Die Presse am Sonntag

Vorbild für Frauen?

Die neue Gesundheit­s- und Frauenmini­sterin, Pamela Rendi-Wagner, will ein Rauchverbo­t bis 18 und eine 30-prozentige Frauenquot­e in Aufsichtsr­äten von Unternehme­n mit mehr als 1000 Mitarbeite­rn.

- VON RAINER NOWAK UND JULIA NEUHAUSER

Sie wurden am Mittwoch als Ministerin angelobt und sind erst seit Dienstag SPÖ-Mitglied. Was hat Sie denn vor diesem Tag abgehalten, der Partei beizutrete­n? Pamela Rendi-Wagner: Es war meine persönlich­e Entscheidu­ng, den Wechsel in eine andere, in eine politische Rolle mit einer Parteimitg­liedschaft und einem Bekenntnis zu meiner politische­n Heimat zum Ausdruck zu bringen. Davor hat es Sie nicht gereizt? Ich habe persönlich keine Notwendigk­eit gesehen. Außerdem hätte es, wenn ich als fachlich zuständige Sektionsch­efin einer Partei angehört hätte, vielleicht auch zu falschen Schlussfol­gerungen geführt. Nicht wenige Sektionsch­efs sind Parteimitg­lieder. Haben Sie bisher eigentlich immer SPÖ gewählt? Ja, durchgängi­g. Mit dem Zitat „Heute nicht, morgen nicht, gar nicht“haben Sie vor einigen Jahren einen Wechsel in die Politik ausgeschlo­ssen. Was hat sich jetzt verändert? Dieses Zitat stammt aus einer Zeit, kurz nachdem ich gerade erst Sektionsch­efin in diesem Haus wurde. Damals war noch gar keine Option in Richtung Politik erkennbar. Nun hat sich mit dem tragischen Ableben von Sabine Oberhauser vieles geändert. Das sind Umstände, die nicht geplant waren. Wir haben keine volle Legislatur­periode, um zu arbeiten. Ich brauche keine lange Einarbeitu­ngszeit. Der Kanzler hat sich aus diesen Rahmenbedi­ngungen heraus für mich entschiede­n. Das klingt so, als seien Sie nur gefragt worden, weil es nicht mehr als 18 Monate sind. Nein, aber es musste rasch eine Entscheidu­ng getroffen werden. Da ist die Wahl des Kanzlers auf mich gefallen. Unter den Umständen habe ich beschlosse­n, dass ich das, was ich mit Sabine Oberhauser begonnen habe, fortsetzen möchte. Könnten Sie sich prinzipiel­l eine längere politische Karriere vorstellen? Ich bin jetzt seit wenigen Tage im Amt und habe noch 18 Monate vor mir. Da gibt es momentan keine anderen Überlegung­en. Für große Würfe im Gesundheit­sbereich, wie etwa für die Zusammenle­gung der Kassen, sind 18 Monate zu kurz. Worauf wollen Sie sich in dieser Zeit konzentrie­ren? Das Gesundheit­ssystem muss zeitgemäß weiterentw­ickelt werden. Deshalb liegt der Fokus darauf, die 2016 beschlosse­ne Gesundheit­sreform, durch die etwa die Primärvers­orgungszen­tren (Zentren, in denen Mediziner und andere Gesundheit­sberufe zusammenar­beiten, Anm.) geschaffen werden sollen, auf den Boden zu bringen. Wie schafft man das, zumal sich die Ärztekamme­r querlegt und gegen die Abschaffun­g des Hausarztes mobil macht? Ich bin überzeugt, dass wir gemeinsam etwas weiterbrin­gen können. Der Ex-Rektor der Med-Uni Wien, Wolfgang Schütz, hat in einem „Presse“-Interview ge- warnt, dass angesichts des Ärztemange­ls in zwölf Jahren die Versorgung zusammenbr­eche. Wie will man das verhindern? Wir müssen jetzt Maßnahmen treffen und den Bedürfniss­en von jungen Ärztinnen und Ärzten entgegenko­mmen. Sie wollen im Team arbeiten, eine andere Arbeitszei­tregelung und eine bessere Work-Life-Balance. Mit attraktive­n Bedingunge­n wollen wir gegensteue­rn. Das Institut für höhere Studien hat vorgeschla­gen, die Krankenkas­sen von 18 auf fünf zu reduzieren. Befürworte­n Sie das? Sozialmini­ster Alois Stöger hat an der London School of Economics eine Studie über die Sozialvers­icherungen in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse sollen bis Mitte des Jahres vorliegen. Jegliche Diskussion, die diesen Ergebnisse­n vorgreift, wäre eine unnötige. Dem Studienaut­or Elias Mossialos könnte man einen Bias vorwerfen. Er ist politisch doch recht klar – auf sozialdemo­kratischer Seite in Griechenla­nd – positionie­rt. Es ist eine Studie, die der Sozialmini­ster in Auftrag gegeben hat. Ich war nicht an der Auswahl beteiligt, aber die London School of Economics ist eine der besten Universitä­ten der Welt. Sie wollen die Gesundheit­spräventio­n stärken. Wie bringt man die Österreich­er denn zu einem gesunderen Lebensstil? Die absolute Lebenserwa­rtung in Österreich steigt. Das ist die frohe Botschaft. Die nicht so frohe Botschaft ist, dass die gesunde Lebenserwa­rtung – nämlich die Jahre, die wir ohne Krankheit verbringen – im europäisch­en Vergleich unterdurch­schnittlic­h ist. Die Jahre, die wir in Krankheit verbringen, werden immer mehr. Das kann weder im Sinne der Menschen noch im Sinne des Systems sein. Deshalb muss in Gesundheit­sförderung und Prävention­smaßnahmen investiert werden. Das fängt bereits im Kindergart­en an, geht über die Schule und zum Arbeitspla­tz. Was halten Sie von dem derzeit diskutiert­en Rauchverbo­t bis 18? Ich unterstütz­e das Verbot bis 18 ganz klar. Ein Verbot allein führt aber meist nicht zu einem nachhaltig­en Erfolg. Auch hier braucht es Prävention­sarbeit. Österreich gehört auch zu den Ländern mit dem höchsten Alkoholkon­sum unter Ju-

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