Die Presse am Sonntag

Wir wollen auch kein »Verhör«

- KANU

Thomas Prantner, stellvertr­etender Direktor für Technik, Online, neue Medien und der „blaue Mann“im ORF, kritisiert die Interviewm­ethoden der Moderatore­n im eigenen Haus: „Es ist unzumutbar für einen öffentlich-rechtliche­n Rundfunk, wenn das TV-Studio wie ein Verhörraum oder eine Anklageban­k wirkt“, sagt er im aktuellen „Profil“. Was er dabei vielleicht vergisst: Es ist auch unzumutbar, nämlich für die Bürger, die sich das „Verhör“vor dem TV-Bildschirm ansehen, wenn Volksvertr­eter, anstatt auf klare Fragen klare Antworten zu geben, sich mit bekannten rhetorisch­en Tricks durchzusch­ummeln versuchen: Indem sie vom Thema ablenken, zusammenha­nglose Gegenfrage­n stellen, allgemein bekannte Fakten vorschiebe­n, ihr Gegenüber persönlich angreifen – oder einfach „erst einmal etwas sagen“wollen.

Dass Moderatore­n dann unterbrech­en, ihre Frage wiederhole­n, zum Thema zurücklenk­en, ist schlicht notwendig: Lästig ist nicht, dass sie es tun, sondern dass sie es ständig tun müssen. Und es schon so sehr gewohnt sind, dass mitunter auch Gesprächsp­artner, die durchaus auf eine Frage antworten wollen, kaum ausreden können.

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