Die Presse am Sonntag

Das drohende Datendikta­t

DŻten verrŻten viel üãer Menschen: Wem gehören sie eigentlich? Den SŻmmlern? Den Erzeugern? Dem StŻŻt? Der Autor Evgeny Morozov l´sst ©ie DeãŻtte um PrivŻtsph´re links liegen un© erinnert Żn ©ie sozioökono­mische Dimension.

- VON ELISABETH POSTL

Die großen Fünf ©er Technologi­ebrŻnche sin© Google, AmŻzon, FŻcebook, Apple, Microsoft, un© sie sin© Żuch ©ie großen DŻtensŻmml­er. Sollte mŻn sich Żls Benutzer von ihnen verŻbschie©en? Evgeny Morozov: Ich glaube nicht an bewussten, ethisch richtigen Konsum. Ich glaube nicht, dass es der eine, richtige Weg ist, wenn man – jetzt als Beispiel – nur Fairtradep­rodukte kauft oder nachhaltig produziert­e Produkte. Was ist das Problem? Für viele Menschen, die sich mit Big Data beschäftig­en oder Aktivismus in diese Richtung betreiben, ist es rein eines der Privatsphä­re. Es geht für sie darum, dass wir die Informatio­nen über uns selbst kontrollie­ren können. Am Ende wird dabei alles auf den Punkt reduziert, dem Kunden, zu ermögliche­n, Diensten zuzustimme­n oder die Option des Opt-outs zu haben. Den Anspruch hŻben Sie nicht? Ich finde, dass das eine allzu simple Art ist, die politische und ökonomisch­e Krise zu definieren, der wir gegenübers­tehen. Es ist keine Informatio­nskrise, es ist keine Datenkrise. Denn die Daten, die wir erzeugen, wenn wir Gmail nutzen oder die Google-Suche oder Facebook, werden auch verwendet, um sehr komplexe Systeme künstliche­r Intelligen­z zu füttern, die zu guter Letzt viele Jobs ersetzen werden. Dass in den vergangene­n zehn Jahren etwa die Entwicklun­g selbstfahr­ender Autos so weit gekommen ist, liegt daran, dass Google es geschafft hat, Milliarden Datenpunkt­e – die von uns Usern erstellt werden – auszulesen. Die Konsequenz­en gehen über unsere Rolle als Konsumente­n hinaus, sie treffen uns auch in unserer Rolle als Arbeiter, ja. Und als Bürger – Daten werden von vielen staatliche­n, mit Steuergeld­ern finanziert­en Stellen verwendet, im Gesundheit­ssystem zum Beispiel. Die Effekte, die all diese Entwicklun­gen auf uns haben, als Bürger, Arbeiter, Konsumente­n, können nicht ausgelösch­t werden, indem man einfach mehr Selbstbest­immung über Daten und ihre Verwendung erhält. Wenn ich ein Lastwagenf­ahrer bin und es darum geht, dass mein Job bald automatisi­ert wird – von Google oder Uber oder jemand anderem –, nützt mir das nichts. Die Lösungen für das Problem, das ich beschreibe, müssen also viel tiefer gehen, breiter sein. Sie müssen politisch und wirtschaft­lich sein. Schwebt Ihnen ©Ż etwŻs Konkretes vor? Wenn wir uns keine neuen Modelle überlegen, wer Daten wie besitzt, wer- den ziemlich bald alle Daten von fünf gigantisch großen Firmen aufgefress­en werden. Und diese werden dann die gesellscha­ftlichen Strukturen diktieren. Was, so glaube ich, nicht gesund ist, egal, aus welcher politische­n Richtung man darauf schaut. Das Programm passt sehr gut zur dortigen nationalen Vision der harmonisch­en Gesellscha­ft und ist deswegen sehr speziell chinesisch. Es gibt dort dieses kommunitär­e, konfuziani­sche Bild, wie eine harmonisch­e Gesellscha­ft aussieht – wenn das vorherrsch­t, probiert man Möglichkei­ten aus, das Verhalten von Menschen zu modifizier­en. Es werden Punkte vergeben, abgezogen, all das über gesammelte Daten. Wir kennen das von Treuekunde­nkarten: Chinas Projekt dehnt dieses Bild weiter aus, über den Konsum hinaus.

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ORF/ThomŻs JŻntzen DŻs PŻrŻ©igmŻ ©er PrivŻtsph´re funktionie­rt hier Żlso nicht, weil ©ie Entwicklun­g eine weitergefŻ­sste ist. Politische Lösungen: Netzexpert­e Evgeny Morozov An©ererseits wollen Żuch StŻŻten DŻten Żuf ©iese Art nutzen. ChinŻ testet ein Punktesyst­em für...

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