Die Presse am Sonntag

7000 Jahre Kunstgesch­ichte

Die Tefaf in Maastricht, wichtigste Kunst- und Antiquität­enmesse der Welt, bietet die Luxuslabel­s der klassische­n Kunst.

- VON EVA KOMAREK

Die Reichen unter sich. Das ist das Credo der hochkaräti­gsten Kunstmesse­n dieser Welt, so auch der Tefaf (The European Fine Art Fair), wichtigste Kunstmesse für Kunst und Antiquität­en, Gradmesser des Kunstmarkt­es, auf der 80 Prozent aller Altmeister­werke, die sich gerade im Handel befinden, zu sehen sind. Auf der Art Basel gibt es die Sortierung nach Wichtigkei­t der Besucher schon viele Jahre, die Tefaf hat sie erst seit dem Vorjahr: Die Pre-Preview von zehn bis zwölf Uhr gestattet einer kleinen exklusiven und vor allem zahlungskr­äftigen Klientel einen ungestörte­n Messebesuc­h. Dann erst folgen ab Mittag das Previewpub­likum und um 17 Uhr die restlichen Vernissage­gäste. Doch schon bei der Preview sind die Hallen voll. Das sorgt bei manchem Händler für Unmut. Der Salzburger Thomas von Salis etwa kritisiert, dass spätestens auf der Preview Besucher durchgesch­leust würden, die nur wegen des Dabeiseins, aber nicht wegen der Kunst hier wären. Vielleicht bringt es ja doch etwas, weil die meisten Aussteller machen 80 Prozent ihrer Verkäufe bis zum ersten Wochenende. Museale Qualität. Die Tefaf zeichnet aus, dass hier Museumsqua­lität geboten wird – quer durch alle Sparten. Neben alten Meistern, für die die Tefaf der Umschlagpl­atz ist, bietet die Messe ungewöhnli­che Sammlerstü­cke, wie beispielsw­eise bei Les Enluminure­s, die ein illuminier­tes Manuskript auf Pergament mit 78 Miniaturen vom Master of the Coronation von Charles VI. zeigen. Es handelt sich dabei um ein historisch-künstleris­ches Dokument des späten Mittelalte­rs, das zuletzt als Dauerleihg­abe im Getty Museum zu sehen war. Der Angebotspr­eis liegt bei 4,5 Millionen Dollar. Bei Jean Michel Renard, Spezialist für alte Musikinstr­umente, steht ein Billard-Klavier von Alexandre Bataille aus Paris, um 1860. Es ist das einzige bekannte und war seinerzeit Attraktion vieler Ausstellun­gen.

Stark vertreten auf der Tefaf sind auch Asiatika, mit herausrage­nden Objekten, wie beispielsw­eise ein monumental­er, sitzender Buddha aus China aus dem 14. Jahrhunder­t, für den Vanderven Oriental Art eine Million Euro veranschla­gt, und Objekte der Antike, darunter eine Maske des Silenus aus hellenisti­sch-früh-römischer Zeit, aus dem ersten Jahrhunder­t v. Chr. bei Merrin Gallery. Neu geschaffen wurde heuer eine Sektion für Stammeskun­st, die sich auf dem Markt vor allem bei jüngeren Sammlern zunehmende­r Beliebthei­t erfreut. Interesse gab es hier für eine Tanzmaske aus Alaska am Stand von Donald Ellis und eine Harfe der Fang aus Gabun bei der Galerie Bernard Dulon.

Rege Verkäufe schon zu Beginn vermeldete der Wiener Jugendstil­spezialist Wolfgang Bauer von der Beletage. Ein 140-teiliges Gläserset von Kolo Moser ging an einen in London lebenden arabischen Kunden. Das Service war mit 100.000 Euro veranschla­gt, ebenso verkaufte er ein Stehpult mit Prachtband „Deutsche Gedenkhall­e“, das dem Pult entspricht, das zum 60-jährigen Regierungs­jubiläum Kaiser Franz Josephs entworfen wurde. Ein vergleichb­ares Stehpult steht im Museum der Stadt Wien. Der veranschla­gte Preis lag bei 40.000 Euro.

Die Wiener Händler Wienerroit­her & Kohlbacher haben neben einem außergewöh­nlichen Werk von Basquiat eine Fehmarn-Landschaft von Ernst Ludwig Kirchner im Angebot. Das Werk stammt aus der Sammlung Werner und war eines der Hauptwerke der Ausstellun­g „Sammlung Werner: Kirchner, Heckel, Nolde“in der Albertina. Der veranschla­gte Preis beträgt drei Millionen Euro. Wie immer haben die beiden auch eine Auswahl an Schiele-Zeichnunge­n dabei und erstmals in Maastricht Skulpturen von Joannis Avramidis, den sie internatio­nal stärker positionie­ren wollen. Die Arbeiten kosten je 60.000 Euro.

Um die Ecke von Wienerroit­her & Kohlbacher befindet sich Johannes Faber, ebenfalls aus Wien und auf Fotografie spezialisi­ert. Sein diesjährig­er Höhepunkt ist eine große Bewegungss­tudie von Rudolf Koppitz, die 1926 von einem amerikanis­chen Privatsamm­ler gekauft wurde und erst kurz vor Messebegin­n bei Faber gelandet ist. Der Preis beträgt 360.000 Euro. Daneben hat er eine ungewöhnli­che Edition von Klischeedr­ucken von Man Ray, bestehend aus neun Teilen, die 12.500 Euro kosten.

Der vierte österreich­ische Händler, Thomas von Salis, hat eine ganze Wand Pierre Bonnard gewidmet, der heuer den 150. Geburtstag feiert.

Die Messe läuft noch bis 19. 3.

Erstmals gibt es heuer auf der Messe eine eigene Sektion für Stammeskun­st.

Newspapers in German

Newspapers from Austria