Trinken für den guten Zweck
360 Grad Österreich: Zum zweiten Mal gefährdet ein Frosteinbruch die Weinernte. Wir empfehlen Feste, bei denen man den Winzern trinkend helfen kann.
Es ist eine schöne Tradition, die manche Winzer im Weinviertel noch heute pflegen. Am Ostermontag gehen sie mit den Helfern der Vorjahresernte ins Grüne (im Dialekt: in die Grean), spazieren durch die Weinberge und beenden den Ausflug in der Kellergasse. Dort werden die Taglöhner und Helfer von den Winzern als Dank für die mühevolle Arbeit mit dem besten Wein, mit Schinken, Eiern und Brot bewirtet.
In Zeiten wie diesen muss man den Brauch umdrehen und den Winzern für ihre Arbeit danken, indem man zu den Wein- und Kellerfesten geht. Zum zweiten Mal in Folge gefährdet heuer ein Frosteinbruch die Weinernte. Während man in Niederösterreich noch mit einem blauen Auge davonkam, waren die Bauern in der Steiermark mit bis zu Minus fünf Grad stärker betroffen.
Mit Paraffinkerzen, die man zwischen den Reben anzündete, mit dem Rauch brennender Strohballen und sogar mit Hubschraubern versuchte man, die Kälte zu bekämpfen und die Ernte zu retten. Wie erfolgreich man damit war, wird sich erst in den kommenden Tagen und Wochen zeigen.
Für viele Weinbauern wäre eine Ernte wie im vergangenen Jahr, als es ebenfalls Ende April einen Kälteeinbruch gab, eine wirtschaftliche Katastrophe. Damals gab es Ernteausfälle zwischen 50 und 80 Prozent. In der Steiermark kam man nach Angaben der Österreich-Wein unter Berufung auf die Statistik Austria nur auf eine Weinproduktion von knapp 66.000 Hektoliter – ein Minus von 69 Prozent im Vergleich zu 2015. Beim Rotwein gab es überhaupt einen Einbruch von 82 Prozent auf nur rund 9400 Hektoliter.
Im Burgenland musste man insgesamt ein Minus von 57 Prozent auf 287.100 Hektoliter Wein hinnehmen. Besonders massive Ausfälle gab es in den Gebieten Neusiedler See und Südburgenland mit einem Einbruch von 70 bzw. 65 Prozent. In Niederösterreich traf es die Gebiete Carnuntum (minus 23 Prozent im Fünfjahresschnitt), die Thermenregion (minus 21 Prozent) und die Wachau (minus 13 Prozent zum Fünfjahresschnitt).
Das weitere Jahr forderte die Winzer durch Sommermonate, die von schwülem Klima mit viel Niederschlag und vereinzelten Hitzeperioden dominiert waren. Der ungewöhnlich warme, sonnige und trockene September bescherte den österreichischen Winzern allerdings einen versöhnlichen Jahresabschluss: Die Trauben konnten so eine gute Reife erlangen, kühlere Nächte führten zu einer optimalen Aromaentwicklung.
Der „Falstaff“urteilte über den Weinjahrgang 2016: „Er zeigt eine sortentypische fruchtige Aromatik und Fülle, die von einem guten Säurerückgrat gestützt wird. Der moderate Alkoholgehalt sorgt zudem für einen angenehmen und guten Trinkfluss.“ Burgenland. Den angenehmen und guten Trinkfluss gab es auf jeden Fall an diesem Wochenende bei den Ruster Weinschätzen (heute noch bis 19 Uhr). 25 Weinbauern laden zur Verkostung ihrer jungen und älteren Jahrgänge ein, und mit etwas Glück holen dabei Herbert und Gerhard einen speziellen Mariental ihres Vaters, Ernst Triebaumer, aus den hinteren Ecken des Kellers. Wer es an diesem Wochenende versäumt hat: Von 26. bis 30. Juli und am 4. und 5. November gibt es ebenfalls offene Kellertüren in Rust.
Am kommenden Wochenende (29./30. April) findet der Weinfrühling Südburgenland statt, für den mehr als 60 Weinbauern – von Rechnitz über Eisenberg bis nach Gaas und Moschendorf – ihre Keller öffnen. An dem Wochenende feiert man auch den Weinfrühling Gols (80 Weinbaubetriebe) und das Oggauer Weinglück ( vom 28. April bis 1. Mai).
Die ganz großen Weinfeste finden im Burgenland traditionell rund um den 11. November statt. Am Festtag des heiligen Martin, des Landespatrons des Burgenlands, wird beim Martiniloben auch der Heurige zum Verkosten freigegeben. Steiermark. In der Steiermark gibt es seit Anfang März größere und viele kleinere Weinfeste. Wer es gern konzentriert hat: Am 8. Juni 2017 werden die besten Weine der Steiermark in der Seifenfabrik Graz präsentiert und prämiert. Mehr als 80 Winzer werden heuer erwartet, deren Produkte nicht nur vom gemeinen Volk, sondern auch von Sommeliers verkostet werden. Dabei kann man feststellen, ob man die feinen Geschmackszellen der Profis hat: Am Abend werden nämlich die Sieger in den unterschiedlichen Sortengruppen gekürt.
Am 2. September präsentieren etwa 45 Weingüter ihre hochwertigen Lagenweine in den historischen Räumlichkeiten der Alten Universität in Graz. Und ebenfalls rund um Martini – allerdings am Mittwoch vor dem 11. November – wird der steirische Junker als Weißwein, Rotwein oder Schilcher vorgestellt: Entweder bei den Winzern oder an der Alten Universität Graz, wo im vergangenen Jahr 52 Weinbauern ihren ersten Wein und Vorboten des aktuellen Jahres ausschenkten.
Im vergangenen Jahr gab es Ernteausfälle zwischen 50 und 80 Prozent. Mit etwas Glück bekommt man bei Ernst Triebaumer einen speziellen »Mariental«.
Von den vielen Weinfesten in der Steiermark nur ein paar Empfehlungen: die Stradener Kellertage (3./4. Juni), die steirische Weinwoche in Leibnitz (18.–22. August) und das gut besuchte Gamlitzer Weinlesefest (5.–8. Oktober). Niederösterreich. In Niederösterreich begannen die Weinfeste ebenfalls an diesem Wochenende (heute noch bis 19 Uhr) mit den Winzern der Weinstraße Weinviertel. Weil man die mehr als 100 teilnehmenden Betriebe aber nicht an einem Wochenende besuchen kann, gibt es bis in den Herbst hinein nicht nur an den Wochenenden, sondern oft auch unter der Woche zahlreiche Weinfeste und -verkostungen. Nett ist etwa am 26. Mai die Lange Nacht der Kellergassen, wenn die Weinkeller mit Kerzen und Fackeln beleuchtet sind. Retz lockt mit zahlreichen Veranstaltungen, die bekannteste, das Weinlesefest inklusive Weinbrunnen, findet heuer vom 22. bis 24. September statt.
In der Wachau zählt das Weinfest in Stein an der Donau (25. bis 27. Mai) mit seiner idyllischen Kellergasse zu einem der stimmungsvollsten, und schon am kommenden Wochenende (29./30. April) laden 230 Winzer aus dem Kamptal, dem Kremstal und dem Traisental zur Verkostung ihrer Weine ein.
Eurofighter.
Alle schimpfen über den Eurofighter, aber ist er wirklich so schlecht, wie viele sagen? Ein Lokalaugenschein.