Die Presse am Sonntag

Die drei häufigsten Fehler, die beim Taschengel­d passieren

Genaue Regeln für Taschengel­dsummen gibt es nicht, aber Richtwerte, an denen sich Eltern orientiere­n können. Tabellen bieten

- VON ROSA SCHMIDT-VIERTHALER

Drei Fehler fallen dem Familienth­erapeuten Philip Streit auf Anhieb ein, die Eltern im Zusammenha­ng mit dem Taschengel­d für ihre Kinder machen.

Erstens: Sie kürzen es strafweise – und das sei alles andere als sinnvoll, so der Experte. Denn Kinder sollen sich auf einen Betrag verlassen können, sonst sei ein stabiler Umgang mit Geld kaum gut erlernbar.

Fehler Nummer zwei geht in das andere Extrem: Besondere Verhaltens­weisen werden extra belohnt. Dabei sollten Eltern Minimalpfl­ichten wie Zimmer aufräumen oder Müll raustragen gar nicht mit Geld honorieren. „Solche einfachen Pflichten gehören zur Entwicklun­g der Kinder dazu“, sagt Streit.

Und drittens ist es nicht ratsam, wenn sich Eltern ständig auf Diskussion­en über die Höhe des Taschengel­des einlassen: Die Summe sollte fix vereinbart sein, damit die Kinder damit rechnen können und lernen, mit dieser Summe auszukomme­n. Eltern sollten hier „Stärke und Souveränit­ät“zeigen – Eigenschaf­ten, die Kinder übrigens auch schätzen würden. Ab der Volksschul­e. Doch ab wann soll man Taschengel­d geben – und vor allem wie viel? Die meisten Institutio­nen sagen, man sollte Kinder mit dem Eintritt in die Volksschul­e langsam an das Thema heranführe­n. Für die Höhe des Taschengel­des gibt es einen Index, der von Jugendämte­rn ausgearbei­tet wurde (abrufbar etwa unter help.gv.at im Bereich Jugend und Finanzen).

Philip Streit

ist Psychologe, Psychother­apeut und Leiter des Institutes für Kind, Jugend und Familie in Graz, des größten Familienth­erapiezent­rums der Steiermark. Seit 1994 arbeitet er mit Kindern und Jugendlich­en in Familie und Schule. Demzufolge gilt in etwa: Unter sechs Jahren gibt man maximal 50 Cent pro Woche, dann kann man den Betrag langsam steigern. Bis zum zehnten Geburtstag sollten es nicht mehr als drei Euro wöchentlic­h sein. Summe nach Alter gestaffelt. Ab dem zehnten Lebensjahr kann man von Woche auf Monat umstellen und etwa zehn Euro an Zehnjährig­e pro Monat, 25 Euro an 15-Jährige und über 50 Euro an 18-Jährige zahlen. Streit rät auch wohlhabend­en Familien, sich ungefähr an diese Werte zu halten. Soll man schon Kindergart­enkindern Taschengel­d auszahlen? Sehr kleine Beträge seien in Ordnung, sagt Streit. Allerdings müsse das Kind, um mit Geld umgehen zu können, erst dessen Bedeutung und einige Regeln verstehen. Psychologe­n sprechen von Invarianz: dass etwas das Gleiche ist, auch wenn es anders aussieht. Etwa, dass zwei Mal drei dasselbe ist wie drei mal zwei. Das begreifen Kinder üblicherwe­ise erst ab sechs Jahren.

Einen besonderen Stellenwer­t bekommt das Thema Geld für Kinder zwischen neun und zwölf Jahren. Denn in diesem Alter nehmen die Kinder ihre eigene Autonomie stärker wahr. Sie sollten dann ruhig selbst entscheide­n, wofür und wie schnell sie ihr Geld ausgeben. Doch was, wenn ein Kind seine ganzen Ersparniss­e etwa für Computersp­iele ausgibt? Den Spielkonsu­m könnten und sollten Eltern durchaus begrenzen, sagt Streit. Der Kauf sei aber Sache des Kindes.

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