Der alte Fritz, ein Dickkopf und Freiheitskämpfer
Für die Roten ist er ein rotes Tuch. Für die Liberalen ein Held. Und für Studenten noch immer Pflichtlektüre. Der Ökonom und Philosoph Friedrich August von Hayek ist vor genau 25 Jahren gestorben. Der gebürtige Wiener hat mit seinen Büchern die Welt verän
Trittst du einmal in den Hundehaufen, wirst du den Gestank so schnell nicht wieder los. Niemand weiß das besser als der alte Fritz. Wer heute, 25 Jahre nach seinem Tod, bei Google nach Friedrich August von Hayek sucht, landet zuerst auf Wikipedia – und dann schon bei der Arbeiterkammer. Dort wird Hayek als „Demokratiefeind“und „PinochetUnterstützer“gebrandmarkt. Selbst schuld, muss man sagen. Hayek hatte Ende der 1970er-Jahre Leserbriefe an die Londoner „Times“geschickt, in denen er sich positiv zu den Wirtschaftsreformen in Chile äußerte, wo damals der von den USA gestützte Diktator Augusto Pinochet das Sagen hatte.
Und ja, ein andermal hat Hayek gesagt, dass ihm ein „liberaler Diktator“lieber sei als eine „illiberale Demokratie“. Hayek war aber kein Feind der Demokratie. Er hat sie zeit seines Lebens verteidigt. Aber doch war er ein Skeptiker. Und ein Dickkopf. Er hätte sich entschuldigen müssen für die Pinochet-Sache. Aber die Selbstkorrektur war seine Sache nicht. Zumindest nicht in späteren Jahren. Radikaler Antisozialist. So bleibt der Gestank bis heute haften und liefert Angriffsfläche für seine Gegner von Links, die auch 28 Jahre nach dem Zusammenbruch des Sozialismus immer noch nicht wahrhaben wollen, dass die Planwirtschaft auf dem Müllhaufen der Geschichte gelandet ist. Hayek selbst durfte das noch miterleben. Den Fall der Berliner Mauer hat er 1989 im Fernsehen mitverfolgt. Es muss Hayek wie die Vollendung eines Lebenswerkes vorgekommen sein. Jahrzehntelang hat er als „radikaler Antisozialist“gegen jede Form der Kommandowirtschaft angeschrieben. Er hatte sich mit den Sozis angelegt, mit den Nazis, mit den Kommunisten. Sogar seine Freunde Ludwig Erhard und Wilhelm Röpke, die wahren „Neoliberalen“und Begründer der sozialen Marktwirtschaft, ernteten Kritik von Hayek: „Eine soziale Marktwirtschaft ist keine Marktwirtschaft, ein sozialer Rechtsstaat kein Rechtsstaat, ein soziales Gewissen kein Gewissen, soziale Gerechtigkeit keine Gerechtigkeit – und ich fürchte auch, dass soziale Demokratie keine Demokratie ist.“
Immerhin: Hayek war versöhnlicher als sein Wiener Mentor und Freund Ludwig von Mises. Dieser war einmal wutentbrannt aus einer Veranstaltung der von Hayek gegründeten liberalen Mont P`elerin Society gestürmt, zu der auch Erhard und Röpke sowie Karl Popper und Milton Friedman gehörten. „Ihr seid doch ein Haufen Sozialisten“, donnerte Mises damals.
Wobei: In Hayeks Fall stimmte das sogar. Als junger Mann war er tatsächlich der Planwirtschaft zugetan, geradezu fasziniert davon. Erst die Begegnung mit ebendiesem Ludwig von Mises und die Lektüre seines Buches „Die Gemeinwirtschaft“sollte ihn zu einem lebenslangen Feind jeder Form von Kommandowirtschaft machen – und in der Folge zu einer Ikone aller liberalen Richtungen.
In „Die Gemeinwirtschaft“legt Mises da, warum eine Planwirtschaft zum Scheitern verurteilt ist: Weil es den Menschen und Unternehmen ohne Marktpreise an den notwendigen Informationen fehle, auf deren Basis sie langfristige Entscheidungen treffen können. Das Buch sollte Hayeks ganzes Werk prägen. Preise und Geld standen als zentrale Themen ganz am Anfang seiner Karriere als Wissenschaftler. 1974 erhielt er für seine Arbeit auf diesem Gebiet den Wirtschaftsnobelpreis.
Da war er zwar längst englischer Staatsbürger, aber doch ist Hayek immer auch ein Wiener geblieben. Anders als Mises musste er nicht vor den Nazis flüchten, sondern ging schon 1929 ins Ausland – und zog dann im Herbst seiner Karriere nach Salzburg, wo er aber nicht glücklich wurde. Den Lebensabend verbrachte Hayek in Freiburg, wo er am 23. März 1992 im Alter von 92 Jahren starb. Erst seine allerletzte Reise sollte ihn wirklich zurück in die Heimat bringen. Begraben wurde er auf dem Neustifter Friedhof. So wollte es seine Frau. Gründer des Wifo. Schon nach seinem Studium zog es Hayek mit 26 Jahren in die USA. Zu einer Zeit, in der es keine Stipendien gab, finanzierte sich der junge Mann die Reise selbst – wohl mit Geld seines Vaters, der Arzt und Botaniker war. Zurück in Wien, gründeten Hayek und Mises 1927 gemeinsam ein Wirtschaftsforschungsinstitut, das es bis heute gibt und das auch bis heute so heißt: Wifo. Auf Basis ihrer Geldund Konjunkturtheorie konnten die beiden Ökonomen ziemlich genau die damals aufziehende Wirtschaftskrise vorhersagen, was sie international bekannt machte. Die London School of Economics holte Hayek daraufhin nach England, wo er mit nur 30 Jahren der erste ausländische Professor überhaupt wurde. Die LSE sah in dem liberalen Ökonomen das perfekte Gegenstück zum damals bereits sehr bekannten John Maynard Keynes, der von Cambridge aus das Feld der Wirtschaftswissenschaften quasi absolut regierte. Zwischen Keynes, der staatliche Wirtschaftsinterventionen befürwortete, und Hayek, der sie ablehnte, entbrannte ein Wettkampf, der im Grunde bis heute anhält.
Ihr persönliches Verhältnis war aber von Respekt und Freundschaft geprägt. Auch Keynes war ein Gegner des Sozialismus. Als Hayek 1944 sein Werk „Der Weg zur Knechtschaft“auflegte, schrieb Keynes: „Es ist ein großes Buch. Ich bin moralisch und philosophisch nahezu gänzlich damit einverstanden. Und zwar nicht einfach überzeugt, sondern tief bewegt.“
„Der Weg zur Knechtschaft“ist eine eindringliche Warnung vor allem an Hayeks Wahlheimat England, den Versuchungen von Sozialismus, Nationalsozialismus und Kommunismus
Als junger Mann war Hayek von der Planwirtschaft fasziniert. Das änderte sich. Freund Keynes schrieb über »Der Weg zur Knechtschaft«: »Es ist ein großes Buch.«
nicht nachzugeben. Für Hayek (und alle Ökonomen der sogenannten Österreichischen Schule) besteht die Gefahr einer interventionistischen Wirtschaftspolitik darin, dass eine Spirale in Gang gesetzt werde, die zum Verlust der persönlichen Freiheiten füh-