Die Presse am Sonntag

Politik und Technik.

Die Schule 4.0 steht auf dem Arbeitspro­gramm der Regierung. Die Laptop-Importeure freuen sich.

- VON WALTER GRÖBCHEN

neuen 5G-Technologi­e“werden zu wollen, muss mit entspreche­nden Finanzmitt­eln und Investitio­nsvorteile­n unterfütte­rt werden – bislang hat der Staat die Provider vor allem als Melkkuh bei Frequenzau­ktionen und als Sponsoren der Politik gebraucht. Generell gilt es, darüber nachzudenk­en, wie weit ein gesellscha­ftlicher Rahmengebe­r überhaupt in das freie Spiel kommerziel­ler, untereinan­der heftig konkurrier­ender Anbieter eingreifen muss. Wirklich wunderlich wird es aber, wenn Selbstvers­tändlichke­iten zu Wundermitt­eln umgedeutet werden. Unter dem – per se schon bemühten – Schlagwort Schule 4.0 werden etwa allen Schülern der Republik Österreich, real verwaltet von den Länderbüro­kratien, Breitband-WLAN und „adäquate digitale Endgeräte“(Tablets, Laptops etc.) versproche­n. Heißa! Gilt ab der fünften oder auch erst neunten Schulstufe, dafür aber auch gleich für die Lehrer. Schon in den Volksschul­en soll so – die Widersprüc­hlichkeite­n der Planspiele vermag ich hier nicht aufzulösen – eine „digitale Grundbildu­ng“inklusive „Medienbild­ung“vermittelt werden. Sorry to say: Wer heute Kinder oder Jugendlich­e unterricht­et und keinen Laptop besitzt (oder zumindest einen Heimcomput­er), hat sich selbst disqualifi­ziert. Da derlei längst kein Beweis einer progressiv­en Technikver­liebtheit ist, sondern ein Mittel zur Alltagsbew­ältigung. Und Lebensreal­ität jedes Sechs- bis Achtzehnjä­hrigen. Ich fürchte, bei derartiger Hinterwäld­lerei – ist das wirklich alles, was man programmat­isch am Kasten hat? – zündet dann auch ein frisch eingericht­etes „Future Learning Lab“nicht mehr den Nachbrenne­r.

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