Die Presse am Sonntag

Mixed-Team ohne Teamgeist Der Begehr nach mehr Spirit

Daniela Iraschko-Stolz fordert vor dem Mixed-Bewerb bei der WM in Lahti mehr Zusammenha­lt. In Falun 2015 habe es nicht einmal eine Besprechun­g gegeben.

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Lahti. Nicht nur bei der Ski-WM gibt es Mixed-Bewerbe, auch in der Nordischen Abteilung. Dass sie nicht sonderlich ernst genommen werden oder im Ansehen gar nachrangig gereiht sind, wird kein Sportler offen zugeben, zudem gibt es Medaillen zu gewinnen. Ein WM-Titel schmückt jede Vita, also wird heute (16.30 Uhr, ORF eins) in Lahti tüchtig abgesprung­en. Zum dritten Mal wird bei einer WM ein MixedSkisp­ringen stattfinde­n.

Aus österreich­ischer Sicht ist die Ausbeute eher bescheiden. 2013 wurde in Predazzo Silber gewonnen, 2015 in Falun sorgte der vierte Platz für Unwohlsein. Daniela Iraschko-Stolz forderte im Vorfeld daher mehr TeamSpirit im gemischten Bewerb ein. Sie ging im Einzel leer aus, also ist dieses Springen ihre letzte Chance auf eine WM-Medaille. Sie sagt: „Für mich hat der Bewerb eine große Bedeutung. Ich spiele auch gern Fußball, habe gerne Mannschaft­ssport. Es ist ganz etwas Besonderes, mit Teamkolleg­en ein Land zu vertreten und vielleicht auch eine Medaille zu holen.“

Man müsse aber ein Team sein, Iraschko-Stolz betonte diesen Begriff besonders. In Falun sei das „nicht der Fall gewesen“. Man müsse nicht zwingend einen Wirbel machen, aber zumindest eine Teambespre­chung vor dem Bewerb, gegenseiti­ges Abklatsche­n oder Ähnliches wünsche sich die Steirerin schon. Herren-Cheftraine­r Heinz Kuttin nahm diesen eigentlich nicht unerheblic­hen Vorwurf mit einem Lächeln zur Kenntnis: „Wir haben damals einen Weg im Vorfeld abgesproch­en, haben keine Medaille gemacht, also war der Weg falsch.“Diesmal habe man es anders geplant. „Dann werden wir schauen, was danach wieder geredet wird.“Auch Stefan Kraft, ebenfalls einer der Enttäuscht­en von 2015, gelobt Besserung. „Wir werden uns etwas einfallen lassen und einen gescheiten Spirit aufbauen“, sagt der Salzburger, der einen Fixplatz hat.

Dennoch, es gibt unterschie­dliche Auffassung­en von Gemeinsamk­eit oder Zusammenha­lt. Es zeigte sich deutlich beim Damensprin­gen, nur die Japaner Noriaki Kasai und Taku Takeuchi hatten Teambuildi­ng betrieben, als einzige Skispringe­r unterstütz­ten sie die Damen an der Schanze. Und Kraft? „Das letzte Mal habe ich die Mädels auf einer Schanze im November gesehen.“

Dennoch, man habe nachgedach­t. Heute geht die Mannschaft gemeinsam Mittagesse­n. Ein Anfang. Und Olympia? Mit Mixed-Bewerben kommen Veranstalt­er und Weltverban­d dem Anliegen der TV-Stationen nach, mehr Sendezeite­n erhöhen die Werbeeinna­hmen. Mehr Medaillen erlauben ein erhöhtes Marketing, die Rechnung ist an sich simpel, und es verwundert, warum nicht längst schon das Internatio­nale Olympische Komitee diese Idee aufgegriff­en und in sein auf Gewinn ausgericht­etes Spieleprog­ramm aufgenomme­n hat. Der Weltverban­d FIS hat, bislang erfolglos, versucht, den Mixed-Bewerb ins Olympiapro­gramm zu hieven, für 2018 hat Pyeongchan­g die Aufnahme verweigert. Er steht allerdings weiter auf der Agenda des Weltverban­ds.

„Das wäre ein Traum“, hofft Iraschko-Stolz. Die 33-Jährige wird eine eventuelle Premiere 2022 in Peking aber gar nicht mehr als Sportlerin bestreiten . . .

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