Die Presse am Sonntag

Verzaubert im Schnee

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Schöner Schein in Crans-Montana: Monica Sabolos atmosphäri­scher Roman »Die goldenen Tage« verfolgt den tragischen Lebensweg dreier Frauen.

„Zu der Zeit in CransMonta­na war jeder von uns verliebt. In alle drei gleichzeit­ig oder erst in die eine und dann in die andere, oder auch nur in die eine.“Mit diesen Worten beginnt Monica Sabolos Roman „Die goldenen Tage“, der sich um die Faszinatio­n dreht, die drei junge Frauen auf eine Gruppe junger Männer ausüben: die unerreichb­aren „drei Cs“– Chris, Charlie und Claudia.

Die Handlung entfaltet sich im Crans-Montana der 1960er-Jahre, als der Ort ein Feriendomi­zil für wohlhabend­e Franzosen, Schweizer und Italiener war. Sabolo gelingt eine atmosphäri­sch dichte Schilderun­g, die Stil und den ästhetisch­en Code der Reichen und Schönen treffend einfängt, etwa, wenn sie die champagner­getränkten Empfänge in den Chalets beschreibt. Erzählt aus wechselnde­r Perspektiv­e ist insbesonde­re der Abschnitt aus Sicht der sich verzehrend­en jungen Männer überzeugen­d, die ihren Konkurrent­en in Sachen Liebe – den Italienern – hoffnungsl­os unterlegen sind. „Ihre Eleganz hatte etwas Unerträgli­ches“, heißt es bitter.

Die Geschichte der 3 Cs ist eine tragische, je weiter sie voranschre­itet. Die Frauen verlieren sich in unglücklic­hen Liebschaft­en, Drogen und Medikament­en, haben mit überkommen­en Moralvorst­ellungen zu kämpfen, ein tragischer Unfall reißt das Trio auseinande­r. Sabolos Stärke liegt in der suggestive­n Schilderun­g der Szene, der Plot bleibt dabei ein wenig auf der Strecke. Dennoch: Ein passendes Buch für den Winterurla­ub, nicht nur in Crans-Montana. som Monica Sabolo: „Die goldenen Tage“, übersetzt von Christian Kolb, Suhrkamp, 213 S., 10,30 Euro.

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