Der Prater hat für jeden etwas übrig
Man kann hier laufen, Fußball spielen, Karussell fahren, reiten, träge in der Sonne liegen. Viel Geld ausgeben oder gar keines: Der Prater ist ein vielfältig nutzbarer Raum, in dem jeder seinen Lieblingsort finden kann. Acht persönliche Empfehlungen, acht
Die einen, sehr viele sogar, kommen traditionell zum Maifest am 1. Mai. Andere sind an schwülen Sommerabenden Dauergäste im Schweizerhaus. Mit Besuch von auswärts verschlägt es einen vielleicht wieder einmal ins Riesenrad (das heuer 120 Jahre alt wird.) Manche absolvieren hier frühmorgens ihr tägliches Lauftraining und teilen sich die Hauptallee mit den Trabrennfahrern. Jugendliche beweisen im Rundfahrgeschäft (was für ein Wort!) Extasy ihren Mut.
Der Prater ist im besten Sinne ein vielfältig nutzbarer Raum: Laut und schrill und kommerziell (und auch ein bisschen verrucht, so will es die Histo- Wir schreiben das Jahr 1537. Habsburgerkönig Ferdinand I. lässt in den Praterauen eine Kastanienallee anlegen. Die Adeligen (das gemeine Volk darf die Allee erst mehr als zwei Jahrhunderte später, 1766, betreten) kommen nicht auf die Idee, unter den Kastanienbäumen auf und ab zu laufen. Die Gegend ist ein Jagdrevier. Heutzutage gibt es sie immer noch, die Prater Hauptallee. Die Laufmeile Wiens.
Das hat gute Gründe. Der grüne Prater liegt zentrumsnah. Das ist für eine Millionenstadt etwas Besonderes. Wer mit dem Auto kommt, nutzt vielfach, trotz Gebührenpflicht, den Stadionparkplatz in der Mitte der vier Kilometer langen Allee. Abgesehen von der leichten Erreichbarkeit hat diese Laufund Freizeitmeile den Vorteil, dass sie nachts beleuchtet ist. So kann man auch nach einem langen Arbeitstag noch seine Längen ziehen. Und: Man kann sich sowohl auf Asphalt als auch auf unbefestigten, gelenksschonenderen Bahnen bewegen. Zudem gibt es Kilometermarkierungen. So lassen sich Durchgangszeiten messen. Dass geradeauslaufen fad sein soll, ist ein Gerücht. Die Zeit vergeht ja schnell. Beim City-Marathon, der auch durch die Allee führt, braucht die Spitzengruppe ungefähr 12 (in Worten: zwölf ) Minuten. Für die vier Kilometer. m. s. rie) im Wurstelprater. Sportlich, erholsam und mitunter sogar ganz ruhig in einer besonders entlegenen Ecke im großen Grünen Prater.
Auf einen Lieblingsort wird man sich hier nur schwer einigen können: Zu groß ist es hier, zu vielfältig die Möglichkeiten. Man kann hier viel Geld ausgeben und mit verklebten Zuckerwattefingern nach Hause fahren – oder nach einem ruhigen Tag auf der Wiese. Und so kommt es, dass der Prater für jeden etwas anderes bedeutet und an unterschiedlichen Orten greifbar ist. Acht „Presse“-Redakteure stellen hier ihren ganz persönlichen „Prater“vor. Aber auch den Prater in der Musik. Wer eine Runde um das – Obere oder Untere – Heustadlwasser dreht, wird mitunter mit einem überraschenden Naturerlebnis belohnt. Denn an diesem ehemaligen Seitenarm der Donau tummeln sich nicht nur die wohl bekannten, heimischen Stockenten. Wer Glück hat, entdeckt auch die ursprünglich aus Ostasien stammenden, exotisch anmutenden Mandarinenten: Die prächtigen Erpel mit ihrem bunten Schopf und dem roten Schnabel umgarnen hier die vergleichsweise unscheinbaren graubraunen Weibchen. Und dazwischen steht manchmal auch ein Graureiher – während man aus dem Wald die Spechte klopfen hört.
Auch wenn der Vergleich zur burgenländischen Langen Lacke freilich hinken mag, bieten sich an den beiden „kurzen Lacken“mitten in Wien doch immer wieder unerwartete Begegnungen mit Vögeln. Sonst ist hier eher wenig los, man kann das Idyll also (vor allem auf der nicht asphaltierten Seite bei der Hundeschule) meist in Ruhe genießen. Die Wanderwege entlang der beiden, durch die Hauptallee geteilten Heustadlwasser scheinen für Spaziergänger, Jogger oder Nordic Walker jedenfalls noch eher ein Geheimtipp zu sein als andere Routen. Hier laden viele Plätze ein, Energie zu tanken oder ganz einfach zu genießen. gral