Frühling für Nörgler
Jetzt werden die Tage länger, die Temperaturen milder, die Mäntel dünner. Doch diese Jahreszeit hält auch einige Bedrohungen bereit. Ein Best-of der Frühjahrsgefahren.
Herbst- und Winterhasser gibt es zuhauf. Und auch den Sommer mögen manche Zeitgenossen in seiner ausgeprägtesten (also: schwül-heißesten) Form so überhaupt nicht. Nur am Frühling haben die meisten Menschen kaum bis nichts auszusetzen. Weil, natürlich: Die Tage werden länger, die Wiesen grüner, die Mäntel dünner – was soll daran schlecht sein?
Aber keine Sorge. Auch der Frühling hat seine Tücken und bietet notorischen Jahreszeitennörglern genügend Grund zur Klage. Es ist vor allem die erwachende Natur (so schön sie auch ist!), die uns den Alltag in diesen Wochen erschweren kann. Die Rede ist nicht nur von der erhöhten Anfälligkeit für Erkältungen, weil man wechselweise zu warm/kühl gekleidet das Haus verlässt (im Volksmund umschreibt man das mit dem „Märzenkalb“). Dank Unfallstatistiken lässt sich der Frühling gar als „gefährlich“einstufen. Wovor wir uns jetzt also fürchten sollten, verraten wir hier: Glatteis, Schnee und Dunkelheit sorgen in den Wintermonaten für eine steigende Unfallzahl, würde man meinen. Doch das Gegenteil ist der Fall: Eine Untersuchung der Statistik Austria zeigt, dass Verkehrsunfälle mit den Temperaturen steigen. Im Februar 2016 wurden österreichweit 1.123 Unfälle gezählt, ab März stieg die Zahl rapid an und erreichte ihren Höhepunkt im Mai (3.500 Unfälle).
Die Gründe dafür sind vielfältig, erklärt ÖAMTC-Verkehrspsychologin Marion Seidenberger. Schuld daran sei vor allem der aufkommende Mischverkehr. Sobald es wärmer wird, bevölkern mehr Zweiradfahrer die Straßen. Die höhere Betriebsamkeit und der Wechsel auf andere Verkehrsmittel sei eine Herausforderung. Dazu kommt die Frühjahrsmüdigkeit, die man vor allem im Morgenverkehr nicht unterschätzen dürfe. Außerdem sorge das hellere Tageslicht und die erhöhte Bewegungslust für ein stärkeres Selbstbewusstsein. Das kann vor allem bei rasanten Überholmanövern gefährlich werden. Und die Sonnenstunden bergen eine weitere Gefahr: „Wenn es dunkel ist, bin ich vorsichtiger. Bei hellem Tageslicht habe ich das Gefühl, sowieso gesehen zu werden und passe nicht so gut auf.“ Apropos Aufpassen: Wagt sich der geübte Stadtfahrer dank wiederentdeckter Unternehmungslust in ländliche Umgebung, muss er weniger auf Zweiräder als auf Vierbeiner achten. Für Hirsch, Hase und Reh hat nämlich die Ausflugssaison begonnen. Ab März ist vor allem in der Dämmerung mit Wildwechsel zu rechnen. Die Tiere gehen nach dem Winter auf Futtersuche, außerdem setzt bei den männlichen Rehböcken die Geschlechtsreife ein, und sie machen sich auf den Weg in neue Reviere. Besonders gefährlich sind Straßen, die am Übergang zwischen Wäldern und Feldern liegen, da die Tiere hier am häufigsten kreuzen. Bärlauch ist grün, hat ein spitz zulaufendes Blatt und ist für den menschlichen Körper durchaus gesund. Maiglöckchen und Herbstzeitlosen sind grün, haben ein spitz zulaufendes Blatt – und sind mitunter tödlich. „Die Herbstzeitlose wächst häufiger vermischt mit Bärlauch, da beide Arten feuchtigkeitsliebend sind. Dort, wo feuchte Wiesen an den Wald grenzen, in aufgelichteten Wäldern oder aufgeforsteten Wiesen, können die beiden Arten vermischt wachsen“, sagt die Forstbotanikerin Karin Tremetsberger von der Universität für Bodenkultur. Die Verwechslung mit dem Maiglöckchen sei hingegen weniger wahrscheinlich, da dieses seine Blätter normalerweise erst Mitte April bis Anfang Mai – also nach der Bärlauchsaison – entfalte. Was kann man tun, um beim Pflücken auf Nummer sicher zu gehen? „Man sollte sich die genauen Unterscheidungsmerkmale der Arten einprägen“, rät Tremetsberger. So glänzen etwa die Blätter der Herbstzeitlosen beidseits, während die Blätter des Bärlauchs nur an der Oberseite und die Blätter des Maiglöckchens nur an der Unterseite schillern.
Übermut im Straßenverkehr Achtung, Vierbeiner! Giftige Verwechslung in Grün Niesen unter dem Haselbaum
Einer Gruppe von Menschen kann man die negative Haltung zum Frühling wahrlich nicht übel nehmen: den Pollenallergikern. Schon an den ersten wärmeren Tagen nach dem Winter beginnen bei Betroffenen wieder die Augen zu tränen und die Nase zu laufen, denn Hasel und Erle befinden sich in ihrer Hauptblütezeit.
Eine andere Art von Schnupfen geht mit der sogenannten Frühlingsgrippe einher. „Dabei handelt es sich aber eigentlich um gar keine echte Grippe, sondern um eine normale Erkältung“, sagt der Impfexperte Rudolf Schmitzberger. Es gebe mittlerweile über 200 Arten von Erregern, wodurch eine Therapie schwierig werde. Im Normalfall müsse man eine „Frühlingsgrippe“daher einfach geduldig aussitzen und Ansteckung vermeiden.
Im Taumel der Hormone
Fluch und Segen bedeutet der Frühling angeblich auch für unsere Beziehungen. Die milderen Temperaturen sollen die Hormone in Wallung bringen. Weshalb man sich zu dieser Jahreszeit leichter verliebt. Vor allem Frauenmagazine berichten deshalb gern von einem Anstieg der Seitensprünge ab März. Zumindest hier kann man aufatmen. Die jüngste Veröffentlichung der Zugriffszahlen eines Seitensprungportals zeigt: Die meisten Klicks erfolgten im November – und kurz nach den Weihnachtsfeiertagen.