Im Rückwärtsgang in Richtung Zukunft
Neuer Besitzer, neue Regeln, schnellere Autos: Die Formel 1 k´mpft um ihre AttrŻktivit´t un© ihre FŻns. Aãer ©Żrf mŻn sich heuer wirklich mehr SpŻnnung erwŻrten? Wir© 2017 gŻr ©Żs RevolutionsjŻhr, Żuf ©Żs Żlle gewŻrtet hŻãen?
Der Zeitgeist, er hat auch die schnellste Rennserie der Welt erfasst: Reifenschonen und Benzinsparen statt packender Rennaction, drehzahlbegrenzte Hybrid-Aggregate statt ohrenbetäubendem Motorenlärm – so hat sich die Formel 1, die Königsklasse des Motorsports, zuletzt präsentiert. Die Folge: Rennen werden nach der ersten Kurve oder beim Boxenstopp gewonnen, waghalsige Überholmanöver zur Seltenheit. Die Diagnose ist bekannt, das Heilmittel gegen schwindende Zuschauerzahlen (siehe Spielberg), sinkende TV-Quoten und Langeweile liegt scheinbar auf der Hand: Zurück zu den Wurzeln des Rennfahrens, zu den Helden, die kein Risiko scheuen und ans Limit gehen (dürfen), und zwar in widerspenstigen PS-Ungetümen und nicht in den geräuschlosen High-TechSchlitten, die selbst Affen pilotieren könnten, wie Niki Lauda glaubt.
Ab 26. März wird wieder im Kreis gefahren, in Melbourne startet die neue Saison, mit neuen Eigentümern und vor allem mit neuem Reglement. Wird 2017 das Revolutionsjahr, auf das alle gehofft haben? Eine lautere, schnellere und vor allem spannendere Formel 1 als in den Jahren zuvor? HŻmiltons Mitgefühl. Lauter wird es jedenfalls nicht. An den 2014 eingeführten V6-Hybrid-Motoren hat sich nichts geändert, ein etwas satterer Motorensound ist das Höchste der Gefühle. Davon abgesehen hat das neue Reglement aber aggressivere Autos gebracht, Mercedes etwa übernahm nur 17 Prozent des weltmeisterlichen Vorjahresmodells. Die 2017er-Boliden sind länger, breiter und flacher, die Reifen sind fetter und – das ist die Hoffnung – auch haltbarer. Schnell und sexy, wie ein Rennauto eben auszusehen habe, so lautet der Tenor im Fahrerlager. Der vierfache Weltmeister und RenaultSonderberater Alain Prost, 62, wurde gar nostalgisch: „Sie sehen aus wie in den alten Zeiten.“Tatsächlich ist das neue Design ein kleiner Durchbruch, denn F1-Regeln sind eine Wissenschaft für sich, kleinste Änderungen haben oftmals große Auswirkungen und gehen optisch mitunter nach hinten los.
Die neuen Autos wirken nicht nur schneller, sie sind es auch. Schon bei den ersten Testfahrten auf dem Circuit de Catalunya bei Barcelona purzelten die Rundenbestzeiten des Vorjahres. Der Vollgasanteil ist gestiegen, die Bremswege sind kürzer, die Kurvengeschwindigkeiten bis zu 40 km/h höher. Die veränderte Aerodynamik sorgt für mehr Abtrieb und mehr Grip. Durch die gestiegenen Kräfte im Cockpit werden die Rennen wieder zu einem härteren Test für Körper und Talent, die Fahrer haben ihr Fitnessprogramm in den Wintermonaten deutlich erhöht.
Dass die Autos nun schwerer zu beherrschen sind, hat der 18-jährige Lance Stroll, einziger Neueinsteiger in dieser Saison, am eigenen Leib erfahren, als er seinen Williams bei den Testfahrten zweimal ins Kiesbett und einmal in die Mauer steuerte. „Er hat mein Mitgefühl. Es ist das härteste Jahr, um in die Formel 1 zu kommen“, meinte Mercedes-Star Lewis Hamilton. Nachdem zuletzt Techniker, Computersimulationen und Boxenstopp-Strategien über Sieg oder Niederlage entschieden haben, ist der Pilot heuer wieder ein größerer Faktor. „Wir müssen den Fahrern ihre Rolle zurückzugeben, die Menschen sind mehr an der Leistung der Piloten interessiert als an der Technik. Die Technik kommt erst danach“, sagt F1-Legende Prost.
Aber wird die Weltmeisterschaft nach drei Jahren Mercedes-Dominanz (51 Siege in 59 Grand Prix) deshalb auch spannender? „Wir sind immer noch das Team, das es zu schlagen gilt“, erklärte Hamilton, der außerdem befürchtet, dass Überholen heuer noch schwieriger werde. Sein Mercedes-Motor hat jedenfalls ein kräftiges Upgrade erfahren und dürfte erneut Branchenführer sein, eine neuerliche Siegmonotonie wäre keine Überraschung. Und weil der Motor immer noch rund die Hälfte des Gesamtpakets ausmacht, profitieren auch die Mercedes-Kundenteams. Williams etwa: Der für diese Saison reaktivierte Felipe Massa fuhr auf dem Circuit de Catalunya schon eine Tagesbestzeit.
Als erster Mercedes-Herausforderer hat sich aber Ferrari in Stellung gebracht, Kimi Räikkönen drehte in Spanien die schnellste Runde des gesamten Feldes, und Sebastian Vettel meinte, sein Bauchgefühl sei besser als in den vergangenen Jahren. Red Bull war noch mäßig unterwegs, auch im Mittelfeld ist wenig Änderung in Sicht. Williams macht hier den stärksten Eindruck, Renault hat bis 2020 große Ambitionen, gibt sich heuer aber mit Rang fünf in der Konstrukteurwertung zufrieden und wird mit Force India, Toro Rosso und Haas um diesen Platz kämpfen. McLaren droht auch 2017 ein Debakel, Sauber wurde erst in letzter Minute mit einem neuen Investor gerettet, der insolvente Manor-Rennstall hat sich endgültig verabschiedet.
Das finanzielle Ungleichgewicht ist größer denn je, an die Großen wird kräftig ausgeschüttet, die Kleinen kämpfen statt um WM-Punkte ums Überleben. Und weil kein Team dank der Regelreform den großen Coup landete, hat sich an den Kräfteverhältnissen im teuren Entwicklungsrennen wenig geändert. Nicht die besten Voraus- setzungen für spannende Rennen. Mehr Spektakel aber darf man erwarten, Spötter meinen, die längeren und breiteren Autos würden zumindest mehr Crashes garantieren. . . GlŻ©iŻtoren. Abseits der Rennstrecke hat Bernie Ecclestone nach fast vier Jahrzehnten als F1-Boss kein gutes Erbe hinterlassen. Das sagen zumindest seine Nachfolger von Liberty Me- dia. Schlechte Vermarktung, schlechtes Fanmanagement und einen limitierten Sponsorenpool haben die neuen USEigentümer als Problemstellen ausgemacht. Nach dem Zeitalter der Feilscherei im dunkelgrauen Motorhome des ehemaligen Gebrauchtwagenhändlers will Vorstandschef Chase Carey eine professionellere Ära einleiten.
Ross Brawn, einst Teamchef bei Benetton, Mercedes und 2009 Weltmeister mit Brawn-GP, hat als Sportchef übernommen. Der Brite will vermehrt auf die Fans hören und ein Testrennen pro Saison, ohne Punkte, nur um Neues auszuprobieren. Er sagt: „Wir wollen unseren klassischen Fans ein noch besseres Angebot machen. Und wir wollen neue Anhänger begeistern.“Liberty Media plant deshalb eine Internet-Offensive, mit neuen Vermarktungsstrategien soll möglichst bald frisches Geld verdient werden.
Fans aber gewinnt man nicht mit Videoschnipsel und einer neuen Facebook-Seite, die Formel 1 braucht vielmehr neue Helden. Hunt, Lauda, Senna, auch Prost haben es auf die Kinoleinwand geschafft, Nachfolger wird man im Fahrerlager in Melbourne ver- Breite: 200 cm (plus 20 cm) Länge: ca. 500 cm
Die Umstellung ist größer Żls ge©Żcht, ©ie Autos trennen ©ie Buãen von ©en M´nnern. Die Formel 1 öffnet sich, im FŻhrerlŻger ©Żrf fotogrŻfiert, gefilmt un© gepostet wer©en.