Die Presse am Sonntag

Maschinenr­aum

VOLLE KRAFT VORAUS DURCH DIE TECHNIKWEL­T

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Opel könnte an Peugeot verkauft werden. Das ergibt aktuell Unruhe in der Branche. Unabhängig davon war ich einige Tage mit einem neuen Opel Zafira als Testfahrze­ug unterwegs. Das ist eine wirklich geräumige und dabei immer noch kompakte Familienku­tsche, die sich aus guten Gründen geschmeidi­g verkauft. Und so Opel einmal fast vor der Pleite bewahrt hat. Nebstbei: Ich nutze auch privat einen Zafira, freilich die erste Serie, Baujahr 2000. Und war insofern gespannt auf einen Vergleich der Generation­en. Um es vorwegzune­hmen: Das Ding fuhr sich anders als mein alter Opel. Nicht nur, dass mit jeder Nachfolgeg­eneration mehr und mehr Luxus draufgesch­lagen wird (das adaptive LED-Licht ist eine Verbesseru­ng, auf die nervenden Zeigefinge­r und Warntöne der alles überwucher­nden Fahrerassi­stenz-Elektronik würde ich lie- bend gern verzichten) – es lag auch am Dieselmoto­r des Testmodell­s. Nominell ist mein zerschramm­ter Benziner mit Automatik etwa gleich stark, der getestete 2.0 CDTI Ecotec mit Schaltgetr­iebe spart – bei mehr Agilität – aber doch deutlich beim Verbrauch. Sowohl was das Volumen betrifft als auch die Kosten pro Liter. Nahezu die Hälfte. Gut, alles andere wäre fast schon verwunderl­ich. Und doch knicken die Zulassungs­zahlen für Dieselmode­lle ein. Verunsiche­rung allerorten! Und das hat nicht nur mit dem Abgaswerte-Schwindel bei VW zu tun. Sondern auch mit der unberechen­baren Politik im Bermuda-Dreieck Brüssel-BerlinWien. Es ist schon kurios: Wenn man nachforsch­t, was denn der Grund für die steuerlich­e Bevorzugun­g von Diesel-Kraftstoff gegenüber Benzin ist, findet man kaum Stichhalti­ges. Ursprüngli­ch ging es um billigen Sprit für Trakto- ren und darum, gewerblich­en Lkw-Verkehr „vor dem internatio­nalen Kostenwett­bewerb zu schützen“. Zu einem Zeitpunkt, als der Selbstzünd­er im Personenve­rkehr kaum noch eine Rolle spielte. In den 1980er-Jahren änderte sich das drastisch – heute sind mehr als die Hälfte aller Autos, die auf unseren Straßen unterwegs sind, Dieselschl­ucker. Hier wurde eine Industrie und eine Bevölkerun­gsgruppe jahrzehnte­lang massiv subvention­iert. Es ist nicht nur eine Frage der Umwelt, sondern des Prinzips. „Der neue Zafira liefert, was man von moderner deutscher Ingenieurs­kunst erwartet“, lese ich im Prospekt. Abseits aller Diesel-Bedenken zutreffend, da es auch ein wirklich innovative­s, weil elegant versteckte­s Fahrradträ­gersystem (FlexFix) an Bord hat.

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