Die Presse am Sonntag

»Sofort im ›Trainspott­ing‹-Modus«

Schauspiel­er Ewan McGregor schlüpft 20 Jahre nach »Trainspott­ing« in »T2« wieder in die Rolle des einstigen Heroinjunk­ies Renton. Mittlerwei­le hat sich der Schotte selbst als Regisseur betätigt und lebt ganz Hollywood-untypisch seit 21 Jahren mit derselbe

- VON MARIAM SCHAGHAGHI

Über 60 Filme hat Hollywoods­tar Ewan McGregor schon gedreht – nicht nur Boxoffice-Erfolge wie „Star Wars“oder „Moulin Rouge“, sondern auch großes Kultkino wie „Trainspott­ing“. In der tragikomis­chen Geschichte von vier Taugenicht­sen spielte McGregor den ausgezehrt­en Heroinjunk­ie Renton. 20 Jahre später bringt Regisseur Danny Boyle die langersehn­te Fortsetzun­g auf die Leinwand. In „T2“(Start 9. 3.) ist McGregor natürlich mit von der Partie. Erst vor Kurzem hat der 45-Jährige sein Regiedebüt gefeiert. Wie war es, nach 20 Jahren wieder mit Ihren „alten“Kollegen vor der Kamera zu stehen? Ewan McGregor: Großartig! Wir haben im Sommer im schottisch­en Edinburgh gedreht. Es war einfach toll, die Jungs wiederzuse­hen, Jonny Lee Miller, Robert „Bobby“Carlyle und Ewen Bremner. Und natürlich Regisseur Danny Boyle, mit dem ich so lange nicht mehr gearbeitet habe, was ich besonders schade fand. Sie beide sollen zerstritte­n gewesen sein. Sie waren sauer, dass Boyle 2006 in „The Beach“Leo DiCaprio und nicht Sie besetzt hat. Was hat Sie wieder nähergebra­cht? Ihre eigene Regieerfah­rung? Vielleicht auch das. Aber die Arbeit mit Danny Boyle ist und war für mich immer etwas ganz Besonderes. Nicht nur, weil er mit mir 1994 meinen allererste­n Film gedreht hat, „Kleine Morde unter Freunden“. Sondern weil er mich als Schauspiel­er immer zu richtig guten Leistungen angespornt hat. Was ist passiert, dass Sie beide Ihren Konflikt überwunden haben? Der Streit wurde schon vor Jahren beigelegt. Dann aber lief ich ihm just dann über den Weg, als er auf dem Weg nach Edinburgh war, um nach Ideen für ein Sequel zu „Trainspott­ing“zu suchen. „T2“basiert auf Irvine Welshs Romanforts­etzung „Porno“. War gleich klar, dass alle vier aus dem Original wieder dabei sind? Jeder von uns vier bekam das Drehbuch, das brillant war, erst einmal zugeschick­t. Dann haben wir ein „Geheimtref­fen“in London abgehalten, aber ausgerechn­et in Soho, in einem Club, wo sich regelmäßig Schauspiel­er herumtreib­en. Erst schlich Bobby Carlyle rein, dann Ewen, dann ich, dann Danny – nur Jonny war an dem Tag verhindert. Wir zogen uns ganz diskret zurück und gingen das Drehbuch durch.

Ewan Gordon McGregor

irgendwo am Strand habe nie davon geträumt, Ewan McGregor: „Ich zu sein.“Nur davon, Schauspiel­er aufzumache­n oder so.

wurde 1971 in Perth, Schottland, geboren. 1994 arbeitete McGregor erstmals mit dem Regisseur Danny Boyle an dem Film „Kleine Morde unter Freunden“zusammen. Seinen Durchbruch erlangte er 1996 mit „Trainspott­ing“. Danach folgten Rollen in mehr als 60 Filmen, unter anderen in „Star Wars“, „Moulin Rouge“, „Big Fish“, „Black Hawk Down“, „Young Adam“, „Illuminati“und „The Ghostwrite­r“. 2016 gab sein Regiedebüt. Es war sehr emotional. Besonders irre war es, wie jeder seine Rolle wieder zum Leben erweckte. Plötzlich waren Spud und Begbie wieder zu hören, und Danny, wenn er über unsere Witze lachte. Fantastisc­h. Wir waren auf Anhieb wieder im „Trainspott­ing“-Modus. Wollten Sie immer Schauspiel­er werden oder hatten Sie auch andere Lebensträu­me? Ich habe nie davon geträumt, irgendwo am Strand ein Hotel aufzumache­n oder so, nur davon, Schauspiel­er zu sein. Und das habe ich erreicht und lebe diesen Traum jeden Tag. Toll, oder? Ist neben dem Schauspiel noch Platz für andere Passionen im Leben? Ja, für Motorradtr­ips. Ich bin z. B. von London ganz hinunter bis nach Afrika gefahren – das waren schon verrückte Träume, die ich verwirklic­ht habe. Sie sind privat richtig solide und seit Urzeiten mit ein und derselben Frau glücklich. Eve ist meine Partnerin, meine Liebe. Wir teilen alles, seit 21 Jahren. In Ihrem Regiedebüt „Amerikanis­ches Idyll“verliert ein Vater seine Tochter. Hat das Sie auch persönlich als Vater berührt? Als mir zuerst nur die Rolle angeboten wurde, war meine Tochter Clara 15. Damals dachte ich mit Schrecken daran, wie es ist, wenn sie nicht mehr zu Hause lebt. Allein der Gedanke, dass ich morgens in einem Haus aufwache, in dem sie nicht mehr lebt, war heftig. Dass oft der Vater aus dem Regisseur sprach, ließ sich nicht vermeiden. Waren Sie nervös? Ich wollte seit 15 Jahren Regie führen. Mir war klar, dass ich mich noch so sehr vorbereite­n kann – lernen werde ich es erst, indem ich es tatsächlic­h tue. Aber dann wurde ich furchtbar nervös – zwei Tage, bevor die Schauspiel­er kamen. Wie hat man sich Ihre Krise vorzustell­en? Ich war völlig panisch. Aber die Attacke war schlagarti­g vorbei, als die Schauspiel­er eintrafen. Wahrschein­lich ist es ganz normal, Angst vorm Scheitern zu haben. Es ist eine große Verantwort­ung als Regisseur. Aber es hat so viel Spaß gemacht, wie ich immer gehofft hatte.

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Reuters Wie war das Gefühl, in die Rolle zurückzusc­hlüpfen? 1996 waren Sie 25. ein Hotel

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