»Ich habe das monatelang geübt«
Das Musical »La La Land« gilt als Oscarfavorit – ebenso wie sein Hauptdarsteller Ryan Gosling. Im Interview spricht er über die Schwierigkeit, plötzlich zu singen, erzählt, dass er sich eigentlich immer als Komiker gesehen hat, und beweist, dass er auch o
Ich dachte, Sie würden heute diese coolen zweifarbigen Schuhe tragen, wie im Film. Ryan Gosling: Sorry, heute sind sie einfarbig. Sind Sie enttäuscht? Ich habe Sie hängen lassen und das Interview hat noch nicht einmal richtig angefangen. Aber ich mag den Stil meiner Outfits im Film tatsächlich sehr. Sie haben mir einmal erzählt, Sie sehen sich nicht als romantischen Helden. Das ist richtig. Ich habe mich immer als Komiker gesehen. Aber niemand wollte mir solche Rollen anbieten. Es war alles ein großes Missverständnis. Trotzdem spielen Sie den romantischen Helden auch in diesem Film wieder so gut, dass es zur Zeit in Hollywood keine echte Alternative zu Ihnen gibt. Wollen Sie mich gerade anbaggern? Wie kommen Sie denn darauf? Na ja, wenn ein Mann einem Mann solche Komplimente macht... Gilt das in Kanada schon als anbaggern? Sie gehen schon ziemlich ran...( lacht). Sie stellen mich hier als Traummann dar. Kleiner Scherz. Ich hoffe, Sie verstehen Spaß. Ich wollte immer Rollen spielen, die so unterschiedlich wie möglich sind. So macht es mir am meisten Spaß. Aber als romantischer Held hatte ich den größten Erfolg. Im Film sagen Sie diesen wunderbaren Satz: „Los Angeles betet alles Neue an und weiß doch nichts wirklich zu schätzen.“Stammt der von Ihnen? Nein, der stammt von meiner Freundin Eva (Mendes, Anm.). Sie hat das einmal gesagt und ich habe sie gefragt, ob ich den Satz für den Film verwenden darf. Los Angeles ist eine merkwürdige Stadt. Fast jede Woche wird eines der historischen Gebäude abgerissen, all die alten Kinos sind zweckentfremdet oder existieren gar nicht mehr. Schade. Es heißt immer, Frauen lieben Männer, die Klavier spielen können. Welche Erfahrungen haben Sie in dieser Hinsicht gemacht? Das war nicht notwendig. Ich habe ja bereits eine Frau. Und einen Hund. Sie und Ihr Hund George sollen unzertrennlich sein. Wir haben eine magische Verbindung. Wie hat er darauf reagiert, dass Sie zuhause gesungen und getanzt haben? Er hat viel mit den Augen gerollt. Er hat mich immer mit diesem Blick angese-
1980
wurde Ryan Gosling in London in der kanadischen Provinz Ontario geboren. Seine ersten Schritte im Show Business machte er im „Mickey Mouse Club“– an der Seite von Britney Spears und Justin Timberlake.
2004
gelang ihm der Durchbruch mit dem Liebesdrama „Wie ein einziger Tag“. Erfolgsfilme wie „Half Nelson“, „Das perfekte Verbrechen“, „Drive“und „The Big Short“folgten. Seit 2011 ist er mit Schauspielerin Eva Mendes liiert. Sie haben zwei gemeinsame Töchter. hen: „Ernsthaft, Ryan? Ist das heute unser Tagesprogramm?“Aber ich glaube, letztlich hatten in den vier Monaten Vorbereitung zuhause alle ihren Spaß. Wie war Emma Stone als Tanzpartnerin? Wir hatten getrennt von einander Tanzstunden, damit jeder seinen eigenen Stil entwickelt. Sie haben uns erst auf einander losgelassen, als sie das Gefühl hatten, wir tanzen auf demselben Level. Das war eine gute Idee. So sind wir uns nicht gegenseitig auf die Füße getreten. Sie ist eine tolle Tanzpartnerin. Auf YouTube existieren diese Tanz-Videos aus Ihrer Kinderzeit... Müssen wir darüber reden? Das ist nichts, wofür Sie sich schämen müssten. Sie tanzen so engagiert, es sieht so aus, als wollten Sie eigentlich Tänzer werden. So habe ich eben mit zwölf Jahren getanzt. Ich hatte damals kein richtiges Hobby. Im Sport war ich auch nicht gut. Ich habe einfach versucht, irgendetwas zu finden, worin ich Talent habe. Mein Onkel war Elvis-Imitator und eine Zeit lang war ich Teil seiner Show. Warum wollten Sie dabei sein? Ich fand es unglaublich spannend, wie er diese Show auf die Beine gestellt hat. Ich habe ganz genau beobachtet, wie die Zuschauer und die ganze Familie auf ihn reagierte. Das war faszinierend. Und ich habe auf meine Weise versucht, etwas vorzuführen, das die Leute auch fasziniert. Ich habe dann nicht Elvis imitiert, sondern einfach nur getanzt. Und irgendwann habe ich mich bei einer Tanzgruppe angemeldet. Warum ist Ihr Musical cooler als alle anderen Filme dieser Art? Das sagen Sie. Ich hoffe, die Zuschauer sehen das auch so. Am wichtigsten war uns, dass es nicht unnatürlich wirkt, wenn wir anfangen zu singen. Im wirklichen Leben fängt ja niemand plötzlich an, aus voller Brust einen Song zu schmettern. Das ist also ein surrealer Moment. Wir wollten, dass sich die Songs ganz aus den Emotionen entwickeln, den romantischen Gefühlen. Das habe ich monatelang geübt. Ich hoffe sehr, dass auch die Zuschauer den Film mögen, die überhaupt nichts mit Musicals anfangen können.