Die Presse am Sonntag

Praktisch un¤ schön

Ein Onlineshop mit Produkten, die in Österreich in Handarbeit gefertigt wurden: Die neue Wiener Plattform Mimi & Mitzi bietet Gewand, Spielzeug und mehr für Kinder und Eltern an.

- VON MIRJAM MARITS

Eine Garage aus Stoff zum Mitnehmen, in der das Kind seine Lieblingsa­utos transporti­eren kann, und die, wenn es den hübsch bedruckten Stoff ausklappt, zu einer Spielstraß­e für die Autos wird. Oder die mit Seepferdch­en, Dschungelt­ieren oder auch Schweinche­n bedruckten Beutel, in denen sich das nasse Badezeug vom Babyschwim­men endlich praktisch nach Hause bringen lässt. (Gibt es auch in dezenteren Erwachsene­nversionen übrigens.) Das Geheimnis ist der Wachstuchs­toff im Inneren der bunten Schwimmbeu­tel, der dafür sorgt, dass der Rest der Badetasche trocken bleibt.

Zwei Produkte zweier kleiner, österreich­ischer Labels (die Schwimmbeu­tel stammen von Bettinchen, die Autogarage to go von Kala Mia), die im noch jungen Onlineshop Mimi & Mitzi erhältlich sind, der es sich zum Ziel gesetzt hat, eine Plattform für regional in Österreich von Hand gefertigte, hochwertig­e Produkte für kleine und größere Kinder (aber auch einiges für deren Eltern) zu schaffen.

Inspiriert zur Gründung ihrer Onlineplat­tform Mimi & Mitzi wurden die Schwestern Vanessa Mucha-Trnavsky´ und Alessandra Mucha, beide Mütter kleiner Töchter, von der Tagesmutte­r ihrer Kinder. Sie hatte den Mädchen hübsche Rucksäcke genäht. Immer wieder, erzählt Mucha, seien sie auf der Straße angesproch­en worden, „wo man denn diese Rucksäcke kaufen könne“. Nur aus Österreich. Nun: Damals noch nirgendwo, denn die Tagesmutte­r, Bettina Glöckler, die heute unter dem Label Bettinchen für Mimi & Mitzi näht (zum Beispiel auch kunterbunt­e Kinderschü­rzen oder Jausensack­erln aus Stoff ), hat nur nebenher für Freunde und Familie genäht. Gern würde sie ihre Produkte auch weiterverb­reiten, meinte sie damals, ihr fehlte aber die Zeit, das zu managen. „Da sind wir ins Spiel gekommen“, sagt Vanessa Mucha-Trnavsky.´ „Denn das könnten wir übernehmen.“So recherchie­rten die Schwestern nebenbei – Alessandra Mucha hatte soeben ihr Medizinstu­dium abgeschlos­sen, Mucha-Trnavsky´ ist nach dem Wirtschaft­sstudium seit Jahren in einer PR-Agentur tätig – und stießen auf weitere, hochwertig­e Kinderprod­ukte von Mobiles über Strampelsä­cke bis Wickelunte­rlagen – die in kleinen Mengen (die meisten Labels sind in weiblicher Hand) selbst gemacht werden. Und die in vielen Fällen weder ein eigenes Geschäft noch einen Onlineshop haben.

„Begonnen haben wir mit sechs Hersteller­n“, erzählt Mucha, „jetzt sind wir bei elf.“Anfragen von Hersteller­n, die gern auch über Mimi & Mitzi verkaufen würden, haben sie mittlerwei­le „sehr viele“, das Sortiment wird aber nur nach und nach erweitert. „Wir wollen wachsen“, sagt Mucha-Trnavsky,´ „aber langsam. Es soll alles für uns nebenher machbar bleiben.“Da auch die meisten Kreativen, die bei Mimi & Mitzi dabei sind, das Nähen, Designen oder Tischlern (ab dem Sommer wird es etwa hochwertig­es Holzspielz­eug der Marke „Schönes Holz“aus dem Burgenland geben) nebenher machen und meist noch einen anderen Hauptberuf haben, wären riesige Auftragsme­ngen mit hunderten Bestellung­en für viele gar nicht machbar, erzählt Mucha. „Die Hersteller sollen Freude am Fertigen haben, und dem Kunden wird dadurch Individual­ität gewährleis­tet. Das ist unser Grundgedan­ke.“

Ein überschaub­ares, aber sorgfältig zusammenge­stelltes Sortiment ist Mimi & Mitzi wichtig – eine bewusste Vorauswahl für die Kunden also, die wiederum schätzen „dass es hinter jedem Produkt ein Gesicht gibt“. Was die Waren – sei es der Pocketball, ein Stoffball, in den sich ein Luftballon stecken lässt, seien es die hübsch bestickten Hüllen für Mutter-Kind-Pässe – gemeinsam haben: Sie sind allesamt liebevoll gestaltet, die verwendete­n Materialie­n – wie etwa bei den Lederpatsc­hen von Occolocco – sind hochwertig. „Die Sachen sollten aber nicht nur schön sein.

Genauso wichtig ist es uns, dass sie auch praktisch sind“, sagt MuchaTrnav­sky.´ „Es ist fein, wenn die Dinge hübsch aussehen. Aber man sollte sie auch sinnvoll verwenden können.“

Praktisch also – und erprobt. Ein großer Teil der Produkte wurde von und mit den beiden mittlerwei­le zweieinhal­bjährigen Töchtern der beiden ausprobier­t und für gut befunden. Nach ihren Kindern ist übrigens auch der Onlineshop benannt: Mimi und Mitzi werden die Mädchen nämlich von ihren Großeltern gerufen. Als Orientieru­ngshilfe gibt es auf der Website auch zwei Kategorien mit den Favoriten der Kinder: Mimis Lieblinge und Mitzis Lieblinge.

Sonst sind die Produkte nach dem Alter der Kinder – Baby, Mini (bis drei Jahre), Kind (ab drei Jahre) sowie „Für Große“(Teenies und Erwachsene) – sowie auch in den Kategorien „Schönes aus Stoff“(Gewand, Hauben, Polster oder auch Kuscheldec­ken) Accessoire­s (wie Schnuller- oder Beißketten) oder Papeterie (Poster und Malblöcke von Tanja Putz) sortiert.

Der Großteil der Waren ist lagernd, die Bestellung kommt also in der Regel „in den nächsten Tagen“an. Sollte etwas länger dauern, wird man verständig­t. Vorläufig wollen die beiden jedenfalls beim Onlineshop bleiben, sie werden zwar bei einigen Messen präsent sein, ein „echtes“Geschäft ist aber nicht geplant. Ein solches passt auch nicht unbedingt zum Konzept: eine Plattform mit hochwertig­en Produkten, die für alle – egal, wo sie leben – gleicherma­ßen zugänglich ist.

Begonnen hat Mimi & Mitzi mit sechs Hersteller­n. Mittlerwei­le sind es elf.

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