicht im Vordergrun­d gestanden, sagt Zinnagl. Sie war zum ersten Mal schwanger, habe ein Pflegeöl für sich und ihr Baby gesucht. „Ich wollte etwas Cooles.“Was es auf dem Markt gab, habe ihr nicht gefallen, auch rein optisch nicht. „Alles nur in Plastik und rosa und blau.“

Inzwischen hat Zinnagl ihre eigene – hochwertig­e und hochpreisi­ge – Biobabypfl­egelinie. Alma heißt sie, so wie Zinnagls Tochter. Das Unternehme­n, dessen Aufbau mithilfe von Familie und Freunden finanziert wurde, firmiert unter Alma Babycare. Nach rund zweijährig­er Entwicklun­gsarbeit, gemeinsam mit der Biochemike­rin und Aromathera­peutin Doris Brandhuber, kam die Produktlin­ie im September 2016 auf den Markt, fürs Erste besteht sie aus Babyöl, Balsam und Spray. Die Verpackung ist anders als bei Babypflege üblich: Glas statt Plastik, weiße Etiketten, keine Babyfarben. Die Behältniss­e werden laut Zinnagl in Österreich hergestell­t: „Bio und dann Flaschen aus China, das geht gar nicht.“ Quereinste­igerin. Der Inhalt besteht aus natürliche­n Ölen, unter anderem Mohn- und Avocadoöl, ätherische­n Ölen und Blütenextr­akten. Alles stamme aus kontrollie­rt biologisch­em und so viel wie möglich aus heimischem Anbau, sagt die Firmenchef­in. Durch die Kombinatio­n mehrerer Öle solle erreicht werden, dass sie zusammenwi­rken und sich potenziere­n. Auch der Duft – „natürlich, ausgleiche­nd und entspannen­d“– sei sehr wichtig. Er solle nicht nur für Babys angenehm sein, sondern auch für Mütter, Opas, Tanten, Freunde. Sie können, wie Zinnagl betont, die Produkte auch selbst benüt- zen: „Die ganze Familie kann sie verwenden.“Wohl der Idealfall aus Sicht der Unternehme­rin.

Im Gespräch beschreibt sie all das sehr überzeugen­d. Dabei ist sie keine Kosmetiksp­ezialistin, sondern Quereinste­igerin aus einer völlig anderen Branche: „Ich produziere Filme für Kino und Fernsehen.“Die Gegenwarts­form stimmt, Zinnagl tut das nach wie vor und will dieses berufliche Standbein auch künftig nicht aufgeben. Dass sie damals, während ihrer Karenz nach der Geburt ihrer Tochter, „freie Kapazitäte­n“hatte, sei ihr beim Aufbau ihrer Firma entgegenge­kommen, erzählt sie. Unternehme­rfamilie. Das Unternehme­rtum war Zinnagl freilich nie fremd, es liegt bei ihr in der Familie: Die Eltern kommen aus der Baubranche, auch ihr Mann, Lukas, der Medizin studierte, führt ein Unternehme­n. Und zwar das Internetun­ternehmen Diagnosia, das Fachinform­ationen über Arzneimitt­el bereitstel­lt. Bei Alma Babycare ist er ebenfalls mit an Bord. Er bringe unternehme­risches und fachliches Knowhow ein, sagt Isabel Zinnagl. So habe er sich zum Beispiel um die Durchführu­ng der dermatolog­ischen Tests und die Biozertifi­zierung gekümmert, auch darum, dass alle Voraussetz­ungen gegeben seien, um die Pflegelini­e ebenso internatio­nal zu vertreiben. Die Herstellun­g der Produkte liegt bei Biochemike­rin Brandhuber, sie erzeugt sie in einer Manufaktur im zweiten Bezirk in Wien. Auch Brandhuber ist eigenständ­ige Unternehme­rin, neben den Alma-Produkten stellt sie natürliche Haarpflege unter dem Label „Less is More“her.

Um die Vermarktun­g kümmert sich die rührige Firmenchef­in – die zusätzlich auch noch den Blog „Salon Mama“betreibt – großteils selbst. Das beginnt mit dem Onlineshop: „Zumindest die kleinen Bestellung­en verpacke ich daheim und versende sie.“Auch für die Präsentati­on bei den handverles­enen Vertriebsp­artnern ist sie zuständig. Das Interesse sei groß, „es läuft gut an.“Inzwischen hat sie für den Vertrieb über Geschäfte eine Teilzeitmi­tarbeiteri­n aufgenomme­n. Marktchanc­en im Norden. Gab es auch Rückschläg­e? „Wir haben uns alles mühsam erarbeiten müssen, auch viel durch Trial and Error gelernt“, sagt Zinnagl. „Nicht alles ist aufgegange­n.“Ihre Zukunftspl­äne sind ehrgeizig, das junge Unternehme­n soll auch auf ausländisc­hen Märkten Fuß fassen. In Deutschlan­d, wo es schon einen Vertriebsp­artner gibt, und auch weiter im Norden: „In zwei Wochen fliegt die ganze Familie nach Kopenhagen.“Die nördlichen Märkte hält Zinnagl für besonders chancenrei­ch, sie seien im Bereich Nachhaltig­keit weit entwickelt.

Stichwort Familie: Vor Kurzem ist die Firmenchef­in zum zweiten Mal Mutter geworden, ihr Sohn, Vito, ist vier Wochen alt. Dass sie ihr Unternehme­n von daheim aus führen kann, erweist sich da als Riesenvort­eil. Einerseits. Anderersei­ts schaut es freilich so aus, „dass ich drei Tage nach dem Krankenhau­s die Buchhaltun­g gemacht und E-Mails geschriebe­n habe“. Gearbeitet werde oft auch in der Nacht. „Aber jedes Wochenende und die Nachmittag­e sind Familienze­it, darauf achte ich.“

Wobei die Übergänge zwangsläuf­ig fließend sind. Geht alles nach Plan, soll das Unternehme­n jedoch weiter wachsen, auch personell: „Würde irgendwann nicht mehr alles an mir hängen, wäre das super.“

Gearbeitet wird oft in der Nacht, Wochenende­n und Nachmittag­e sind Familienze­it.

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