Spielraum
EIN STEILPASS IN DIE TIEFE DES SPORTS
Für den FC Barcelona spielen, bei den LA Lakers Körbe werfen, bei den NY Rangers den Puck jagen oder im Weltmeisterauto des Formel-1-Teams von Mercedes fahren – in der Welt des Sports gibt es sie noch, diese Traumjobs. Zumeist sind sie außergewöhnlich Talentierten vorbehalten, den Ausnahmekönnern. Mitunter erhalten auch vermeintlich weniger Begabte ihre Chance, bedingt durch die Gunst des Augenblicks, Veränderungswünsche der Vorgänger, Verhandlungsgeschick, Ermangelung von Konkurrenz oder eine gewisse Nähe zum Teamchef.
Jeder Traumjob birgt allerdings nebst der Aussicht auf Ruhm, Titelgewinne oder exorbitant hohe Gagen stets die Gefahr, dass man sich schlagartig die komplette Karriere ruiniert. Es sind prompt ganz andere Anforderungen, das Rampenlicht greller, das Geheul von Fans und Medien schriller. Druck verwandelt sich in eine nicht weiter messbare, nur noch belastende Größe. Der Vergleich ist nicht absurd: Williams ist nicht Mercedes, und Altach ist nicht Hütteldorf.
Bei den Silberpfeilen folgt der Finne Valtteri Bottas dem Weltmeister nach, Nico Rosberg trat mit seinem WM-Titel zurück. Bottas, Schützling aus Toto Wolffs Management-Firma, nahm auf dem heißesten Stuhl in der Formel 1 Platz: er ist Teamkollege von Lewis Hamilton. Die Arbeitsweise des Alphatiers ist klar: er duldet Kollegen und Konkurrenten, ja; aber nur im Rückspiegel.
Hamilton bescherte bereits Größen wie Fernando Alonso Sorgenfalten, er sah bei McLaren auch Heikki Kovalainen kläglich scheitern. Und er wird nun zur Messlatte für den nächsten Finnen: kommt Bottas nicht an Hamilton heran bzw. vorbei, ist seine seit 2013 laufenden F1-Karriere in Gefahr. Wurden Fehler bei Williams noch eher verziehen, sind sie ab sofort womöglich WM-entscheidend. Und gegenüber Niki Lauda in Erklärungsbedarf zu geraten, hat den unangenehmen Nebeneffekt, dass einem in der Formel 1 womöglich die dringend nötigen Argumente und Antworten fehlen.
Erfolg bei einem Nachzügler zu haben und zu erwarten, Gleiches bei einem Topteam nahtlos zu wiederholen, ist ein welt- weit verbreiteter Irrglaube. Egal ob man nun Fußballtrainer ist, der vom Dorfklub zum Rekordmeister wechselt oder ein Rennfahrer, der im besten Auto der Königsklasse landet: Ausreden interessieren nicht länger. Erklärungen für Niederlagen werden ob aller Voraussetzungen schnell unglaubwürdig.
Valtteri Bottas hat es trotzdem richtig gemacht, er wird, wenn er keine Dummheiten begeht, im Schatten Hamiltons Erfolg haben. Der Finne konnte auch gar nicht ablehnen, mit Williams hatte er das Ende der Rennstrecke erreicht.
Bei Damir Canadi und Rapid scheiden sich jedoch weiterhin die Geister.