Traum in Grün, vorbei? Das Umland ist bald voll
Kaum wo anders wächst die Bevölkerung so stark wie vor Wiens Toren. Bald könnte das Limit, vor allem das der Infrastruktur, erreicht sein. Manche sehen sogar eine Skepsis gegenüber noch mehr Zuzug aus der Stadt. Eine Reise durch die Vororte.
Raus ins Grüne. Ein Häuschen nahe der Stadt, ein Garten, bessere Luft, vielleicht noch eine nette Dorfgemeinschaft, so wie man das vom Land kennt – oder sich die Idylle zumindest vorstellt. Es ist einer der häufigeren Lebensträume der Städter, bloß, die Realität sieht meist anders aus. Der Immobilienmarkt jenseits der Stadtgrenze ist unter Druck, Umlandgemeinden stoßen mit ihrer Infrastruktur von Kindergärten, Kanal bis Verkehr an Wachstumsgrenzen.
Wiens Umland zählt zu einer der am schnellsten wachsenden Regionen. Trotz der Zahlungen aus dem Finanzausgleich – in vielen Gemeinden sind noch mehr „Zuagroaste“aus der Stadt nicht unbedingt gern gesehen, das geht aus einer aktuellen Studie des Beratungsunternehmens „Kreutzer, Fischer & Partner“hervor. Aber noch ist es nicht ganz soweit. Noch wird an vielen Orten gebaut. In Brunn am Gebirge etwa, einem jener Orte südlich von Wien, in denen man kaum merkt, dass man die Stadt verlassen hat.
„Ins Grüne zieht man bei uns nicht mehr“, sagt Bürgermeister Andreas Linhart. Die Stadt rinne aus, das sehe man am Ortsbild oder der Luftqualität. Der städtische Charakter wächst weiter, der Zuzug ist stark. Derzeit zählt Bürgermeister Brunn am Gebirge Brunn knapp 12.000 Einwohner. „Wenn wir alle Baulandreserven nutzen, wenn alle geplanten Projekte umgesetzt sind, sind wir bei 16.000.“Diese Zahl werde wohl bis 2025 erreicht sein, denn die Liste der Bauvorhaben ist lange: Mehrfamilienhäuser, Doppelhäuser. Die Preise bei Miete wie auch im Eigentum stehen jenen in Wien um wenig nach. Bei 16.000 ist in Brunn Schluss. Dann, bei 16.000, sei aber eine Grenze erreicht, sagt Linhart. Grünland zu Bauland umzuwidmen, „das schließen wir aus“. Erstens, weil der rechtliche Rah- men da eng ist: Eine Umwidmung in Bauland müsste mit einer Rückwidmung einer anderen Fläche in Grünland kompensiert werden, und da gebe es keine Reserven mehr. Aber auch, um das Grünland zu erhalten, und „weil wir die Infrastruktur im Auge behalten müssen, von der Krabbelstube bis zum Friedhof, irgendwann geht es sich nicht mehr aus“. Auch einer finanzstarken Gemeinde wie Brunn gehe irgendwann der Saft aus. Nicht nur das: „Wir können noch drei Kindergartengruppen, eine Schule oder einen leistungsstärkeren Kanal schaffen, aber die Verkehrsflächen lassen sich nicht vermehren.“Und die seien schon jetzt, vor allem zu Stoßzeiten, am Limit.
Teure Infrastruktur, Verkehr, Verbauung – man fürchtet um die Lebensqualität.
Der Verkehr, die Staus: Laut der Studie von Kreutzer, Fischer & Partner sind das die Hauptargumente dafür, dass man in den Umlandgemeinden Zuzug aus Wien skeptisch sieht. Brunn am Gebirge ist einer jener Orte, die die Autoren da besonders herausheben.
Diese sehen eine ganze Reihe von Gründen, warum im Umland Wiens weniger Wohnraum entsteht, als nachgefragt wird. Studienautor Andreas Kreutzer nennt etwa die hohen nötigen Investitionen in die Infrastruktur. Oft werde auch die Sorge um den Erhalt der Lebensqualität, den Grünraum,