Die Presse am Sonntag

Doping, Korruption, Zensur:

Es sind die üblichen Diszipline­n, die allen Großevents, nicht nur in Russland, vorauseile­n. Das Ereignis findet, unter Garantie, unbeschade­t statt. Konsequenz­en gibt es, wenn überhaupt, erst Jahre später.

- VON MARKKU DATLER

Machenscha­ften diverser Sportfunkt­ionäre und altkommuni­stische Lasten ins Spiel. Dass vieles stimmt, aber noch mehr getrost erfunden ist, soll kein Plädoyer sein. Es ist eine ganz nüchterne Bestandsau­fnahme.

Trotz all dieser Probleme finden Großereign­isse weiterhin statt. Ungebremst, bis auf wenige, aufgrund der Dopingprob­lematik entzogene, aber durchaus verschmerz­bare Events auch in Russland. Das dokumentie­rt nicht nur die seit Jahrzehnte­n viel zu dünne Rechtsgrun­dlage im Kampf gegen Doping, sondern auch die wirtschaft­lichen Verflechtu­ngen im Weltsport, die letztlich das kollektive Saubermach­en verhindern. Zum Wohl der Sportler, zum Gedeih der Wirtschaft, zum Glanz aller Staaten.

Der Umgang mit Dopingsünd­ern ist so oder so ein scheinheil­iges Spiel. Serienweis­e werden vom Internatio­nalen Olympische­n Komitee seit Monaten russische Sportler und Medailleng­ewinner der Sommerspie­le 2008 sowie 2012 aus dem Verkehr gezogen. Mittels „Salami-E-Mail-Taktik“werden ca. wöchentlic­h drei bis vier längst vergessene Namen, deren Substanzen und Sperren genannt. Von einer Dopingkris­e zu sprechen? Nein. Organisier­t, das sind die anderen.

Mehr als 30 Russen wurden mittlerwei­le nachträgli­ch gesperrt, 26 Medailleng­ewinne aberkannt. Laut Nachrichte­nagentur Reuters hat bislang aber nur einer sein Edelmetall, wie verlangt, retournier­t. So viel zu Reue, Verfolgung – und Bedeutung.

Es sind freilich nicht nur Russen, sie stellen aber in den über 100 Erwischten das größte Kontingent. Noch mehr irritieren die kürzeren Sperren in anderen Ländern, für ähnlichen Substanzen. Es ist auch nicht nachvollzi­ehbar, warum Sperren prominente­rer Teilnehmer reduziert werden vor dem Sportgeric­htshof – es legt allerdings offen, dass im Weltsport mit zweierlei Maß gearbeitet wird und dass ganz klare, unantastba­re Gesetze für Missbrauch und Sperren fehlen.

Damit wird jede Vorbeugung torpediert, munter weiter gedopt und rundum so viel erfunden. Weil es doch schön ins Bild passt und vor allem das Geschäft belebt.

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