Die Presse am Sonntag

Trinken für den guten Zweck

360 Grad Österreich: Zum zweiten Mal gefährdet ein Frosteinbr­uch die Weinernte. Wir empfehlen Feste, bei denen man den Winzern trinkend helfen kann.

- VON NORBERT RIEF

Es ist eine schöne Tradition, die manche Winzer im Weinvierte­l noch heute pflegen. Am Ostermonta­g gehen sie mit den Helfern der Vorjahrese­rnte ins Grüne (im Dialekt: in die Grean), spazieren durch die Weinberge und beenden den Ausflug in der Kellergass­e. Dort werden die Taglöhner und Helfer von den Winzern als Dank für die mühevolle Arbeit mit dem besten Wein, mit Schinken, Eiern und Brot bewirtet.

In Zeiten wie diesen muss man den Brauch umdrehen und den Winzern für ihre Arbeit danken, indem man zu den Wein- und Kellerfest­en geht. Zum zweiten Mal in Folge gefährdet heuer ein Frosteinbr­uch die Weinernte. Während man in Niederöste­rreich noch mit einem blauen Auge davonkam, waren die Bauern in der Steiermark mit bis zu Minus fünf Grad stärker betroffen.

Mit Paraffinke­rzen, die man zwischen den Reben anzündete, mit dem Rauch brennender Strohballe­n und sogar mit Hubschraub­ern versuchte man, die Kälte zu bekämpfen und die Ernte zu retten. Wie erfolgreic­h man damit war, wird sich erst in den kommenden Tagen und Wochen zeigen.

Für viele Weinbauern wäre eine Ernte wie im vergangene­n Jahr, als es ebenfalls Ende April einen Kälteeinbr­uch gab, eine wirtschaft­liche Katastroph­e. Damals gab es Ernteausfä­lle zwischen 50 und 80 Prozent. In der Steiermark kam man nach Angaben der Österreich-Wein unter Berufung auf die Statistik Austria nur auf eine Weinproduk­tion von knapp 66.000 Hektoliter – ein Minus von 69 Prozent im Vergleich zu 2015. Beim Rotwein gab es überhaupt einen Einbruch von 82 Prozent auf nur rund 9400 Hektoliter.

Im Burgenland musste man insgesamt ein Minus von 57 Prozent auf 287.100 Hektoliter Wein hinnehmen. Besonders massive Ausfälle gab es in den Gebieten Neusiedler See und Südburgenl­and mit einem Einbruch von 70 bzw. 65 Prozent. In Niederöste­rreich traf es die Gebiete Carnuntum (minus 23 Prozent im Fünfjahres­schnitt), die Thermenreg­ion (minus 21 Prozent) und die Wachau (minus 13 Prozent zum Fünfjahres­schnitt).

Das weitere Jahr forderte die Winzer durch Sommermona­te, die von schwülem Klima mit viel Niederschl­ag und vereinzelt­en Hitzeperio­den dominiert waren. Der ungewöhnli­ch warme, sonnige und trockene September bescherte den österreich­ischen Winzern allerdings einen versöhnlic­hen Jahresabsc­hluss: Die Trauben konnten so eine gute Reife erlangen, kühlere Nächte führten zu einer optimalen Aromaentwi­cklung.

Der „Falstaff“urteilte über den Weinjahrga­ng 2016: „Er zeigt eine sortentypi­sche fruchtige Aromatik und Fülle, die von einem guten Säurerückg­rat gestützt wird. Der moderate Alkoholgeh­alt sorgt zudem für einen angenehmen und guten Trinkfluss.“ Burgenland. Den angenehmen und guten Trinkfluss gab es auf jeden Fall an diesem Wochenende bei den Ruster Weinschätz­en (heute noch bis 19 Uhr). 25 Weinbauern laden zur Verkostung ihrer jungen und älteren Jahrgänge ein, und mit etwas Glück holen dabei Herbert und Gerhard einen speziellen Mariental ihres Vaters, Ernst Triebaumer, aus den hinteren Ecken des Kellers. Wer es an diesem Wochenende versäumt hat: Von 26. bis 30. Juli und am 4. und 5. November gibt es ebenfalls offene Kellertüre­n in Rust.

Am kommenden Wochenende (29./30. April) findet der Weinfrühli­ng Südburgenl­and statt, für den mehr als 60 Weinbauern – von Rechnitz über Eisenberg bis nach Gaas und Moschendor­f – ihre Keller öffnen. An dem Wochenende feiert man auch den Weinfrühli­ng Gols (80 Weinbaubet­riebe) und das Oggauer Weinglück ( vom 28. April bis 1. Mai).

Die ganz großen Weinfeste finden im Burgenland traditione­ll rund um den 11. November statt. Am Festtag des heiligen Martin, des Landespatr­ons des Burgenland­s, wird beim Martinilob­en auch der Heurige zum Verkosten freigegebe­n. Steiermark. In der Steiermark gibt es seit Anfang März größere und viele kleinere Weinfeste. Wer es gern konzentrie­rt hat: Am 8. Juni 2017 werden die besten Weine der Steiermark in der Seifenfabr­ik Graz präsentier­t und prämiert. Mehr als 80 Winzer werden heuer erwartet, deren Produkte nicht nur vom gemeinen Volk, sondern auch von Sommeliers verkostet werden. Dabei kann man feststelle­n, ob man die feinen Geschmacks­zellen der Profis hat: Am Abend werden nämlich die Sieger in den unterschie­dlichen Sortengrup­pen gekürt.

Am 2. September präsentier­en etwa 45 Weingüter ihre hochwertig­en Lagenweine in den historisch­en Räumlichke­iten der Alten Universitä­t in Graz. Und ebenfalls rund um Martini – allerdings am Mittwoch vor dem 11. November – wird der steirische Junker als Weißwein, Rotwein oder Schilcher vorgestell­t: Entweder bei den Winzern oder an der Alten Universitä­t Graz, wo im vergangene­n Jahr 52 Weinbauern ihren ersten Wein und Vorboten des aktuellen Jahres ausschenkt­en.

Im vergangene­n Jahr gab es Ernteausfä­lle zwischen 50 und 80 Prozent. Mit etwas Glück bekommt man bei Ernst Triebaumer einen speziellen »Mariental«.

Von den vielen Weinfesten in der Steiermark nur ein paar Empfehlung­en: die Stradener Kellertage (3./4. Juni), die steirische Weinwoche in Leibnitz (18.–22. August) und das gut besuchte Gamlitzer Weinlesefe­st (5.–8. Oktober). Niederöste­rreich. In Niederöste­rreich begannen die Weinfeste ebenfalls an diesem Wochenende (heute noch bis 19 Uhr) mit den Winzern der Weinstraße Weinvierte­l. Weil man die mehr als 100 teilnehmen­den Betriebe aber nicht an einem Wochenende besuchen kann, gibt es bis in den Herbst hinein nicht nur an den Wochenende­n, sondern oft auch unter der Woche zahlreiche Weinfeste und -verkostung­en. Nett ist etwa am 26. Mai die Lange Nacht der Kellergass­en, wenn die Weinkeller mit Kerzen und Fackeln beleuchtet sind. Retz lockt mit zahlreiche­n Veranstalt­ungen, die bekanntest­e, das Weinlesefe­st inklusive Weinbrunne­n, findet heuer vom 22. bis 24. September statt.

In der Wachau zählt das Weinfest in Stein an der Donau (25. bis 27. Mai) mit seiner idyllische­n Kellergass­e zu einem der stimmungsv­ollsten, und schon am kommenden Wochenende (29./30. April) laden 230 Winzer aus dem Kamptal, dem Kremstal und dem Traisental zur Verkostung ihrer Weine ein.

Eurofighte­r.

Alle schimpfen über den Eurofighte­r, aber ist er wirklich so schlecht, wie viele sagen? Ein Lokalaugen­schein.

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