Der Alte ist unschlagbar
In Ian Rankins »Ein kalter Ort zum Sterben« glänzt Ex-Inspektor John Rebus wieder einmal durch erfinderische Renitenz. Ian Rankin hat wieder angelegt und ins Schwarze getroffen: Mit „Ein kalter Ort zum Sterben“serviert der schottische Autor genau die Art von Krimi, die seine Millionen Fans seit 1987 schätzen. Es ist, als würde man alte Bekannte wieder treffen, allen voran natürlich John Rebus. Obwohl bereits in Pension, kann der alte Kater das Mausen nicht lassen, beziehungsweise in Rebus’ Fall das Ermitteln. Mit seiner unnachahmlichen Mischung aus Schläue, Hemdsärmeligkeit und Gerechtigkeitssinn legt er sich mit Edinburghs Unterwelt ebenso an wie mit seinen ehemaligen Polizeikollegen.
Der Auslöser ist eine Tracht Prügel, die einer von Rebus’ früheren Kunden, der Gangster Darryl Christie, kassiert. Wer steckt dahinter und was hat Christie mit dem windigen Finanzier Anthony Brough zu tun, der verschwunden ist? Offensichtlich ist, dass Rebus alter Intimfeind, Big Ger Cafferty, seine Finger im Spiel hat. Gleichzeitig vertreibt sich der Pensionär Rebus seine Zeit damit, alte ungelöste Fälle aufzuarbeiten, wie jenen der reichen, lebenslustigen Maria Tourquand, die in den 1970erJahren im Caledonian Hotel ermordet wurde. Bald ist klar, dass Gegenwart und Vergangenheit mehr miteinander zu tun haben, als man auf den ersten Blick glauben könnte.
Ian Rankins Erfolg beruht darauf, dass er aktuelle Themen aufgreift und seine Personen geschickt entwickelt, dem Leser aber gleichzeitig das Gefühl gibt, alles bleibe beim Alten. Einziges Zugeständnis an den Zeitgeist: Rebus gewöhnt sich gerade das Rauchen ab. Was seiner Laune nicht gerade zuträglich ist. do Ian Rankin: „Ein kalter Ort zum Sterben“, übersetzt von Conny Lösch, Goldmann, 482 Seiten, 20,60 Euro.