Die Zukunftsvorsorge der Bullen
Die Red-Bull-Akademie in Liefering soll auch künftige Salzburger Fußballerfolge garantieren. Mittelfristig wird der eigene Nachwuchs den Stamm des Bundesligisten bilden.
Salzburg, daran lassen die Erfolge der jüngeren Vergangenheit keinerlei Zweifel, ist die Fußballhauptstadt Österreichs. In Wals-Siezenheim steuert man unbeirrt dem vierten Double in Folge entgegen, die Konkurrenz darf sich ob ihrer Chancenlosigkeit durchaus hinterfragen. Speziell die beiden Wiener Großklubs lechzen nach Triumphen, der bislang letzte Meistertitel liegt vier (Austria) beziehungsweise neun Jahre (Rapid) zurück. Salzburg genießt aufgrund des Red-Bull-Backgrounds nach wie vor nicht zu vernachlässigende monetäre Vorteile, hat aber in beeindruckendem Tempo den vereinsinternen Wandel vom Einkäufer zum Ausbildner vollzogen. Die Rolle der „Roten Bullen“ist heute eine gänzlich andere als noch vor wenigen Jahren.
Die Red-Bull-Akademie in Liefering steht sinnbildlich für die Imagekorrektur des Ligakrösus. Im September 2014 eröffnet, bietet sie insgesamt 400 Talenten aus den Bereichen Fußball und Eishockey eine sportliche Hei- mat. Elf Fußballnachwuchsauswahlen von der U7 bis zur U18 werden hier, nur einen Steinwurf von der deutschen Grenze entfernt, geformt. Die ständige Suche nach den Stars von morgen ist unerlässlich, Akademieleiter Ernst Tanner bezeichnet sie als alternativlos, vor allem in einem kleinen Fußballland, wie Österreich es ist.
Der Weg sei hierzulande vorgezeichnet, man könne sich nicht mit Deutschland, England oder Spanien vergleichen. Die Jugend gelte es permanent zu forcieren, denn Topstars werden die Keine-Sorgen-Arena und das Pappelstadion auch in Zukunft meiden. „Genauso wenig, wie Sie auf Dauer gegen den Strom schwimmen können, können Sie auf Dauer gegen den Markt agieren. Das ist unser Los in Österreich“, erklärt Tanner. Die Fußballschule in Liefering soll Salzburg langfristig helfen, im nationalen wie internationalen Vergleich so konkurrenzfähig wie nur möglich zu bleiben. Die Voraussetzungen scheinen perfekt.
Es ist ein kleiner Fußballtempel, der hier entstanden ist: Sechs Außenplätze mit Kunst- respektive Naturrasen, ein Hallenplatz, Krafträume, Motorikpark, Turnhalle. 120 Mitarbeiter kümmern sich um den reibungslosen Ablauf des Tagesgeschäfts. Nein, es fehlt an nichts. Die Kosten für den hochmodernen Komplex liegen im oberen zweistelligen Millionenbereich, exakte Angaben dazu gibt es nicht. Jugendliche Visionen. Salzburgs nationaler Anspruch ist hinlänglich bekannt, nur der Platz an der Sonne ist gut genug – auch im Jugendbereich. „Natürlich versuchen wir immer, den Jahrgangsbesten in unseren Reihen zu haben, aber es kann nicht immer gelingen.“Fünf der sechs möglichen Meistertitel in den Altersklassen U15, U16 und U18 hat Red Bull in den vergangenen zwei Jahren errungen, die Arbeit trägt also Früchte. Und die Vision ist klar: Mittelfristig sollen 70 bis 80 Prozent der Bundesligaspieler aus dem eigenen Nachwuchs kommen, Tanner sieht den Verein „auf einem sehr guten Weg“. Aktuell stehen mit Konrad Laimer (19) und Xaver Schlager (19) zwei ehemalige Akademie-Spieler im Bundesligakader von Trainer O´scar Garcia, mit Mergim Berisha (18), Hannes Wolf (17) und Amadou Haidara (19) schicken sich die nächsten Toptalente an.
Die Qualität der Salzburger Ausbildungsarbeit ist längst über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Der Erfolgslauf der U19 in der Youth League, der Champions League der Jugendmannschaften, sorgte für europaweites Staunen. Nach Siegen über die Alterskollegen von Manchester City, Paris SG und Atletico´ Madrid steht Salzburg im Final Four, am kommenden Freitag wartet im Halbfinale in Nyon der FC Barcelona (13 Uhr, live in ORF Sport plus). Ebenfalls noch im Titelrennen sind
junge Talente,
je 200 aus den Bereichen Fußball und Eishockey, trainieren in der Red-Bull-Akademie in Liefering.
Mannschaften,
also acht Jugend- (U7, U8, U9, U10, U11, U12, U13, U14) und drei Akademieauswahlen (U15, U16, U18) entsprechen etwa 180 Spielern und 30 Betreuern. Die in der Youth League eigens eingesetzte U19 wird aus Spielern der U18, des FC Liefering und von RB Salzburg gebildet. Am Freitag bestreitet Salzburg in Nyon das Halbfinale gegen FC Barcelona. Real Madrid und Benfica Lissabon. Für Tanner ist das „Vorstoßen in die Phalanx der etablierten Jugendakademien“schlichtweg eine große Auszeichnung. „Es ist wirklich so, dass wir uns mit Giganten messen. Manchester City, Barcelona, Real oder PSG haben schon in der Jugend Etats, die man in Österreichs Bundesliga nicht oft findet.“ Wertschätzung. Vergangenes Wochenende hatte den Deutschen eine Dienstreise nach Lissabon geführt, der Chefanalyst von Benfica zeigte sich ob der Interpretation des Fußballs in Salzburg schwer beeindruckt. „Er meinte, er wisse nicht, ob es in Portugal möglich sei, so direkt zum Tor zu spielen.“Tanner wirkt zufrieden. „Es ist schon erstaunlich, was man im Ausland so hört. Die schauen ganz genau hin. Die Wertschätzung, die wir mittlerweile erfahren, ist sehr hoch.“Ob nun auch der große FC Barcelona, der für seine exzellente Jugendarbeit bekannt ist, schlagbar, gar der ganz große Coup möglich sei? Tanner sagt: „Wir werden
Die Kosten für die Akademie bewegten sich im oberen zweistelligen Millionenbereich. Salzburgs Vorteil? »Hier kann man mit 17, 18 Jahren schon in der Bundesliga spielen.«
sehen, ob wir in der Lage sind, selbst die beste Mannschaft zu schlagen.“
Das exzellente Standing Red Bulls in der Ausbildung junger Spieler soll auch in Zukunft helfen, potenzielle Stars von morgen nach Salzburg zu locken. Nur so lassen sich auch schier übermächtige Konkurrenten wie etwa Bayern München ausstechen, etwa in der Personalie Dayot Upamecan. Der Franzose kam im Sommer 2015 von der U19 des FC Valenciennes nach Österreich, seit Jänner läuft er für RB Leipzig in der deutschen Bundesliga auf. Die Durchlässigkeit im System der Bullen sei letztlich auch ein großer Anreiz für viele Spieler. „In Salzburg kann man mit 17, 18 Jahren in der Bundesliga spielen. Diese Möglichkeit hat man in Deutschland eigentlich nicht.“