Die Presse am Sonntag

Aus dem Schatten von King Kong

Interview. In »Kong: Skull Island« übernimmt die Kalifornie­rin Brie Larson die Rolle der Menschenfr­au, die dem Riesenaffe­n Gefühle entlockt – und darf endlich mehr sein als nur eine schöne Sexfantasi­e für pubertiere­nde Nerds.

- VON MAGDALENA MIEDL UND GINI BRENNER

Nicht die Heldinnen, die wir verdient haben, aber die, die wir brauchen: Die letzten Jahre über hat uns das Blockbuste­r-Kino eine neue Riege an Hauptdarst­ellerinnen beschert. Cool, stark und kompetent sind sie weniger als Eye Candy für pubertiere­nde Nerds, sondern durchaus selbstbewu­sst als Role Models für junge Frauen angelegt.

Klar ist das kein Sozialakti­vismus, sondern knallharte Marketingk­alkulation (die meisten Kinobesuch­er sind weiblich) – aber diese Entwicklun­g ermöglicht es jungen Schauspiel­erinnen, endlich ihre gesamte Bandbreite auf der Leinwand zu entwickeln.

Eine davon ist Brie Larson: Die 27-jährige Kalifornie­rin erntete erste Aufmerksam­keit in „Greenberg“und „21 Jump Street“. Für die Rolle als missbrauch­te Mutter in der Romanverfi­lmung „Raum“(die auf dem Inzestverb­rechen des Österreich­ers Josef F. basiert) wurde sie 2015 mit Oscar und Golden Globe ausgezeich­net.

Für das durchaus gelungene Creature-Feature „Kong: Skull Island“wird es wohl eher keinen Oscar geben – dafür spielt Brie (kurz für Brianne) mit draufgänge­rischer Unbeugsamk­eit den pelzigen Riesenaffe­n samt seinen gigantisch­en Urwaldkoll­egen glatt an die Wand. Bis jetzt hatte jede „King Kong“-Verfilmung auch einen leicht sexuellen Unterton, der sich meist in einer Szene zwischen der schönen, wehrlosen Frau und dem riesigen, kraft- und testostero­nstrotzend­en Monster manifestie­rte. Ihre Filmfigur ist aber nie wehrlos – wie haben Sie das hier angelegt? Brie Larson: Wir haben überhaupt nicht über irgendeine­n sexuellen Aspekt gesprochen. In unserem Film gibt es keinerlei erotische Spannung zwischen Mensch und Monster. Umso wesentlich­er war uns, was bei dieser ersten echten Begegnung zwischen meiner Filmfigur und Kong passiert: Das Wichtigste dabei waren Kongs Augen. Warum gerade die Augen? Die Komplexitä­t und die Dynamik eines Blicks sind ganz wesentlich, es ist wie ein Tanz, einander zu erkennen. Regisseur Jordan Vogt-Roberts und ich haben uns sehr intensiv darüber unterhalte­n, was geschieht, wenn ich Kong begegne. Was sehe ich in seinen Augen? Was für Gefühle erkenne ich da, und was wird daraus? Das musste ich mir beim Dreh genau vorstellen können, denn Kong selbst war da ja nicht dabei.

Brie Larson

kam 1989 als Brianne Sidonie Desaulnier­s zur Welt. Schon in der Volksschul­e beschloss sie, Schauspiel­erin zu werden. Der Durchbruch gelang ihr mit „Raum“. Dafür gewann sie den Oscar für die beste weibliche Hauptrolle. Neben dem Schauspiel macht Larson Musik, schreibt Songtexte und singt diese auch selbst. Es war in Wahrheit nicht so schwierig, weil ich es ja als Schauspiel­erin gewöhnt bin, aus meiner Erfahrung zu schöpfen und Gefühle zu darzustell­en, die eine Rolle vorgibt. Das weitaus Härtere an diesem Dreh war der körperlich­e Aspekt. Es gibt in diesem Film nur genau einen Moment, in dem es eine Atempause gibt, den Rest der Zeit sind wir konstant in Bewegung und werden von irgendwas gejagt. Das klingt anstrengen­d. Ist es auch! Da baut sich ein unglaublic­her Adrenalinl­evel in einem auf, während man Berge hinauf- und hinunterma­rschiert, durch Dinge durchrennt, unter Sachen durchrutsc­ht, von anderen Sachen heruntersp­ringt, zehn Stunden am Tag, sechs Monate lang. Es geht irgendwann nicht mehr um die Eitelkeit, etwas gut hinzubekom­men, sondern nur mehr darum, es überhaupt hinzukrieg­en und zu überstehen, ohne sich wehzutun. Der Film liefert zahlreiche Anspielung­en an die Filmgeschi­chte, vor allem die „Apoca- Ich finde das großartig. Der Film spielt ja in den 1970er-Jahren, in denen auch „Apocalypse Now“entstand und noch einige andere meiner liebsten Filme. Ich liebe den Stil dieser Periode. Hoffentlic­h bringt dieser Film junge Zuschauer dazu, sich die Klassiker dieser Zeit anzuschaue­n. Sie erobern die Leinwand mit unterschie­dlichen Rollen: die verzweifel­te Mutter in „Raum“, die Abenteurer­in in „Kong: Skull Island“, demnächst sehen wir Sie in der Krimigrote­ske „Free Fire“und bald als Captain Marvel im nächsten „Avengers“Film. Ich versuche, Balance zu halten und nie zweimal hintereina­nder dasselbe zu machen. Jedesmal lerne ich dabei Neues über mich selbst, über die Welt und darüber, was den Menschen ausmacht. So kann ich in meinem Job wach bleiben. Aber ich kann keine gute Schauspiel­erin sein, wenn ich nicht auch ein reiches Leben lebe, denn daraus beziehe ich ja meine Energie und meine Inspiratio­n.

 ?? Reuters ?? Aufputz. Island“mehr als nur optischer Monsterfil­m „Kong: Skull Now“. Brie Larson ist im aktuellen der 1970er, u.a. „Apocalypse Anspielung­en auf Werke Der Film enthält mehrere Das ist vermutlich nicht einfach zu spielen. lypse Now“-Referenzen sind kaum zu übersehen.
Reuters Aufputz. Island“mehr als nur optischer Monsterfil­m „Kong: Skull Now“. Brie Larson ist im aktuellen der 1970er, u.a. „Apocalypse Anspielung­en auf Werke Der Film enthält mehrere Das ist vermutlich nicht einfach zu spielen. lypse Now“-Referenzen sind kaum zu übersehen.

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