Veilchen und Himmelschlüssel
Geißblattblüten, Stiefmütterchen, Flieder, Ringelblumen oder Föhrenblüten. In einer ruhigen Gasse in Wien Mariahilf verarbeitet Michael Diewald Blüten zu Konfekt und süßen Ostereiern.
Heuer, sagt Michael Diewald, geht es früh los. Der warme Februar sei schuld. Die ersten Leberblümchen habe er schon Ende Februar entdeckt. „Das ist sehr früh“, sagt er, lacht und fügt dann zur Sicherheit an: „Sie verarbeite ich natürlich nicht, sie sind ja giftig.“Sonst werden aber recht viele Blüten in seiner kleinen Manufaktur in einer ruhigen Seitengasse der Mariahilfer Straße verarbeitet. Bekannte und weniger bekannte Blüten, wilde Blumen und jene, die er aus Nachbars Garten bekommt, oder aber auch Beeren, Früchte und das eine oder andere Bockerl.
Diewald hat sich mit seinem Geschäft namens Blühendes Konfekt auf Frucht-Blüten-Konfekt spezialisiert. Wobei er die hübschen kandierten Blüten nicht nur zur Dekoration
Die Blüten werden zur Dekoration verwendet und in die Masse eingearbeitet.
auf die kleinen Pralinen setzt. Vielmehr werden die getrockneten Blüten durch einen Fleischwolf gedreht, um dann mit Zucker vermengt zur Masse des kleinen Konfekts verarbeitet zu werden. „Viele glauben, die Masse besteht hauptsächlich aus Schokolade oder Marzipan, das ist natürlich auch drinnen, aber der Blüten- und Früchteanteil ist schon sehr hoch“, sagt Diewald. Passionierter Wanderer. Vor mittlerweile zehn Jahren hat er sein Geschäft eröffnet. Begonnen hat alles mit Marzipanostereiern, die er in dem Biomarkt, den er damals am Wiener Spittelberg betrieben hat, selbst gemacht hat. „Damals hab ich noch die getrockneten Blütenblätter aus dem Teesackerl gefischt, um die Ostereier zu verzieren.“Die süßen Ostereier gingen von Anfang an sehr gut. Irgendwann hat der gelernte Informatiker und passionierte Wanderer dann umgesattelt und sich ganz auf die Produktion süßen Blütenkonfekts spezialisiert.
Gemeinsam mit zwei Mitarbeiterinnen produziert er dreimal pro Woche sein blühendes Konfekt, zum Beispiel in den Sorten Maulbeere und Mispel mit Verbenenpulver und Ringelblume, Rose, Pfefferminze und Schokolade mit Dostblättchen oder Geißblüte, Quitte und Orange mit blauem Kornblumenzucker.
Die Miniaturpralinen werden alle per Hand hergestellt. 300 Stück schafft die Manufaktur in der Woche. „Man Michael Diewald produziert mit zwei Mitarbeiterinnen in Wien Mariahilf Konfekt aus Blüten und Früchten (ab 2,40 Euro pro Stück). Er bietet auch Wildkräuterwanderungen an. Nächste Termine: 2. und 28. April, 25. Mai. Infos und Anmeldung unter: aroma@bluehendes-konfekt.com Blühendes Konfekt Schmelzhofgasse 19, 1060 Wien, Mi–Fr: 10–18.30 Uhr, 0660/34 11 985, www.bluehendes-konfekt.com braucht eine ruhige Hand. Ich bin hauptberuflich Künstlerin, aber da ich eine gute Feinmotorik habe, mache ich auch Konfekt. Es ist eine sehr meditative Arbeit“, sagt Mitarbeiterin Angela Wiedermann, die kandierte Geißblattblüten auf die Konfektkugeln setzt.
Der Chef selbst produziert eher selten, er hat sich auf das Sammeln spezialisiert. Der Großteil der Blüten stammt aus Wien und Umgebung. Diewald kennt seine Plätze, die er im Gegensatz zu manchem Schwammerlsucher nicht streng geheim hält und gern auch an Gleichgesinnte weitergibt. So hat er etwa Heinz Reitbauer auf die Geißblattblüte gebracht, wofür sich der Spitzenkoch mit einer Quelle für Ebereschenblüten revanchiert hat.
Ein paar Lieferanten hat Diewald ebenso, wie etwa den Zitronengarten in Schönbrunn. Die Rosen stammen aus einem Garten einer Biowinzerin, die Minze sammelt Diewald in Greifenstein an der Donau, die Dostblüte (ähnlich dem wilden Oregano) stammt aus dem Waldviertel, die Himmelschlüssel aus Rekawinkel und die Kirschblüten von den Steinhofgründen in Wien.