Die Presse am Sonntag

Ein unpolitisc­her Witzbold für die Oscars

Jimmy Kimmel moderiert erstmals die Gala – und könnte einen seiner liebsten Running Gags weiterzieh­en.

- VON K AT R I N N U S S M AY R

Seinen berühmtest­en Witz macht Jimmy Kimmel seit 2005 immer wieder: Damals, es war die dritte Staffel seiner Late-Night-Show „Jimmy Kimmel Live!“, sagte er bei seiner Verabschie­dung ganz beiläufig, dass die Zeit nun leider um sei und Matt Damon daher nicht mehr auftreten könne.

Es war ein spontaner Einfall und Matt Damon, der freilich gar nicht in die Sendung eingeladen war, schon damals ein großer Hollywood-Star. Dem Produzente­n der Sendung gefiel das, der Ausspruch „Apologies to Matt Damon, we ran out of time“wurde fortan zum Running Gag der Show. Als Damon 2006 tatsächlic­h bei Kimmel zu Gast war, beendete dieser die Sendung, sobald Damon Platz genommen hatte – man sah ihn nur noch schimpfen, während schon der Abspann lief. Die genüsslich inszeniert­e Fehde zwischen den beiden zieht sich bis heute als regelmäßig wiederkehr­ende Einlage durch die Show: Einmal „kaperte“Damon eine ganze Folge und ließ etliche Stars auftreten, während Kimmel, geknebelt und an einen Drehstuhl gefesselt, durch den Hintergrun­d rollte. Erst vor zwei Wochen „stürmte“Damon einen Sketch der Show und reklamiert­e die Vaterschaf­t von Kimmels ungeborene­m Baby für sich.

In Wirklichke­it verstehen sich der Komiker und der Schauspiel­er natürlich blendend – der gespielte Dauerclinc­h hat Kimmel aber geholfen, über die Grenzen des amerikanis­chen TV-Publikums hinweg bekannt zu werden. Der 1967 geborene Amerikaner begann seine Karriere beim Radio Der Komiker Jimmy Kimmel ist mehr für selbstiron­ische Streiche als für bissige Pointen bekannt. und war Moderator und Sendungsma­cher bei Comedy Central, bevor ABC ihn für seine noch immer laufende Late-Night-Show verpflicht­ete. Gemeine Tweets. Besonders politisch war Kimmel nie, lieber produziert er familienfr­eundlichen Quatsch, führt Prominente liebevoll vor oder stiftet seine Seher zu Streichen an: Er fordert sie etwa auf, vor laufender Kamera in der entscheide­nden Sekunde des Superbowl den Stecker des Fernsehers zu ziehen oder ihren Kindern zu erzählen, sie hätten ihre Halloween-Süßigkeite­n über Nacht vernascht. Die zusammenge­schnittene­n Reaktionen sind regelmäßig­e YouTube-Hits – wie auch das Format „Mean Tweets“, bei dem Kimmel Celebritie­s die gröbsten Gemeinheit­en, die über sie auf Twitter gepostet werden, laut vorlesen lässt.

Die Moderation der Oscars ist der vorläufige Karrierehö­hepunkt des selbstiron­ischen Spaßmacher­s. Die TV-Quoten der Gala sind zuletzt stets gesunken, die Produzente­n erhoffen sich eine Umkehr dieses Trends durch den in den sozialen Medien beliebten Kimmel. Derart bissige Hiebe, wie sie in den letzten beiden Jahren der Komiker Chris Rock lieferte, sind von ihm nicht zu erwarten. Dafür könnte tatsächlic­h die Geschichte mit Matt Damon in ihre nächste Runde gehen: Dieser hat nämlich das Drama „Manchester by the sea“produziert, das mit sechs Nominierun­gen ins Rennen geht. „Ich werde tun, was ich kann, um sicherzust­ellen, dass er nicht gewinnt“, sagte Kimmel. „Ich werde ihn von der Bühne fernhalten.“

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