Mit neuem Mut in die vorentscheidende Phase
Nach dem 2:0-Pflichtsieg gegen Moldau schöpft Österreichs Nationalteam in der WM-Qualifikation wieder Hoffnung. Das 3-4-3-System offenbarte gewisse Vorzüge, in Irland wird dennoch anderes gefragt sein.
Schwärmen. „Es war eine unfassbar schöne und lässige Zeit. Die Kombination aus Wetter, der Mentalität der Menschen und deren Lebensweise ist fantastisch.“Sydney bot Janko Großstadtflair und Strandfeeling zugleich, „und es gibt dort Tiere, die du sonst nur im Fernsehen siehst“.
Mit der langen und strapaziösen Anreise zur Nationalmannschaft hatte er sich bald arrangiert, die größte Herausforderung war die regelmäßige Kontaktpflege mit Freunden und Familie in Österreich. „Bei zwölf Stunden Zeitunterschied bleibt nur ein kleines Fenster, um sich auszutauschen.“Dass Janko trotzdem nicht länger in Sydney blieb, war einzig der Nichtverlängerung seines Vertrags durch den Klub geschuldet. Das Ende des Dienstverhältnisses war ein unschönes.
Die Klubverantwortlichen hatten ihr Vertragsangebot für eine weitere Saison überraschend zurückgezogen, „weil es Bedenken wegen meiner Nationalteameinsätze gab“, erklärte der bei einer von Football Fans Downunder (FFDU) durchgeführten Wahl zum „A-League Fußballer des Jahres“gewählte Janko. Wie die Trennung vonstatten ging, bezeichnete der 16-fache Saisontorschütze im Frühjahr 2015 als „sehr enttäuschend, was Ehrlichkeit und Respekt angeht, aber ich schätze, so ist das Fußballgeschäft“. Mentales Stahlbad. Janko hatte in Australien nicht zum ersten Mal die Brutalität und Kälte des Geschäfts erfahren. Während seiner Zeit in der Türkei bei Trabzonspor wurde er aus dem Kader suspendiert und musste Einzeltrainings absolvieren, ohne jemals eine echte Erklärung dafür erhalten zu haben. Das „mentale Stahlbad, als Spieler nicht gebraucht zu werden“endete erst nach zwei Jahren. „Es war eine Ehe voller Missverständnisse.“
Dennoch blickt Janko keineswegs voller Reue auf dieses Kapitel zurück. „Obwohl es sportlich nicht gut gelaufen ist, waren die Menschen in der Türkei einer der Gründe, warum ich es dort überhaupt so lange ausgehalten habe.“Janko, das gibt er offen zu, war mit Vorurteilen nach Trabzon gekommen. „Ich bin am Rande von Wien in Mödling aufgewachsen, habe in meiner Jugend schlechte Erfahrungen mit Flüchtlingskindern aus der Türkei gemacht. Sie haben gestänkert und provoziert.“An der Schwarzmeerküste bot sich ihm ein völlig konträres Bild. Eines, das ihn sämtliche Vorurteile ablegen ließ. „Ich habe selten so offene und herzliche Leute kennengelernt. Für diese Erfahrung bin ich ausgesprochen dankbar.“
Seit nunmehr bald zwei Jahren ist Marc Janko wieder in Europa, nach dieser Saison läuft der Vertrag beim Schweizer Abo-Meister FC Basel aus. Seine fußballerische Reise sieht der im Juni 34 Jahre alt werdende Jungvater noch nicht zu Ende gehen. Janko schätzt den Reiz des Auslands und die Lust am Abenteuer immer noch. Eine Rückkehr nach Österreich möchte er zwar nicht ausschließen, wirklich vorstellbar erscheint sie allerdings nicht.
China hat auf Janko wie schon auf so viele Fußballer dieser Tage eine gewisse Anziehungskraft, das liegt zu einem großen Teil auch an den finanziellen Perspektiven, die selbst in der zweithöchsten Spielklasse außerordentlich vielversprechend sind.
Janko möchte keine Destination „kategorisch ablehnen“, Zukunftsgespräche werden aber erst nach Saisonende geführt. Insgeheim spekuliert er wohl mit einem Anruf aus Australien. „Ich kann mir gut vorstellen, am Ende meiner Karriere dort zu leben.“ Österreichs Fußballnationalmannschaft hat zum Auftakt des Länderspieljahres die Pflicht erfüllt. Die Gästte aus Moldau, Schlusslicht der Qualifikationsgruppe D, wurden in Wien mit 2:0 bezwungen, dem Erfolg war harte Arbeit vorausgegangen. Das neu angewendete 3-4-3-System zeigte durchaus Vorteile, in der Offensive ließ sich dadurch rascher eine Überzahl schaffen.
„Die Spieler haben das System gut angenommen und umgesetzt“, befand Teamchef Marcel Koller, der sich wie erwartet mit einem Geduldsspiel konfrontiert sah. „Wenn der Gegner mit Mann und Maus im Strafraum verteidigt, ist es schwierig, die Lücke zu finden.“In der ersten Halbzeit fand Österreich diese Lücke noch öfters, speziell Marko Arnautovic und David Alaba auf seiner Position im linken Mittelfeld sorgten regelmäßig für Unruhe. „Die beiden haben sich ständig gesucht, ha- ben das hervorragend gemacht“, sagte Koller, dessen Idee, die Mannschaft in einem neuen System auflaufen zu lassen, gedanklich schon im Jänner gereift war. „Gerade in diesem Spiel, in dem die Mitte durch den Gegner immer zu war, war es eine gute Möglichkeit, über die Seiten und mit David viel Druck auszuüben.“ Unter Zugzwang. Ob und in welcher Form das 3-4-3-System Zukunft hat, wird sich noch weisen. Der Schweizer stellte jedenfalls klar, dass sich speziell gegen Moldau die Möglichkeit dazu anbot. „Das heißt aber nicht, dass wir dieses System ab jetzt jedes Mal anwenden.“Gegen offensivstärkere Konkurrenten wird es gewiss mehr Stabilität in der Defensive brauchen. Die spielerischen Leerläufe seiner Mannschaft in der ersten und zweiten Halbzeit wollte der 56-Jährige nicht überbe- werten, schließlich hatte sich der Gegner mit Fortdauer der Begegnung „ein bisschen auf uns eingestellt.“
Der Sieg gegen Moldau war zweifelsohne alternativlos, will man nach dem misslungenen Herbst doch noch in den Kampf um die WM-Tickets für Russland 2018 eingreifen. Hinter Serbien, Irland (jeweils 11) und Wales (7) rangiert Österreich in der Gruppe D mit sieben Punkten weiterhin auf Rang vier, am 11. Juni steht das womöglich schon vorentscheidende Spiel in Dublin gegen Irland auf dem Programm.
Nur ein Sieg hilft dem ÖFB–Team wirklich weiter. „Wenn wir in der Tabelle nach vorne kommen wollen, wäre es gut, wenn wir gewinnen würden“, meinte auch Koller. Marko Arnautovic und Stefan Ilsanker werden dem Team auf der Insel gelbgesperrt fehlen. „Das macht mir etwas Bauchschmerzen.“