Die Presse am Sonntag

»Das wäre vermessen«

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gendlichen. Soll das Mindestalt­er für den Alkoholerw­erb ebenso angehoben werden? Tatsächlic­h schneidet Österreich beim Suchtverha­lten laut Studien nicht gut ab. Der Trend verbessert sich aber. Der Schlüssel heißt auch hier: Prävention. Sind Sie für eine Impfpflich­t? Wir hatten heuer in den ersten acht Wochen doppelt so viele Masernfäll­e wie im ganzen letzten Jahr. 2015 hatten wir die zweithäufi­gsten Masernfäll­e in ganz Europa. Wir müssen die Durchimpfu­ngsraten auf jeden Fall heben. Mittels einer Impfpflich­t? Allein 2017 waren in 15 Prozent der Masernfäll­e Ärzte, Hebammen, Pfleger, also das Gesundheit­spersonal, die Ansteckung­squelle. Als Gesundheit­sministeri­n muss ich dafür sorgen, dass so etwas nicht passiert. Daher ist es aus meiner Sicht notwendig, dass das Gesundheit­spersonal geimpft ist – das werden wir auch mit den Landesgesu­ndheitsref­erenten besprechen. Generell, für die gesamte Bevölkerun­g, kommt die Pflicht für mich aber nicht infrage. In den sozialen Medien kursierte zum Frauentag eine Grafik, die zeigte, dass es im Vorstand von ATX-Unternehme­n mehr Männer mit einem bestimmten Vornamen als Frauen gibt. Was unternehme­n Sie? Ich war in den letzten Tagen nicht so viel in den sozialen Medien, dafür hatte ich zu wenig Zeit. Aber zur inhaltlich­en Frage: Als Frauenmini­sterin stehe ich hinter Quoten. Es soll eine 30-Prozent-Quote in Aufsichtsr­äten von Betrieben mit mehr als 1000 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn geben. Wie soll diese Quote erfüllt werden? Soll es Förderunge­n geben? Ich bin erst seit Mittwoch Frauenmini­sterin. Zu den Details werde ich mir noch ein Bild machen. SPÖ-Frauenchef­in Gabriele Heinisch-Hosek schien angesichts Ihrer Ernennung zur Frauenmini­sterin nicht gerade euphorisch. Wir haben in der Vergangenh­eit gut zusammenge­arbeitet und hatten auch jetzt nach meiner Ernennung schon ein langes und gutes Gespräch, in dem ich keine Skepsis erkennen konnte. Den Frauentag haben wir gemeinsam gefeiert. Beim Fest in meinem Ministeriu­m war übrigens erstmals auch der Kanzler

Pamela Rendi-Wagner

wurde am Mittwoch, den 8. März, zur Gesundheit­s- und Frauenmini­sterin angelobt. Die 45-jährige Ärztin war zuvor Sektionsch­efin im Gesundheit­sministeri­um. Zu ihren Spezialgeb­ieten zählen Impfpräven­tion, Reisemediz­in und Infektions­epidemiolo­gie. 2008 habilitier­te sich Rendi-Wagner mit dem Thema „Prävention durch Impfungen“. SPÖParteim­itglied ist sie erst am Tag vor ihrer Angelobung geworden.

Familie

Rendi-Wagner ist mit dem ehemaligen österreich­ischen Botschafte­r in Israel und heutigen Kabinettsc­hef von Kanzleramt­sminister Thomas Drozda (SPÖ), Michael Rendi, verheirate­t. Die beiden haben zwei Töchter. anwesend. Das war ein wichtiges Symbol für die Frauenbewe­gung hier in Österreich. Sind Sie in einem Frauennetz­werk? Lassen Sie mich überlegen: nein. Dann bekommen Sie nun die Einladunge­n. Wahrschein­lich! Bislang wurde ich kaum eingeladen. Das ist interessan­t. Oder? Ja. Ah, ich hab eines: Danke für die Erinnerung. Ich bin seit 2011 in einem Sektionsle­iterinnenn­etzwerk. Alle zwei Monate tauschen wir uns aus. Bundeskanz­ler Christian Kern hat Sie als „Vorbild für viele Frauen“bezeichnet. Sehen Sie sich selbst auch so? Ich fände es vermessen, wenn ich selbst über mich als Vorbild für andere Frauen sprechen würde. Natürlich freut es mich, wenn der Kanzler das sagt, aber ich selbst würde das nicht behaupten. Ich habe einfach gesagt, ich möchte als Frau sowohl eine Familie mit Kindern als auch arbeiten. Ich war nur kurz, nur sechs Monate, in Karenz. Auch in den vier Jahren, in denen ich mit meinem Mann in Israel war, habe ich gearbeitet. Es war gar nicht einfach, dort zu arbeiten. Aber ich wollte das. Familie und Beruf verlangen natürlich oft einen Spagat. Ohne die Unterstütz­ung meiner Mutter und meines Mannes könnte ich das alles nicht so machen. Die SPÖ-Frauenchef­in Heinisch-Hosek warnt stets vor einer Teilzeitfa­lle. Würden Sie Teilzeitar­beit auch als Falle bezeichnen? Teilzeit ist in vielen Fällen ja kein freiwillig­es Modell der Frauen. Sie sind durch die äußeren Umstände – vor allem durch fehlende Kinderbetr­euung und dadurch, dass die Vereinbark­eit von Familie und Beruf meist auf ihren Schultern lastet – zur Teilzeitar­beit gezwungen. Diese bringt Nachteile im berufliche­n Werdegang. Deshalb braucht es ein zweites Gratiskind­ergartenja­hr, einen Ausbau der Kinderbetr­euungseinr­ichtungen und Ganztagssc­hulen. Das Frauenpens­ionsalter soll erst ab 2024 schrittwei­se an das der Männer angegliche­n werden. Sind Sie für eine frühere Anpassung? Nein.

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Clemens Fabry Pamela Rendi-Wagner in ihrem Büro.
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