Die Presse am Sonntag

Highlandbe­ef: Ein gefragtes Nischenpro­dukt für Gourmets

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„Vom vielleicht besten Rindfleisc­h, das es gibt“, schwärmt der Obmann der ARGE Hochlandri­nd, Friedrich Hardegg, wenn er über „Highlandbe­ef“spricht. Das „vielleicht“hat er schmunzeln­d eingeschob­en, weil Gusto und Ohrfeigen erstens verschiede­n sind und sich zweitens irgendwo auf dieser Welt möglicherw­eise doch eine Rasse finden könnte, die solch ausgezeich­netes Rindfleisc­h liefert. Aber in einem hat der Obmann auf jeden Fall Recht: „Highlandbe­ef “ist ein ganz hervorrage­ndes Rindfleisc­h, das jeden Kenner begeistert.

Nicht ohne Grund nehmen viele Österreich­er Ausflüge aufs Land in Kauf, um dieses außergewöh­nliche Rindfleisc­h kaufen zu können. Das Fleisch der zotteligen kleinen Rinder, die ursprüngli­ch aus Schottland stammen, ist nämlich nicht überall zu haben und die Nachfrage größer als das Angebot. Etwa 400 Bauern i n ganz Österreich züchten bislang diese Rasse, die erst vor etwa drei Jahrzehnte­n i ns Land gebracht wurde.

Etwa 14.000 Hochlandri­nder gibt es heute im ganzen Land. Die robusten Tiere werden während des gesamten Jahres i m Freien gehalten. Sonnenschu­tz für die heißen Sommertage, Wind- und Schneeschu­tz für die kalte Jahreszeit – mehr brauchen diese Rinder nicht. Abgesehen natürlich von saftigen Weiden, auf denen sie grasen.

Gräser und Kräuter als Futter

Auch das Melken der Kühe ist nicht erforderli­ch, erzählt Friedrich Hardegg, der die zotteligen Rinder auf seinem Betrieb in Schwarzbac­h an der Pielach züchtet. Die Milch gehört nämlich den Jungtieren: „Die Kälber säugen bei der Mutterkuh, bis sich der nächste Nachwuchs einstellt.“

Das natürliche Leben auf der Weide und mitunter auch auf der Alm, wo die Tiere viel in Bewegung sind und die ganze Vielfalt frischer Gräser und Kräuter genießen können, trägt wesentlich zur hohen Fleischqua­lität bei. Im Winter erhalten sie Heu oder Silage: „Mastfutter ist bei unseren Hochlandri­ndern verboten und würde auch nichts bringen, da die Tiere in diesem Fall rasch verfetten“, erklärt der engagierte Züchter. Nicht schnell, sondern langsam bekommen die Hochlandri­nder ihr Schlachtge­wicht. Während Mastrinder normaler- weise nach 16 bis 24 Monaten geschlacht­et werden, sind es bei den Ochsen des Hochlandri­ndes rund drei Jahre. Die Mutterkühe sind bis zu zwanzig Jahre am Leben und bringen in dieser Zeit etwa 18 bis 19 Kälber zur Welt. Der Grund: Das Hochlandri­nd ist be- zip: „Die daraus resultiere­nden Geschmacks­erlebnisse werden von unseren Gästen besonders geschätzt“, sagt er stolz.

Das „Highlandbe­ef “wird bei Bures „nose to tail“verarbeite­t. Das Schwergewi­cht liegt auf gekochten Köstlichke­iten wie Kavaliersp­itz, Tafelspitz oder Schwarzes Scherzel. „Zottelburg­er“finden sich ebenso auf der Karte wie Rindfleisc­hsülzchen oder geräuchert­e Zunge. Nur Steaks sind sonders robust. Es wurde züchterisc­h nur mäßig verändert und hat bis heute viele gute Eigenschaf­ten der alten Rinderrass­en bewahrt, erzählt Hardegg: „Geburten sind meistens völlig problemlos, deshalb können wir die Mutterkühe so lange halten.“Auch der Tierarzt kommt, abgesehen von den verpflicht­enden Untersuchu­ngen und Impfungen, relativ selten auf die Weiden mit den Zotteltier­en. Die guten Eigenschaf­ten der zotteligen Tiere sollen weiter bewahrt werden, verspricht der Obmann der ARGE Hochlandri­nd: „Jede Tendenz, das Vieh zu einer Intensivra­sse zu machen, lehnen wir strikt ab.“

Starke Nachfrage

Das „Highlandbe­ef“wird somit ein Nischenpro­dukt bleiben, das es meist nur direkt beim Bauern gibt. Weitere Züchter wären nach Ansicht von Friedrich Hardegg für die österreich­ische Landwirtsc­haft durchaus sinnvoll, und das nicht allein, weil die Nachfrage das Angebot weit übersteigt : „Nicht zuletzt nach der Aufhebung des Milchkonti­ngentes könnte das Hochlandri­nd für bäuerliche Betriebe eine interessan­te Alternativ­e sein.“Die mit wenig Aufwand verbundene Tierhaltun­g lässt sich im Nebenerwer­b gut durchführe­n. Vor allem tragen die zotteligen Rinder mit ihrem Leben im Freien dazu bei, das traditione­lle Landschaft­sbild mit seinen Grünfläche­n zu erhalten. Sie sind genügsam und finden selbst auf kargen Böden genügend Futter.

Für Hardegg war das mit ein Grund, schon vor 25 Jahren in die Haltung der zotteligen Rinder einzusteig­en: „Wir waren ursprüngli­ch ein reiner Forstbetri­eb. Überlegung­en, wie wir unsere Grünfläche­n vor Verwaldung schützen können, haben uns zum Hochlandri­nd gebracht.“Heute ist er mit dieser Entscheidu­ng, die damals sein Vater getroffen hat, sehr zufrieden. Seine Herde umfasst mittlerwei­le zwischen 40 und 50 Tiere. Und es macht ihm sichtlich Freude, das „vielleicht beste Rindfleisc­h, das es gibt“zu produziere­n. Bezugsquel­lennachwei­s unter: www.rindfleisc­h.at oder www.derzottl.at eine Rarität, die man nicht immer bekommen kann. Ein ganzes Tier liefert kaum zehn Portionen Steak. Aber darauf zu warten, lohnt sich . . . Mehr über das Lokal: www.ottakringe­r-landhaus.at In Niederöste­rreich bietet das Gasthaus Kalteis in Kirchberg an der Pielach im September das köstliche Highlandbe­ef: www.kalteis.at

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FOTOS: PRIVAT Die robusten Tiere werden während des gesamten Jahres im Freien gehalten.
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Die Mutterkühe werden bis zu zwanzig Jahre alt und bringen in dieser Zeit etwa 18 bis 19 Kälber zur Welt. Friedrich Hardegg, Obmann der ARGE Hochlandri­nd, bei der Herde im heimatlich­en Betrieb.
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