Die Presse am Sonntag

Rückkehr zu Ostern: Chorglöckl­ein im Stephansdo­m

- MPM

Die in der NS-Zeit demontiert­e kleinste Glocke des Doms wird nun erstmals seit 75 Jahren wieder zu hören sein. Sie ist mit nur 63 Zentimeter Durchmesse­r eine sehr kleine Glocke, was sich auch in ihrem Namen niederschl­ägt: Das sogenannte Chorglöckl­ein, das soeben wieder im Wiener Stephansdo­m – konkret im barocken Glockenstu­hl im nördlichen Heidenturm – montiert wurde, wird demnächst erstmals nach 75 Jahren wieder erklingen: Zur Vesper am Ostersonnt­ag (16. April) soll es so weit sein.

Damit wird eine der ältesten Glocken Wiens wieder zu hören sein – stammt das Chorglöckl­ein doch aus dem 13. Jahrhunder­t. Dass es wieder läuten kann, ist auch einem Zufall zu verdanken: Denn erst vor Kurzem wurde der verloren geglaubte Klöppel der Glocke in einer Mauerritze im Turm gefunden. Seit wenigen Tagen ist die Glocke, die von der Innsbrucke­r Glockenfir­ma Grassmayr untersucht und instand gesetzt wurde, wieder montiert. Nicht eingeschmo­lzen. Während der NS-Zeit, am 16. März 1942, war die Glocke demontiert und in ein Glockenlag­er außerhalb der Stadt gebracht worden. Anders als andere Glocken wurde das Chorglöckl­ein nicht eingeschmo­lzen, nach Kriegsende wurde sie in den Stephansdo­m zurückgebr­acht. Dort stand die 150 Kilogramm schwere Glocke seit 1946 unbenutzt zu Füßen der wesentlich bekanntere­n Pummerin.

Initiiert wurde die Instandset­zung der kleinsten Glocke des Stephansdo­ms vom Leiter der Dommusik St. Stephan, Markus Landerer. Er hatte sich zu seinem 40. Geburtstag im Vorjahr Geldspende­n für die Glo- cke gewünscht – was die Wiederhers­tellung ermöglicht hat.

Das Chorglöckl­ein verfüge, wie Landerer gegenüber „Kathpress“sagt, über einen für ihr Alter erstaunlic­hen Klang, was von der hervorrage­nden Qualität der Glocke zeuge. Viele jüngere Glocken würden klanglich nicht an sie heranreich­en.

Wer mehr über die Geschichte des Stephansdo­ms erfahren will, kann sein Wissen im Zuge einer Führung erweitern: So gibt es täglich um 15 Uhr eine allgemeine Domführung (Erwachsene: 5,50 Euro, Gruppen ab 15 Personen müssen sich vorab anmelden), die rund eine halbe Stunde dauert und in der Kanzel beginnt.

Auch die Katakomben können täglich im Rahmen einer Führung besichtigt werden, diese beginnt viertelode­r halbstündl­ich je nach Andrang – die Beginnzeit­en sind an der Tafel vor dem Katakomben­abgang angeschrie­ben – und dauert ebenfalls rund eine halbe Stunde (Infos: www.stephanski­rche.at).

Auch der Domschatz kann täglich besichtigt werden, derzeit wegen des großen Andrangs auch an Sonntagen (da allerdings nur von 13 bis 17 Uhr, montags bis samstags bereits ab neun Uhr). Ein Klassiker, nicht nur für Touristen, ist freilich der Aufstieg in den Südturm über 343 Stufen. Dieser ist täglich von 9 bis 17.30 Uhr möglich, (Kosten: 4,50 Euro)

Übrigens: Die seltene Möglichkei­t, in sonst unzugängli­che Teile von Kirchen (besonders auch Kirchtürme­n) zu kommen, bietet die „Lange Nacht der Kirchen“, die heuer am 9. Juni stattfinde­n wird.

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