Die Presse am Sonntag

Aguette bäckt

-

gerln gedreht und Mohnwecker­ln in Mohn gewälzt, während Langlais erzählt. „Dass wir tagsüber backen, ist eigentlich der Kampf gegen die Supermärkt­e.“Wenn dort bis sieben Uhr abends frisches Gebäck aus dem Ofen kommt, muss auch seines möglichst frisch sein. „Die Leute kaufen lieber ein industriel­les Semmerl, das gerade aus dem Ofen kommt, als ein handgemach­tes, das in der Früh gebacken wurde.“ Das Präsidente­nbaguette. Genau 18 Minuten später knistert es in der Backstube: So muss frisches Baguette klingen, wenn es aus dem Ofen kommt. Würde es a` la francaise¸ gebacken – also noch ein bisschen länger, noch ein bisschen knuspriger –, dann würde es richtig krachen. Für diesen Genuss gehen manche Franzosen sogar zweimal pro Tag zum Bäcker: für ein halbes Brot zum Frühstück – und nochmal ein halbes zum Abendessen. Obwohl der Baguetteko­nsum in Frankreich sinkt, gibt es dort nach wie vor einen richtigen Kult um den langen Wecken: So wird jedes Jahr der Bäcker gekürt, der ein Jahr lang den französisc­hen Präsidente­n im Elysee-´ Palast beliefern darf. „Das ist halt Wer- de Bäckerei ab. Zu Beginn der Revolution 1848 zog es ihn nach Wien, wo er – der sich in Paris zunehmend mit dem Zeitungsma­chen befasst hatte – die „Presse“startete und ob seines früheren Gewerbes von Gegnern als „Kipfelbäck“verunglimp­ft wurde. Seine Kipferln blieben wohl in Paris. Croissants mit oder ohne Butter. Heute ist der Halbmond aus Plundertei­g jedenfalls (neben schokogefü­lltem pain au chocolat und Rosinensch­necken) das ultimative Flaggschif­f der feinen Backwaren in Frankreich, der sogenannte­n viennoiser­ie – auch da wieder ein Indiz dafür, dass diese wohl doch irgendetwa­s mit Wien zu tun haben.

Aber Obacht: Heißt das sichelförm­ige Plundergeb­äck in Frankreich einfach nur Croissant, dann ist es vermutlich mit Margarine (oder einem anderen minderwert­igen Fett) gemacht. Das Buttercroi­ssant, wie es auch der französisc­he Bäcker Franck Langlais neben seinen Baguettes in Brunn am Gebirge verkauft (siehe Artikel oben), hat nämlich in der Regel den nicht unwichtige­n Zusatz au beurre. bung“, sagt Langlais und lacht. Fast wie der Marketings­chmäh des Beaujolais, der als Jungwein immer am dritten Wochenende im November zelebriert wird. „Aber warum auch nicht?“, sagt er. „Vielleicht sollte man auch für die österreich­ischen Bäcker so etwas starten.“Einen küren, der dem Bundespräs­identen jeden Tag sein Semmerl bringt. Immerhin zeuge das eben auch von einer Wertschätz­ung für das Handwerk.

Er selbst ist keiner, der ohne sein Baguette nicht leben kann. Er habe in vielen verschiede­nen Ländern gearbeitet und suche nicht automatisc­h den nächsten französisc­hen Bäcker – was übrigens in anderen Ländern einfacher wäre als in Österreich, wo recht wenige französisc­he Bäcker Fuß gefasst haben. „Weil es hier ja ohnehin eine starke Brotkultur gibt – anders etwa als in den USA oder in Japan“, sagt Langlais. „Ich mag jedenfalls nicht nur Baguette, ich mag auch Schwarzbro­t. Oder besser gesagt: Ich mag Brot generell.“

Neben den Baguettes, von denen er pro Tag 60, 70 Stück bäckt, gibt es daher eben auch Schwarzbro­t, Semmeln und Salzstange­rln, aber auch Süßes: Von den Croissants, die sein Mitarbeite­r am Nebentisch gerade aus kleinen Teigdreiec­ken formt (siehe auch unten), verkauft er an Sonntagen an die 300 Stück. Und dann gibt es in der kleinen Vitrine noch die Brioches und ein paar Tartelette­s – Mandel, Birne, Schokolade, an Sonntagen auch Erdbeere. Es gibt nicht mehr alles. „Ich bin vom Land“, sagt Langlais. „Die meterlange­n Vitrinen voll mit Dutzenden verschiede­nen Backwaren: Das ist nicht meine Philosophi­e.“Er bevorzuge ein kleineres Sortiment und wolle auch gar nicht so viel von allem machen. Wichtiger sei ihm, dass am Abend dann auch möglichst alles verkauft ist. „Meine Kunden haben sich daran gewöhnt, dass es am Sonntag um elf Uhr nicht mehr von allem etwas gibt.“Das hat ihnen der Bäcker also doch beigebrach­t. Vielleicht kommen sie ja auch noch auf den Geschmack der reschen Baguettes. 20 bis 25 min ruhen lassen, bis sich das Volumen wieder verdoppelt hat. Dabei mit einem Geschirrtu­ch abdecken. Nun die Baguettes formen: Dazu mit der Handkante in der Mitte des Teiges eine Kerbe schlagen, den Teig an der Kerbe übereinand­erfalten und dabei fest gegen die Arbeitspla­tte drücken. Jetzt den Teig so lang rollen, bis er ca. 40 cm lang ist. Nun die Baguettes mit der Nahtstelle nach unten wieder auf ein bemehltes Geschirrtu­ch setzen, mit einem weiteren Geschirrtu­ch zudecken und ein letztes Mal 35 bis 45 min ruhen lassen, bis sich das Volumen verdoppelt hat. Vorsichtig auf ein Blech legen, mit Wasser einstreich­en und mit einer scharfen Klinge zügig diagonal einritzen. Im vorgeheizt­en Ofen 15 bis 20 min bei 230 °C backen. Dampf in den Ofen bringen, das ist gut für die schöne Kruste. Quelle: Roswitha Huber „Gutes Brot“

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria