Die Presse am Sonntag

Alles unter Kontrolle

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Achtung, Kontrolle! heißt es an einem trüben Vormittag im Februar, als AMA-Kontrollor Andreas Herrmann auf dem Hof von Schweinemä­ster Adolf Pfeiler einfährt. Dieser ist wenig überrascht, schließlic­h hat sich der Kontrollor am Vortag angekündig­t. „Maximal 24 Stunden vorher geben wir dem Landwirt Bescheid, dass wir zur Kontrolle kommen“, erklärt Andreas Herrmann. So ist gewährleis­tet, dass der Bauer zum vereinbart­en Zeitpunkt vor Ort ist und sich dennoch alles im Normalzust­and befindet, für Manipulati­onen bleibt keine Zeit.

Konsequenz und Hygiene

Bevor es in den Stall geht, wirft sich der Kontrollor in Schale: der Einweg-Schutzanzu­g muss sein. „Das ist besonders wichtig, wenn man wie wir von einem Stall in den nächsten geht“, sagt Andreas Herrmann. „Nur durch konsequent­e Hygiene lässt sich die Übertragun­g von Krankheite­n vermeiden.“Also in den grünen Überzug geschlüpft und es kann losgehen. Andreas Herrmann ist mit Klemmbrett, Probenbech­ern und Angelrute bewaffnet. Moment mal, Angelrute? „Die haben wir zweckentfr­emdet – am Ende ist natürlich kein Angelhaken, sondern ein Clip, an dem ich einen Probenbech­er befestigen kann“, erklärt Herrmann. So lässt es sich komfortabe­l im Schweinest­all nach Urinproben „fischen“. Proben werden von Urin, Kot und Futtermitt­eln entnommen. Sorgsam etikettier­t kommen die Proben ins Labor und werden ähnlich wie bei einer Dopingkont­rolle auf Medikament­e, Hormone und Leistungsf­örderer untersucht. Beim Futter wird darüber hinaus auch auf Schwermeta­lle, Dioxin und HCB geschaut. Wobei einiges nur stichprobe­nartig möglich ist, weiß Herrmann: „Den Landwirt kostet die komplette AMA-Kontrolle 275 Euro. Eine Untersuchu­ng auf Dioxin kommt auf 400 Euro, darum wird dies nur von Fall zu Fall geprüft.“

Genaue Kontrollen

Teure Untersuchu­ngen sind nicht alles, bei der Stallbegeh­ung kommt es vor allem auf einen aufmerksam­en Kontrollor an. Andreas Herrmann entgeht nichts, im älteren Stallgebäu­de der Familie Pfeiler kommt das Lux-Meter zur Anwendung: „Hier sind die Lichtverhä­ltnisse gefühlsmäß­ig nicht ideal, darum messe ich nach.“Drei Messungen im Hauptaufen­thaltsbere­ich der Tiere ergeben: Die Werte sind in Ordnung, aber grenzwerti­g. Adolf Pfeiler erklärt: „Dieser Stall wird in den nächsten Monaten aufgelasse­n, wir bauen gerade an einem neuen, in dem auch größere Fensterflä­chen sein werden.“Der Landwirt hätte am liebsten einen Freilandst­all gebaut, doch der hat die Umweltvert­räglichkei­tsprüfung nicht bestanden. Neben dem Stall nimmt der Kontrollor die Tiere selbst unter die Lupe: „Einige Ringelschw­anzerl sind etwas zu kurz kupiert, darauf bitte besser achten, es müssen mindestens 50 Prozent des Schwanzes übrig bleiben. Der Stuhl ist auch auf der weicheren Seite, ist das schon länger so?“Adolf Pfeiler hat dieses Im österreich­ischen Bundestier­schutzgese­tz ist genau festgelegt, wie Tiere gehalten werden und wie viel Platz sie im Stall haben müssen. Die AMA-Richtlinie­n sind in einigen Bereichen strenger. Grundsätzl­ich obliegt die Kontrolle der gesetzlich­en Vorschrift­en bei der Schlachtun­g der Bezirksver­waltungsbe­hörde, also dem Amtstierar­zt. Dieser entsendet einen amtlichen Tierarzt, der jede gewerblich­e Schlachtun­g in Österreich vor Ort überwacht. Im AMA-Programm zugelassen­e Schlachthö­fe werden zusätzlich stichprobe­nartig und in jedem Anlassfall auf die Einhaltung der gesetzlich­en Tierschutz­kriterien überprüft. Im Fall von Abweichung­en werden Sanktionen verhängt. Schwere Tierschutz­verletzung­en werden den Behörden gemeldet. Sind Tiere krank, müssen sie behandelt werden. Dies regelt das Tierschutz­gesetz. Antibiotik­a dürfen im Rahmen des AMA-Gütesiegel­s ausschließ­lich therapeuti­sch, also nach Diagnose und Verordnung durch einen Tierarzt, angewendet werden. Ein vorbeugend­er Einsatz ist verboten. Werden Medikament­e wie Antibiotik­a verabreich­t, muss dies genau dokumentie­rt werden. Um auf Nummer sicher zu gehen, ist im Rahmen des AMA-Gütesiegel­programms nach einer vom Tierarzt begründete­n Antibiotik­agabe die doppelte gesetzlich­e Wartezeit einzuhalte­n, bevor die Tiere geschlacht­et werden dürfen.

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GERY WOLF Wie ist die Tierhaltun­g geregelt? Kontrollie­rt die AMA den Tierschutz auch auf dem Schlachtho­f?
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Der Kontrollor fischt nach einer Urinprobe: Da könnten die Schweine den ganzen Tag lang zusehen.
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Das Futter besteht hauptsächl­ich aus Mais vom eigenen Hof - Andreas Herrmann nimmt eine Probe.

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