Das drohende Datendiktat
DŻten verrŻten viel üãer Menschen: Wem gehören sie eigentlich? Den SŻmmlern? Den Erzeugern? Dem StŻŻt? Der Autor Evgeny Morozov l´sst ©ie DeãŻtte um PrivŻtsph´re links liegen un© erinnert Żn ©ie sozioökonomische Dimension.
Die großen Fünf ©er TechnologiebrŻnche sin© Google, AmŻzon, FŻcebook, Apple, Microsoft, un© sie sin© Żuch ©ie großen DŻtensŻmmler. Sollte mŻn sich Żls Benutzer von ihnen verŻbschie©en? Evgeny Morozov: Ich glaube nicht an bewussten, ethisch richtigen Konsum. Ich glaube nicht, dass es der eine, richtige Weg ist, wenn man – jetzt als Beispiel – nur Fairtradeprodukte kauft oder nachhaltig produzierte Produkte. Was ist das Problem? Für viele Menschen, die sich mit Big Data beschäftigen oder Aktivismus in diese Richtung betreiben, ist es rein eines der Privatsphäre. Es geht für sie darum, dass wir die Informationen über uns selbst kontrollieren können. Am Ende wird dabei alles auf den Punkt reduziert, dem Kunden, zu ermöglichen, Diensten zuzustimmen oder die Option des Opt-outs zu haben. Den Anspruch hŻben Sie nicht? Ich finde, dass das eine allzu simple Art ist, die politische und ökonomische Krise zu definieren, der wir gegenüberstehen. Es ist keine Informationskrise, es ist keine Datenkrise. Denn die Daten, die wir erzeugen, wenn wir Gmail nutzen oder die Google-Suche oder Facebook, werden auch verwendet, um sehr komplexe Systeme künstlicher Intelligenz zu füttern, die zu guter Letzt viele Jobs ersetzen werden. Dass in den vergangenen zehn Jahren etwa die Entwicklung selbstfahrender Autos so weit gekommen ist, liegt daran, dass Google es geschafft hat, Milliarden Datenpunkte – die von uns Usern erstellt werden – auszulesen. Die Konsequenzen gehen über unsere Rolle als Konsumenten hinaus, sie treffen uns auch in unserer Rolle als Arbeiter, ja. Und als Bürger – Daten werden von vielen staatlichen, mit Steuergeldern finanzierten Stellen verwendet, im Gesundheitssystem zum Beispiel. Die Effekte, die all diese Entwicklungen auf uns haben, als Bürger, Arbeiter, Konsumenten, können nicht ausgelöscht werden, indem man einfach mehr Selbstbestimmung über Daten und ihre Verwendung erhält. Wenn ich ein Lastwagenfahrer bin und es darum geht, dass mein Job bald automatisiert wird – von Google oder Uber oder jemand anderem –, nützt mir das nichts. Die Lösungen für das Problem, das ich beschreibe, müssen also viel tiefer gehen, breiter sein. Sie müssen politisch und wirtschaftlich sein. Schwebt Ihnen ©Ż etwŻs Konkretes vor? Wenn wir uns keine neuen Modelle überlegen, wer Daten wie besitzt, wer- den ziemlich bald alle Daten von fünf gigantisch großen Firmen aufgefressen werden. Und diese werden dann die gesellschaftlichen Strukturen diktieren. Was, so glaube ich, nicht gesund ist, egal, aus welcher politischen Richtung man darauf schaut. Das Programm passt sehr gut zur dortigen nationalen Vision der harmonischen Gesellschaft und ist deswegen sehr speziell chinesisch. Es gibt dort dieses kommunitäre, konfuzianische Bild, wie eine harmonische Gesellschaft aussieht – wenn das vorherrscht, probiert man Möglichkeiten aus, das Verhalten von Menschen zu modifizieren. Es werden Punkte vergeben, abgezogen, all das über gesammelte Daten. Wir kennen das von Treuekundenkarten: Chinas Projekt dehnt dieses Bild weiter aus, über den Konsum hinaus.