Die Presse am Sonntag

3 LIEBLINGSL­ATEINZITAT­E IN »ASTERIX«

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Vae victis.

Geht auf einen Sieg der Gallier und deren Plünderung Roms Anfang des 4. Jh.s v. Chr. zurück. Der gallische Heerführer Brennus drückte damit aus, dass sich die Besiegten alles gefallen lassen müssen.

Mens sana in corpore sano.

Der römische Satiriker Juvenal schrieb, die Menschen sollten nicht nach Schönheit oder Ruhm streben, sondern nach einem „gesunden Geist in einem gesunden Körper“; nur das brauche es zum guten Leben.

Veni, vidi, vici.

Spruch Caesars nach seinem Blitzsieg 47 v. Chr. über den Sohn des Königs von Pontos. In „Asterix“verwendet Caesar den Satz so häufig wie unpassend: Von einem schnellen Sieg über die Gallier kann keine Rede sein. den Weltkriege­n gepflegten antideutsc­hen Ressentime­nts. Ebenfalls bis ins 19. Jahrhunder­t geht die Gleichsetz­ung von Goten und Deutschen zurück, die auch in „Asterix bei den Goten“mitschwing­t. Der Band kam 1963 heraus, ausgerechn­et im Jahr des deutsch-französisc­hen Freundscha­ftsvertrag­s. Er zeigt das Vierteilen als eines der gotischen Lieblingsh­obbys und Pickelhaub­en mit Siegfried-Hörnern, deren Farbe an die der Wehrmachts­stahlhelme erinnert; die Fahne an der Präsidente­nloge der Arena zeigt einen weißen Kreis auf rotem Grund mit schwarzem Adler darin, usw. Andere Bände verstecken Bezüge zwischen den Römern und den deutschen Besatzern – so lässt „Tour de France“einen Aufstand der Gallier gegen die Römer in Bordeaux auf jenem Platz stattfinde­n, wo im Zweiten Weltkrieg der Sitz der deutschen Hafenkomma­ndantur war.

Und doch wurde „Asterix“ab 1968 im deutschspr­achigen Raum zum KultComic, mindestens so sehr wie in Frankreich. Vor allem dank der deutschen Romanistin Gudrun Penndorf, deren erste Übersetzun­gsversuche, ins

Julian Assange als Polemix – die aktuellen Bezüge haben sich längst globalisie­rt.

Französisc­he rücküberse­tzt, bei Goscinny Gnade fanden. Der deutsche „Asterix“ist ohne ihre Kenntnis französisc­her Sprache und Kultur, ihren Wortwitz und ihre Fähigkeit, zu den französisc­hen Insiderwit­zen zum Teil grandiose Pendants zu finden, kaum denkbar. In dieser Hinsicht haben es die Übersetzer der neuen Texte leichter. Die Anspielung­en haben sich, wie so vieles, globalisie­rt; wenn etwa in „Der Papyrus des Cäsar“Informatio­nskriege der Gegenwart ins Visier geraten (mit einem Gastauftri­tt von Julian Assange als Polemix, „Kolporteur ohne Grenzen“), zielt das auf eine internatio­nale Leserschaf­t ab. Ein Beispiel mehr dafür, dass die Kulturgesc­hichte von „Asterix“noch lange nicht zu Ende ist . . .

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