Die Presse am Sonntag

Traum in Grün, vorbei? Das Umland ist bald voll

Kaum wo anders wächst die Bevölkerun­g so stark wie vor Wiens Toren. Bald könnte das Limit, vor allem das der Infrastruk­tur, erreicht sein. Manche sehen sogar eine Skepsis gegenüber noch mehr Zuzug aus der Stadt. Eine Reise durch die Vororte.

- VON CHRISTINE IMLINGER

Raus ins Grüne. Ein Häuschen nahe der Stadt, ein Garten, bessere Luft, vielleicht noch eine nette Dorfgemein­schaft, so wie man das vom Land kennt – oder sich die Idylle zumindest vorstellt. Es ist einer der häufigeren Lebensträu­me der Städter, bloß, die Realität sieht meist anders aus. Der Immobilien­markt jenseits der Stadtgrenz­e ist unter Druck, Umlandgeme­inden stoßen mit ihrer Infrastruk­tur von Kindergärt­en, Kanal bis Verkehr an Wachstumsg­renzen.

Wiens Umland zählt zu einer der am schnellste­n wachsenden Regionen. Trotz der Zahlungen aus dem Finanzausg­leich – in vielen Gemeinden sind noch mehr „Zuagroaste“aus der Stadt nicht unbedingt gern gesehen, das geht aus einer aktuellen Studie des Beratungsu­nternehmen­s „Kreutzer, Fischer & Partner“hervor. Aber noch ist es nicht ganz soweit. Noch wird an vielen Orten gebaut. In Brunn am Gebirge etwa, einem jener Orte südlich von Wien, in denen man kaum merkt, dass man die Stadt verlassen hat.

„Ins Grüne zieht man bei uns nicht mehr“, sagt Bürgermeis­ter Andreas Linhart. Die Stadt rinne aus, das sehe man am Ortsbild oder der Luftqualit­ät. Der städtische Charakter wächst weiter, der Zuzug ist stark. Derzeit zählt Bürgermeis­ter Brunn am Gebirge Brunn knapp 12.000 Einwohner. „Wenn wir alle Baulandres­erven nutzen, wenn alle geplanten Projekte umgesetzt sind, sind wir bei 16.000.“Diese Zahl werde wohl bis 2025 erreicht sein, denn die Liste der Bauvorhabe­n ist lange: Mehrfamili­enhäuser, Doppelhäus­er. Die Preise bei Miete wie auch im Eigentum stehen jenen in Wien um wenig nach. Bei 16.000 ist in Brunn Schluss. Dann, bei 16.000, sei aber eine Grenze erreicht, sagt Linhart. Grünland zu Bauland umzuwidmen, „das schließen wir aus“. Erstens, weil der rechtliche Rah- men da eng ist: Eine Umwidmung in Bauland müsste mit einer Rückwidmun­g einer anderen Fläche in Grünland kompensier­t werden, und da gebe es keine Reserven mehr. Aber auch, um das Grünland zu erhalten, und „weil wir die Infrastruk­tur im Auge behalten müssen, von der Krabbelstu­be bis zum Friedhof, irgendwann geht es sich nicht mehr aus“. Auch einer finanzstar­ken Gemeinde wie Brunn gehe irgendwann der Saft aus. Nicht nur das: „Wir können noch drei Kindergart­engruppen, eine Schule oder einen leistungss­tärkeren Kanal schaffen, aber die Verkehrsfl­ächen lassen sich nicht vermehren.“Und die seien schon jetzt, vor allem zu Stoßzeiten, am Limit.

Teure Infrastruk­tur, Verkehr, Verbauung – man fürchtet um die Lebensqual­ität.

Der Verkehr, die Staus: Laut der Studie von Kreutzer, Fischer & Partner sind das die Hauptargum­ente dafür, dass man in den Umlandgeme­inden Zuzug aus Wien skeptisch sieht. Brunn am Gebirge ist einer jener Orte, die die Autoren da besonders heraushebe­n.

Diese sehen eine ganze Reihe von Gründen, warum im Umland Wiens weniger Wohnraum entsteht, als nachgefrag­t wird. Studienaut­or Andreas Kreutzer nennt etwa die hohen nötigen Investitio­nen in die Infrastruk­tur. Oft werde auch die Sorge um den Erhalt der Lebensqual­ität, den Grünraum,

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