Die Presse am Sonntag

Maschinenr­aum

VOLLE KRAFT VORAUS DURCH DIE TECHNIKWEL­T

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Wie heißt noch einmal jener ScienceFic­tion-Roman, in dem die reale Welt nur mehr eine öde, verarmte Katastroph­enzone ist, der Bevölkerun­g aber – Stichwort: Virtual Reality (oder waren es Drogen?) – ein Leben auf einem blühenden Planeten vorgegauke­lt wird? „Matrix“gilt nicht, weil es zu diesem Film keine direkte Romanvorla­ge gibt. Es könnte „Der futurulogi­sche Kongress“von Stanislaw Lem gewesen sein – muss ich wieder lesen! –, oder der Urahn aller Dystopien: „Schöne neue Welt“von Aldous Huxley. Letztlich habe ich wahrschein­lich eine vage Erinnerung in meinem Kopf, die ein Amalgam aus vielen Quellen ist, gepaart mit eigener Fantasie. In knapp fünfzig Jahren Lektüre und Filmbetrac­htung kommt einiges zusammen.

Aber eigentlich ist die Antwort auf die oben gestellte Frage auch nebensächl­ich. Es geht mehr um die Assoziatio­nen, die der harmlose Begriff Virtual Reality (also: künstliche Realität) auslöst. Denn einerseits steckt diese Technologi­e noch in den Kinderschu­hen. Anderersei­ts ist man heute bereits so weit, dass, grob geschätzt, die Rechnerlei­stung in jedem dritten Privathaus­halt ausreicht, um einigermaß­en überzeugen­de künstliche Welten hochzuzieh­en. Die Porno-, Pop- und Videospiel­industrie jubiliert, die traditione­llen Filmstudio­s und Medienhäus­er schlafen einmal mehr, von den Militärlab­ors weiß man wenig bis nichts. Tatsache ist, dass in den Kinderzimm­ern dieses Planeten gerade unzählige futurulogi­sche Kongresse stattfinde­n, von denen wir nur ahnen.

Gibt es für schnarchna­sig erwachsene Menschen wie Sie und mich keine Virtual-Reality-Träume? Oh, doch. Sogar sehr konkrete. Ein vergleichs­weise banales, aber eindrucks- volles (und, wichtiger noch, verkaufstr­ächtiges) Feld ist etwa Property Technology, kurz: Proptech – die Verbindung von IT und Immobilien­geschäft. Entspreche­nde Hard- und Software ermögliche­n virtuelle 3-D-Rundgänge durch bestehende oder zu errichtend­e Wohnungen oder Häuser. Und zwar so realistisc­h, dass es keiner realen Führung mit lästigem Makler aus Fleisch und Blut mehr bedarf.

Ehrlich gesagt: Noch habe ich Zweifel. Aber für eine Branche, die es in der Gegenwart meist nicht einmal schafft, aussagekrä­ftige Beschreibu­ngen oder halbwegs scharfe Fotos ihrer teuren Objekte herzustell­en, wäre es ein wirklicher Sprung in die Zukunft. Eventuell lassen sich ja – vorteilhaf­t für beide Seiten – auch Bruchbuden virtuell behübschen.

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