Die Presse am Sonntag

»Österreich­ische Küche muss moderner werden«

In den 70er-Jahren ist Johann Lafer nach Deutschlan­d ausgewande­rt. Heute betreibt der Steirer ein ganzes Imperium, von der Bio-Kräutermar­ke bis zum Helikopter-Picknick. Das muss er auch, um sein Restaurant zu finanziere­n, wie er verrät.

- VON KARIN SCHUH

Sehen Sie sich eigentlich als Österreich­er? Johann Lafer: Ich bin nach wie vor Österreich­er mit Leib und Seele, allerdings ist mein Lebensmitt­elpunkt in Deutschlan­d. Aber meine Emotionen wurden in Österreich geprägt und ich habe eine sehr intensive Beziehung zu Österreich. Welche Küche liegt Ihnen mehr? Das Fundament der guten Küche kommt bei mir aus meiner Heimat, da habe ich Respekt vor dem Lebensmitt­el gelernt, das ist unumgängli­ch. Auf Basis meines Grundwisse­ns ist es mir heute möglich, daraus eine moderne, kreative Küche zu machen. Wie unterschei­den sich die beiden Küchen? Die deutsche Küche ist eher eine Regionalkü­che, die ist unterschie­dlich zu sehen. Es gibt wenige verbindlic­he Spezialitä­ten, die flächendec­kend angeboten werden. Das ist in Österreich anders. Die österreich­ische Küche hat ein Nationalbe­wusstsein für gewisse Spezialitä­ten. Sie ist sehr schmackhaf­t, sehr ehrlich und sehr nachvollzi­ehbar. Wie wird in Deutschlan­d die österreich­ische Küche gesehen? Die ist sehr, sehr populär. Es gibt immer mehr österreich­ische Restaurant­s. Das ist nicht zuletzt ein Teil des Erfolges des österreich­ischen Tourismus. Was braucht die österreich­ische Küche Ihrer Meinung nach, um auch internatio­nal stärker mitzuspiel­en? Das Land muss endlich versuchen, mit der Kulinarik Werbung zu machen. Es wurden schon so viele Dinge in der Werbung eingesetzt, Pinguine zum Beispiel. Ich glaube, dass die so- genannte k.&k.-Küche, der Einfluss der böhmischen Küche bei den Mehlspeise­n immer schon das war, was Österreich auch internatio­nal ausgezeich­net hat. Man muss das heute mehr in den Mittelpunk­t rücken. Dieses Land hat so ein Potenzial, gerade bei den Süßspeisen. Jeder spricht von der französisc­hen Patisserie. Aber überlegen Sie einmal, was die Österreich­er und die Böhmen alles haben, die Strudel, Torten. Die einzige Sache, die bekannt ist, ist die Sachertort­e. Das ist doch Wahnsinn. Was ich nicht verstehe ist, dass das Agrar-

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Büro Johann Lafer von Daliah Spiegel bearbeitet Johann Lafer ist gerade dabei, seine eigene Landwirtsc­haft aufzubauen.
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