Attentat in Dortmund, Ausschreitungen in Lyon:
Hat die Fußballunion Uefa in beiden Fällen auf ihre Spieler und Fans vergessen? Das Ausbleiben drastischer Maßnahmen ist jedenfalls gut für das eigene Geschäft.
einem EM-Stadion, alarmierend. Das Europa-League-Spiel war als Hochsicherheitspartie eingestuft – und trotzdem herrschte Chaos. Wie gelangt denn bengalisches Feuer trotz Einlasskontrollen ins Stadion? Diese Sicherheitslecks sind erschütternd.
Die Kälte der Fußballunion Uefa duldet bei der Aufarbeitung solcher Vorfälle keinerlei Aufschub: Es wird unter Garantie gespielt. Das ist zwar nichts Neues, nur der Umstand allein, dass in beiden Fällen prompt das Geschäft vorangestellt wurde, war nicht zu übersehen. Über allem thront jedoch auch seit dem ersten Anschlag auf Sportfeste, bei Olympia 1972 in München, die These, dass man keinem Angreifer die Genugtuung geben darf, dass er sein Ziel erreicht hat.
Es ist ein Drahtseilakt, der zwei Sichtweisen zulässt: Hat die Uefa, diese Debatte begleitet den Fußball, in beiden Fällen auf ihre Protagonisten vergessen – die Spieler, ihre zahlende Kundschaft? Oder: Haben weder Dortmund noch Lyon vor Anpfiff Vorbehalte deponiert und nur still auf die Pietät von Bürokraten gehofft? Aber, auch dieser Aspekt darf bei der Gesamtbetrachtung der schrecklichen Angriffe nicht außer Acht gelassen werden: Gäbe es die Diskussion denn, wären die Spiele anders ausgegangen, hätten Dortmund und Lyon gewonnen?
Verbänden, geschmückt mit TV-Verträgen und Sponsormillionen, geht es nur um ihr Geschäft. Ausflüchte von Terminknappheit bis Livespiel etc. gibt es zuhauf. Selbst die Folgen für Wiederholungstäter wie die Besiktas-Anhängerschaft sind nur Nebengeräusche. Der Klub wird bloß eine Geldstrafe erhalten, obwohl er für Jahre aus dem Europacup ausgeschlossen werden müsste. Dortmund blieben 24 Stunden, um ein Attentat zu verdauen, in Lyon waren es 45 Minuten, ehe angepfiffen wurde. Der Ball rollt, die Angst vergeht – das Geschäft gedeiht.