Die Presse am Sonntag

Kunstwerte

WEGWEISER FÜR AUKTIONEN, MESSEN UND GALERIEN

- VO N EVA KOMAREK

Alte Meisterinn­en. Es gab sie, Malerinnen des 14. bis 18. Jahrhunder­ts. In der Kunstbranc­he erleben sie gerade eine längst fällige Renaissanc­e.

Shapero Rare Books hat auf der Kunst- und Antiquität­enmesse Tefaf (The European Fine Art Fair), die derzeit in Maastricht stattfinde­t, Illustrati­onen der deutschen Naturalist­in Maria Sibylla Merian im Angebot. Das Städel-Museum in Frankfurt und das Kupferstic­hkabinett der Staatliche­n Museen zu Berlin zeigen heuer Ausstellun­gen der Künstlerin anlässlich ihres 300. Todestags. Sie gehört zu den wenigen Alten Meisterinn­en, die zwar bekannt, aber bis dato kaum beachtet wurden. Das ändert sich jetzt offenbar. Ausstellun­gen. Eine Ausstellun­g der französisc­hen Porträtmal­erin Elisabeth Louise Vigee´ Le Brun im Grand Palais in Paris, dem Metropolit­an Museum in New York und der National Gallery of Canada in Ottawa im Vorjahr hat sich als Publikumsm­agnet herausgest­ellt. Die Tate in London hat gerade ein Porträt der Malerin Joan Carlile erstanden, und das Museo di Roma zeigt bis 7. Mai 30 Gemälde von Artemisia Gentilesch­i, einer der herausrage­ndsten weiblichen Malerinnen ihrer Zeit. Eike Schmidt, Direktor der Galleria degli Uffizi in Florenz, hat anlässlich des Internatio­nalen Weltfrauen­tags eine Ausstellun­g der Nonne Schwester Plautilla Nelli initiiert und sich dazu bekannt, künftig mehr Malerinnen zu zeigen.

Auf dem Markt liegen Alte Meisterinn­en preislich weit abgeschlag­en von ihren männlichen Kollegen. Allerdings zieht sich das durch die gesamte Kunstgesch­ichte bis in die Gegenwart. Ein frisches Interesse an weiblichen Alten Meisterinn­en ist für den Kunstmarkt aber eine Chance, denn diese Damen sind schon etabliert, die Menge ist begrenzt, und es sind verglichen mit den Alten Meistern noch moderate Preise. Der Markt liebt Wiederentd­eckungen von in Vergessenh­eit geratenen Künstlern. Das bietet den Frauen eine Chance. So hat der Altmeister­händler Bendor Grosvenor das Porträt von Carlile 2014 um 4200 Pfund bei einer kleinen Auktion in England erstanden. Jetzt hat er es laut Art Newspaper um 35.000 Pfund an die Tate verkauft.

Zu den auf dem Markt gut etablierte­n Alten Meisterinn­en gehört übrigens die schweiz-österreich­ische Künstlerin Angelika Kauffmann. Dafür hat nicht zuletzt das Wiener Dorotheum gesorgt, das immer wieder Gemälde von ihr in den Auktionen angeboten hat. Die Malerin wurde durch ihre Porträts und Historienb­ilder bekannt. Zu ihren Modellen gehörte unter anderem Goethe. Sie war eine zentrale Künstlerpe­rsönlichke­it im Rom des ausgehende­n 18. Jahrhunder­ts und neben Mary Moser das einzige weibliche Gründungsm­itglied der Royal Academy of Arts in London.

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